Rhein-Pfalz Kreis Neuhofener Altrhein ringt um Sauerstoff

Im Moment sollte der Anblick des Neuhofener Altrheins Erholungssuchenden ausreichen – zum Baden ist die Wasserqualität zu schlec
Im Moment sollte der Anblick des Neuhofener Altrheins Erholungssuchenden ausreichen – zum Baden ist die Wasserqualität zu schlecht.

«Altrip.» Die Belüftungsapparate am Neuhofener Altrhein sind wieder eingeschaltet. Sicherheitshalber. Damit bei der heißen Witterung der See nicht umkippt. Ansonsten hält sich das besondere Sorgenkind unter den Altriper Gewässern in diesem anstrengenden Sommer bislang recht tapfer.

Sommer, Hitze, Schwimmverbot. Also nicht ganz. „Aber wir raten davon ab, Abkühlung im Neuhofener Altrhein zu suchen“, sagt Ortsbürgermeister Jürgen Jacob, der die Daten zu dem Gewässer vor sich liegen hat. Experten des Landesamts für Umwelt nehmen regelmäßig Proben. Derzeit seien zu viele Cyanobakterien im Wasser, um das Schwimmen darin empfehlen zu können. „Wenn man rausfährt, sieht man Unverbesserliche natürlich trotzdem darin baden.“ Ansonsten ist Jacob aber nicht gänzlich unzufrieden, was die Entwicklung der Wasserqualität im Neuhofener Altrhein anbelangt. Denn derzeit sinkt zumindest der Phosphatgehalt im See – wenn auch nur langsam. Ja – das Seewasser bietet derzeit keine Erholung, sondern erholt sich selbst. Allerlei ist dafür in den vergangenen Jahren getan worden. Es wurden Frischluftschneisen geschlagen und der Karpfenbestand reduziert. Die hungrigen Allesfresser wurden herausgefischt, damit sich die Unterwasserpflanzenwelt erholen kann. Eine intakte Flora ist wichtig für den Sauerstoffeintrag im See. Das wichtigste Projekt beim Kampf um bessere Wasserqualität ist jedoch die Tiefenwasserentnahme. Über eine 1,9 Kilometer lange Rohrleitung wird sauerstofffreies Wasser aus dem Altrheinarm zur Rehbachmündung und dann in den Rhein gepumpt. Keine billige Therapie. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt rund 750.000 Euro. 600.000 Euro kostete es allein, die Infrastruktur für die Tiefenwasserentnahme zu schaffen. Die gute Nachricht für Kommune und Kreis war: Das Land gab 90 Prozent dazu. Anfang Mai 2017 war der Motor für die Tiefenwasserentnahme angeworfen worden. Im Juli vermeldete Jacob bereits gute Ergebnisse. Die sauerstoffführende Schicht hatte sich verbreitert, die Sichttiefe verbessert. Die Fädenstruktur der Cyanobakterien war allerdings auch vor einem Jahr noch deutlich vorhanden. Wenngleich damals nichts dagegensprach, im Neuhofener Altrhein zu schwimmen. In diesem Punkt hat die Wasserqualität verloren. „Beim Phosphatgehalt liegen wir aber wieder auf dem Niveau vor 2012“, sagt Jacob. Das Jahr 2012 markiert eine Wende. Bis dahin hatte der Neuhofener Altrhein nämlich noch sehr gutes Wasser. Doch plötzlich verschlechterte sich die Qualität rapide. 2015 kam es im eigentlichen Altrheinarm zu einem großen Fischsterben. Im vergangenen Jahr drohte der ausgekieste Teil des Gewässers umzukippen. Es stank verdächtig nach Schwefel. Vier Jahre lang war das Baden in dem See ein absolutes Tabu. Experten des Landesamts für Umwelt hatten bei Untersuchungen eben das genannte Phosphat als Urheber für den Qualitätsverlust ausgemacht. Das kann über Dünger in der Landwirtschaft in den Wasserkreislauf geraten. Es kann aber auch über unsachgemäße Abwasserentsorgung im Altriper Naherholungsgebiet direkt in den Altrheinarm gelangen. Deshalb soll dort, wo noch nicht geschehen, die Wasserver- und -entsorgung geregelt werden. Auch, um das Gewässer auf Dauer zu retten. Um den See über den Sommer zu bringen, blubbern also wieder Belüfter. Seit drei Wochen sind zwei Geräte angeschaltet. „Sie bringen Sauerstoff ins Altwasser ein“, sagt Jacob. Im neuen, ausgekiesten Teil sei noch alles in Ordnung. Noch. Die Hitze ist noch nicht vorbei.

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