Lokalsport Südpfalz Gänsehaut: Silaghi trifft Geißler

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LANDAU. 25 Boxer, junge Männer, Jugendliche, Mädchen, hören auf sein Kommando. Geht die Tür zur Süwega-Halle auf, dreht sich Valentin Silaghi um, der 59-Jährige ist für einen Moment nicht bei der Sache. Gleich wird er dem Mann begegnen, der ihm vor gut 25 Jahren in die Position Nachwuchs-Bundestrainer im Deutschen Boxsport-Verband verhalf: Heiner Geißler, bis 1989 Generalsekretär der CDU.

Geißler (86) verspätet sich. Es ist die Gelegenheit, Silaghis Geschichte aus erster Hand zu erfahren. Als Rumänischer Meister im Mittelgewicht gewann er bei den Spielen 1980 in Moskau Bronze. Bei der Amateur-WM 1982 in München setzte er sich von seinem Team ab. Als Sparringspartner und Honorartrainer kam er beim deutschen Verband unter. Er studierte in Köln, 1988 hatte er das Diplom als staatlich geprüfter Trainer. „Meine Trainerkollegen und ich gehen durch die Reihen und nehmen Korrekturen vor“, kündigt Silaghi seinen Schützlingen an. Die Disziplin ist hoch. Einer der Boxer hat es ihm angetan: „Der ist wie eine Schlange“, sagt er zu den Vorstandsmitgliedern der Boxabteilung im ASV Landau, die das Treffen arrangiert haben. Silaghi tänzelt, beugt sich um die Hüfte, ahmt den Boxer nach. „Er ist nicht zu treffen und haut wunderbar. Er hat es im Blut.“ Wieder geht die Tür auf. Wieder nix. Mit Boxen in Leverkusen, wo er später auch Trainer war, hatte sich Silaghi das Studium finanziert. Es war die Zeit, als in Rülzheim Jürgen Hartensteins Karriere begann. 1989 sei Hartenstein Deutscher Junioren-Meister gewesen, erzählt Silaghi. Der Boxverband habe damals zwei Bundestrainer gehabt. Hartensteins Vater hat sich demnach darum bemüht, ob Heiner Geißler sich beim Innenminister nicht für eine Nachwuchs-Bundestrainerstelle stark machen könne. „Ich habe mich beworben und die Stelle bekommen“, erzählt Silaghi. Er will Geißler an diesem Abend zeigen, wen er in all den Jahren als Trainer zu Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen begleitet hat, und er will ein Autogramm haben auf einem privaten Foto. Die Liste ist sehr lang. Sie fängt an mit Dariusz Michalczewski, führt zu Luan Krasniqi, Sven Ottke, Felix Sturm. Ach ja: Bei der Einbürgerung des Kosovo-Albaners Krasniqis habe Geißler auch geholfen. Als Silaghi die Stelle am Olympiastützpunkt Mannheim-Heidelberg bekam, zog er nach Lingenfeld. Dort traf er Geißler bei einer politischen Versammlung. „Wie geht es Herrn Hartenstein?“, habe Geißler ihn gefragt. Seit sechs Jahren wohnt Silaghi in Rülzheim. Bei Jugendmeisterschaften in Villingen-Schwenningen nahm er sich eines Landauer Boxers an. Seitdem kommt er einmal die Woche zu den ASV-Boxern. Die Tür geht auf. Da steht er. Silaghi eilt hin, gibt Geißler die Hand, ist gerührt: „Kennen Sie mich noch? Ich freue mich, ich habe Gänsehaut.“ Über Boxen, über die Familie, die Enkeltochter, über dies und das („1993 hatte ich noch Haare auf dem Kopf“) werden die beiden Männer reden. „Ich bin gesund und kann etwas zurückgeben für den Boxsport, vielen, vielen Dank“, sagt der Trainer. Geißler stellt sich vor die Boxer, die kurz innehalten: „Einer der besten und bedeutendsten Boxtrainer in der Bundesrepublik, ich kann euch nur gratulieren, dass er einmal in der Woche nach Landau kommt.“ |thc

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