Rheinpfalz Kulturgütern auf der Spur

Der Verkauf eines Kalenders ist angelaufen.
Der Verkauf eines Kalenders ist angelaufen.

«Mannheim.» Für ein Lapidarium, eine Sammlung von Steinwerken, macht sich der Verein Stadtbild Mannheim stark. Die Vorarbeit für solch einen Ausstellungsort hat er bereits geleistet.

Wenn Steine erzählen könnten, dann würden sie in Mannheim unter anderem berichten von Zeiten, als es in der Quadratestadt noch einen Scharfrichter gab. Denn ein Engelsportal aus Sandstein zierte seit 1708 den Eingang von dessen Domizil in H 5, 9. Das älteste erhaltene Wohnhaus der Innenstadt wurde 1970 abgerissen, das steinerne Portal danach irgendwo unsachgemäß zwischengelagert. Gleiches gilt für die alten Jugendstillampen der Wasserturmanlage. „Sie rosten still vor sich hin“, sagt Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim. Besser ergeht es ihren Ausführungen zufolge den Säulen des ehemaligen Wachhäuschens am Mannheimer Schloss. Diese hat der Verein in Schwetzingen ausfindig gemacht, wo sie zwar vor der Öffentlichkeit verborgen, aber gut geschützt gelagert würden. Nur einige Beispiele von noch vorhandenen originalen Bauteilen und Zierelementen von Mannheimer Gebäuden, die im Zweiten Weltkrieg oder danach zerstört wurden. Kulturgüter, die laut Heberer Zeugnis von alter Handwerks- und Baukunst ablegen und zugleich Aufschluss über das historisch gewachsene Stadtbild geben. „Viele Altertümer befinden sich auf städtischen Bauhöfen. Doch auch im Odenwald sind wir fündig geworden und haben ein Sandsteinelement des alten Kaufhauses in N 1 entdeckt“, erzählt Heberer von einer besonderen Schatzsuche, die die Vereinsmitglieder zusammen mit Fotograf Jean-Luc Lasnier im vergangenen Sommer unternommen haben. Ziel war es, einen Fotokalender für das Jahr 2019 zu erstellen, um der Bevölkerung anhand von zwölf Beispielen zu zeigen, was da alles im Verborgenen schlummert – zum Beispiel die capitolinische Wölfin, die ehemals vor der Kinderklinik stand. Ein Appetithappen gewissermaßen. Denn erklärtes Anliegen des Vereins ist es, ein Lapidarium zu errichten, in dem die Mannheimer Originale aus Stein, aber auch Holz und Metall dauerhaft untergebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Keine neue Idee zwar. Allerdings eine, die – ähnlich wie die Kulturgüter selbst – bislang nicht richtig zur Geltung kommen will. Bereits im Juli 2011 hatte die CDU-Gemeinderatsfraktion ein Lapidarium gefordert, um den Verein Stadtbild zu unterstützen. Kulturausschuss und Gemeinderat befassten sich in den darauffolgenden Jahren wiederholt mit dem Thema. Denn die Fraktionen ließen nicht locker und forderten neben einem Konzept, Orte zu prüfen. Dass 2019 der Durchbruch gelingt, begründet Heberer mit den guten Voraussetzungen. Schließlich habe der Verein im Zusammenhang mit dem Fotokalender wertvolle Vorarbeit geleistet, um die Altertümer aufzuspüren, sie auf ihre Herkunft zu prüfen und entsprechend zu listen. Zudem haben CDU und SPD im Juli 2018 erneut die Verwaltung aufgefordert, die Inventarisierung vorzunehmen, Kosten und Fläche zu ermitteln und einen geeigneten Standort für ein Lapidarium auszuweisen. „Die Verwaltung ist am Zug“, betont Heberer und sagt zugleich die Bereitschaft des Vereins Stadtbild zu, bei der Mannheimer Bürgerschaft für ein Lapidarium zu werben, um eine finanzielle Unterstützung zu organisieren. „Einen kleinen Anfang machen wir ja jetzt schon mit dem Verkauf des Kalenders ,Mannheimer Originale brauchen ein Zuhause’, den wir beim Neujahrsempfang der Stadt vorgestellt haben“, sagt sie. Auch die Übernahme von Patenschaften für ein bestimmtes historisches Bauteil anzubieten sei denkbar. Noch Fragen? Erhältlich ist der Fotokalender bei Bücher Bender in O 4, 2 sowie in der Buchhandlung Böttger in Neckarau, der Verlagsbuchhandlung Waldkirch in Feudenheim, im Restaurant „Kleiner Rosengarten“ in U 6, 19 und per Mail an info@stadtbild-mannheim.de. Weitere Informationen: www.stadtbild-mannheim.de.

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