Landau Gestaltungsbeirat: Verein Stadtbild fordert Korrekturen

Kontrast von alter und moderner Bebauung in der Innenstadt, hier in der Bismarckstraße.
Kontrast von alter und moderner Bebauung in der Innenstadt, hier in der Bismarckstraße.

Als Schritt in die richtige Richtung feiert der Verein Stadtbild die Ansage der Verwaltung, einen Gestaltungsbeirat zu etablieren. Doch der Verein kritisiert die Arbeitsweise.

Seit geraumer Zeit melden sich die Sprecher des Regionalverbandes Südpfalz des bundesweiten Vereins Stadtbild zu Wort und kommentieren Entwicklungen der Stadtplanung in Landau. Der Verein versteht sich auch als Sprachrohr von Bürgern, die Wert legen auf eine überzeugende und sich gut ins Umfeld einfügende Architektur. Insofern begrüßt die Vereinigung die Ankündigung der Stadt vom Monatsanfang, einen Gestaltungsbeirat mit Experten auszustatten, die über das Erscheinungsbild der Stadt wachen.

Die Stadt Landau erfindet das Rad nicht neu, denn ähnliche Gremien gibt es bereits in Speyer, Trier, Mainz und Koblenz, bundesweit sind es laut Stadtbauamt weit über 100. Die Kommission hat allerdings nur beratende Funktion. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte loslegen. Die Verwaltung setzt darauf, dass die Experten, die von außerhalb kommen, durch Kompetenz und Überzeugungskraft bei privaten und öffentlichen Bauvorhaben Einfluss nehmen können.

Umdenken in der Politik

Der Verein Stadtbild sieht sich bestätigt, dass seine Bedenken zu vielen Projekten in der Öffentlichkeit geteilt werden und zu einem Umdenken in der Politik und der Verwaltung der Stadt geführt haben, wie Sprecher Mario Albers und Joachim Weißmann betonen. „In der Praxis hat sich nämlich gezeigt, dass die Betreuung der Neubauvorhaben durch das Bauamt oft nur unzureichend erfolgt.“ Ablesbar sei das beispielsweise an der mangelnden Umsetzung der innerstädtischen Gestaltungssatzungen, mit den bekannten unschönen Ergebnissen in Nußbaumgasse und Waffenstraße. Stadtbild hatte kritisiert, das zu viele Bauten freudloses Schwarz-Weiß seien, also Farbe vermissen lasse, und dass Neubauten zu oft Klötze seien, die wie Lego-Bauten in die Kulisse gestellt würden.

Albers und Weißmann führen auch an, dass sich Bauherren häufig von der Verwaltung allein gelassen fühlten und lange Runden bis zur eigentlichen Genehmigung drehen müssten. „Dennoch sind die Ergebnisse selten zufriedenstellend, so dass hier in der Tat mehr fachliche und kreative Expertise von außen wünschenswert wäre.“

Fehler im Wohnpark

Der Gestaltungsbeirat sollte sich nach Ansicht des Vereins auch neue Bebauungspläne vornehmen und dafür sorgen, dass bei städtischen Ausschreibungen auch echte Alternativen auf den Tisch kämen. „Die sich eingeschlichene Praxis, die Ideen für neue Stadtteile oder Neubaugebiete in den Stadtdörfern am vermeintlich erfolgreichen Konzept des Wohnparks am Ebenberg zu orientieren, halten wir für falsch, weil dadurch auch die offensichtlichen Fehler unreflektiert übernommen werden“, unterstreichen die beiden Sprecher.

So gut der Vorstoß der Stadt auf den ersten Blick erscheinen möge, so dränge sich doch bei genauerem Hinsehen Korrekturbedarf in Grundstruktur und Ausrichtung des Beirats auf. Denn der Vorschlag der Stadt beruhe auf einer Vorlage der Architektenkammer. Die aber praktiziere seit Jahrzehnten eine „einseitige, exklusive und bevormundend-ideologische Ausrichtung“ zugunsten stark reduzierten Bauens, hält Stadtbild fest. Die meisten Bürger lehnten dies ab, behaupten Albers und Weißmann.

Wo ist die Bürgerbeteiligung?

Schon der Ansatz, der Beirat solle an der Akzeptanz von Politik, Verwaltung, Öffentlichkeit und der örtlichen Architektenschaft ausrichten, sei ein Widerspruch in sich. Wenn man echte Unabhängigkeit wolle, wäre genau das auszuschließen. Der einzige Maßstab für die Bewertung der Arbeit des neuen Beirats müsste laut Albers und Weißmann vielmehr deren langfristige Akzeptanz durch die Landauer Bürger sein.

Sie fragen, wann Oberbürgermeister Dominik Geißler sein Versprechen zu mehr Bürgerbeteiligung in diese Vorlage eingebracht habe. Denn außer der in der Regel öffentlichen Teilnahme an vier Sitzungen im Jahr seien keine weiteren Beteiligungen der Bürger vorgesehen. „Wir hielten es zum Beispiel für sinnvoll, im Vorfeld der Sitzungen des neuen Gestaltungsbeirats die Architekten und Bauträger zum Entwickeln von Gestaltungsalternativen ihrer Projekte zu animieren, welche dann vom Beirat vorbereitet und anschließend – mit Empfehlungen versehen – von den Bürgern in der Tagung selbst auf ihre Akzeptanz hin überprüft werden.“ Außerdem sollte der Gestaltungsbeirat nach seinen Sitzungen von den teilnehmenden Bürgern online bewertet werden können, wie es die heute übliche Praxis zur Überprüfung der Akzeptanz bei Besuchern von Ausschüssen und Sitzungen ist.

Der Verein hält drei statt vier Mitglieder aus Gründen der Abstimmung für sinnvoller, und er plädiert dafür, dass sie ausschließlich Architekten oder Architekturtheoretiker sind – zudem aus verschiedenen architektonischen Richtungen mit einschlägiger Reputation. Schließlich gehe es im Schwerpunkt um die Gestaltung „qualitätsvoller, städtischer Räume“ und nicht um Landschaftsplanung.

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