Landau Gloria-Kulturpalast in der Coronakrise: Naht die Rettung?

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Die Corona-Folgen treffen die Kulturlandschaft hart. Vor knapp einer Woche hat Peter Karl, Betreiber des Gloria-Kulturpalasts, verkündet, dass er ohne Einnahmen nur noch rund sechs Wochen durchhält. Am Mittwoch legen sich junge Leute für ihn ins Zeug.

Einnahmeausfälle allerorten: Während einige Profi-Bands es schaffen, sich beispielsweise über Touren durch Autokinos über Wasser zu halten oder Amateur-Künstler sich Jobs suchen, haben die Betreiber von Kulturstätten ganz andere Probleme. Die Fixkosten laufen weiter, Geld kommt aber abgesehen von den staatlichen Soforthilfen kaum rein. Der Zutritt beispielsweise zum Gloria ist auf 75 Personen beschränkt – eigentlich zu wenige für einen rentablen Betrieb eines Gebäudes dieser Größe. Auf der anderen Seite: Macht man nichts, kommt auch kein Geld rein. Bei Karl geht es nicht mehr lange gut.

Was ist eine digitale interaktive Party?

„Als wir gehört haben, dass sich das Gloria in einer Notsituation befindet, haben wir beschlossen zu helfen“, sagt Nicolas Schmelzer. Der 27-jährige angehende Gymnasiallehrer hat im Lauf seines Studiums als DJ Skinniboi mehrfach im Gloria aufgelegt. Meist wurde er auf Fachschaftspartys gebucht – die Fachschaften von Psychologie sowie Sozial- und Kommunikationswissenschaften seien mit im Boot, sagt Schmelzer. Der Plan: Über eine interaktive digitale Party sollen Spenden zusammenkommen. Wie funktioniert das?

Zunächst ist da der digitale Teil: Die Veranstaltung wird live ins Netz über die Plattform Twitch übertragen. Sonst könnte kaum jemand zusehen, sagt Schmelzer. Rund 40 Personen werden für die Party selbst gebraucht – Technik, die Indie-Rock-Band Feasco, drei DJs, Organisatoren und andere nehmen über die Hälfte der erlaubten Zuschauerzahl vor Ort ein. Die anderen Plätze habe man verlost, das sei fair. Wer über die Bezahlplattform Paypal während der Veranstaltung spendet, wird beim Livestream eingeblendet. Und damit sind wir schon beim interaktiven Teil.

„Jeder Euro zählt“

Die Einblendungen sind nicht die einzige Möglichkeit, wie die Menschen hinter ihren Bildschirmen einbezogen werden. Die einzelnen Auftritte der drei DJs Skinniboi, ClimaxChange und Felix & Chill sowie der Band Feasco hängen an Spenden. Wird das Spendenziel erreicht, folgt der nächste Auftritt, erklärt Schmelzer. Könnte das nicht dem Ego wehtun, wenn kurz nach Auftrittsbeginn die Spenden in die Höhe schießen, weil sich alle auf den Nachfolger am Pult freuen? „Nein“, sagt Schmelzer und lacht. „Es geht nicht um Egos, es geht um die Sache. Jeder Euro der reinkommt, zählt. Auch die minimalsten Beträge helfen.“

Das sieht auch Gloria-Inhaber Peter Karl so. „Das ist eine sehr coole Aktion. Seit sie gestartet ist, kommt Geld rein. Ich freu mich über jeden, der was gibt.“ Die Studierenden seien einfach auf ihn zugekommen und hätten ihm den Plan zur Aktion dargelegt. Karl klingt begeistert, während er dies berichtet. Generell habe er durch Spenden schon 8000 Euro eingenommen. Das trage dazu bei, die Kulturstätte in Landaus Zentrum zu erhalten.

2017 Probleme mit Brand- und Denkmalschutz

Die Existenz des Gloria-Kulturpalasts stand zuletzt 2017 auf der Kippe. Die Mainzer Denkmalschützer von der Generaldirektion Kulturelles Erbe stellten das 1953 eröffnete Kino unter Denkmalschutz. Die Skelettbauweise und der Erhalt des Gebäudes als typisches Lichtspielhaus machten das Gebäude erhaltenswert. Das trieb damals die Kosten für die Einhaltung behördlicher Auflagen massiv in die Höhe. Karl hat es geschafft, das Gloria zu erhalten – es war aber monatelang fraglich, ob ihm das gelingen würde. Im Gloria feiert Karl nicht nur Partys, die, wie er oft betont, die eigentlichen kulturellen Veranstaltungen querfinanzierten. So können dort auch kleinere Ereignisse wie Metal-Konzerte, Bandabende oder die Stunksitzungen im Karneval Obdach finden. Das Gloria ist ein Ort für Landauer Vereine und Gruppen, die sich die großen Hallen wie die Festhalle oder das Alte Kaufhaus schlicht nicht leisten können. Aber auch Stars wie die Comedienne Mirja Boes oder den mittlerweile verstorbenen Autoren Roger Willemsen konnte der auch als Magier auftretende Karl schon in die Südpfalz locken. Das Vorbild ist der Berliner Wintergarten.

Die Probleme sind ausgeräumt, er habe beispielsweise eine topmoderne Belüftungsanlage eingebaut, mit der er gar einen Sturm erzeugen könnte, sagte Karl gegenüber der RHEINPFALZ. Jetzt muss er mit seinem Kulturpalast nur noch die Coronakrise überstehen.

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Nicolas Schmelzer
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