Kultur Südpfalz „Sei einfach du“

Die Jungs machen sich schön.
Die Jungs machen sich schön.

Das Wörther Publikum war gespannt auf die Musical-Produktion des Altonaer Theaters, das schon mehrmals in Wörth gastierte. Würde es gelingen, zentrale Themen und Lebensentwürfe der 80er-Jahre in die heutigen Zeit zu übertragen? Oder wäre das musikalische Schauspiel eher eine nostalgische Reminiszenz an diese Zeit? Wie würden Musik und Liedtexte das emotionale Wechselspiel zwischen Mann und Frau oder zwischen Mann und Mann ausdrücken? Das waren Fragen, die manchen Zuschauer zu Beginn der quirligen Show beschäftigten. Ganz eindeutig fielen die Antworten nicht aus, der Abend hinterließ eher ein Gefühl von „teilsteils“. Im Mittelpunkt der Story steht der frauenverrückte Schönling Axel (in Wörth von Nils Klitsch gespielt). Er wird von seiner Freundin Doro (überzeugend gespielt und toll gesungen von Alice Hanimyan) beim Fremdgehen im heimischen Bett erwischt und kann ausgerechnet bei dem ausgesprochen netten, hilfsbereiten und homosexuellen Norbert unterkommen. In dessen Rolle schlüpfte Moritz Grabbe, der an diesem Abend der beste Akteur war. Er hat einen ausschließlich schwulen Freundeskreis. Doro hat nur heterosexuelle Freundinnen, die ambivalent zwischen Sexsymbol und Heimchen pendeln. Und dazwischen ist Axel mit seinem Ziel, die von ihm schwangere Doro zurückzuerobern, ein treuer Ehemann, guter Vater und am Ende sogar ein guter Freund für Norbert zu werden. Die Autoren bedienen ausgiebig die Klischees über tuntige Schwule, verbinden mit diesen Bildern Ironie und Komik. Nicht von ungefähr sorgen gerade Mark Weigel und Matias Lavall als Männer in Frauenkleidern und grell geschminkt für viel Witz und Slapstick auf der Bühne. Schräg kommt auch David Wehle als „Metzger“ rüber. Dank Bullenpower-Spray ist Melanie Böhm als Elke ein veritabler Vamp und einen Männervernascherin. Ein geglückter dramaturgischer Schachzug sind parallel laufende Schlüsselszenen, die geschickt die Handlung auf den Punkt bringen und beschleunigen. Es gibt einige effektvoll choreographierte Tanzszenen. Gleich mehrere Nacktszenen mit männlichen Darstellern rütteln das Publikum auf. Viele Lieder, wie „Sei einfach du“, „Ich bin ein bewegter Mann“ oder ein Rap im Stil der Fantastischen Vier ergänzen das Spiel auf der Bühne. Ein echter Ohrwurm oder eine Melodie, die dauerhaft hängen bleiben, ist jedoch nicht darunter. Trotzdem bietet das Musical erfrischende, kurzweilige Unterhaltung. Es lässt die Zuschauer herzhaft lachen und vermittelt wichtige und dauerhaft gültige Werte wie Treue, Freundschaft und ehrliche Liebe. Info In eine ganz andere Welt führt die nächste Veranstaltung beim Kulturherbst der Stadt Wörth. Am Freitag, 16. November, um 19.30 Uhr spielt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Festhalle zum zweiten Mal unter Leitung von Christof Prick, der viele Jahre in Wörth seinen Wohnsitz hatte. Mozarts Sinfonia concertante KV 297 für vier Bläser und Orchester sowie Gustav Mahlers vierte Sinfonie G-Dur mit der Solistin Katharina Ruckgaber stehen auf dem Programm. Um 19 Uhr gibt es eine Einführung. Infos und Karten gibt es unter www.woerth.de.

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