Kultur Südpfalz Packende Stimme

Christian Elsner bei einem Konzert in Speyer.
Christian Elsner bei einem Konzert in Speyer.

Vielseitigkeit ist ein hervorstechendes Merkmal von Christian Elsner. Der weltweit erfolgreiche Tenor, der sowohl als Konzertsänger als im Liedbereich und der Oper engagiert ist, hat eine Gesangsprofessur in Karlsruhe übernommen.

Der gebürtige Freiburger begann als Mitglied des dortigen Domchores, obwohl er damals „mit Klassik wenig am Hut“ hatte. Ihn hätte zu Beginn eher die Aussicht auf Konzertreisen mit dem Chor gereizt, erläutert er im Gespräch mit dem ehemaligen SWR-Musikredakteur Hans Hachmann. Martin Gründler in Frankfurt wurde zu einem seiner wichtigsten Lehrer, auch bei Dietrich Fischer-Dieskau holte Elsner sich musikalische Impulse. Mit ihm erarbeitete er sich vor über 25 Jahren Robert Schumanns Eichendorf-Liederkreis op. 39 und Mahler-Lieder, mit denen er sich in der Fächerstadt, begleitet vom Rektor der Hochschule Hartmut Höll, bei seinem umjubelten Antrittskonzert vorstellte. Er sei aber schon als Student eigene Wege gegangene, „nicht immer die leichtesten“, was er auch in seiner weiteren Karriere beherzigt hätte.„50 Prozent Konzertsänger, 30 Prozent Lieder, 20 Prozent Oper“ so definiert der Tenor seine Schwerpunkte, wobei er deutliche Worte über Ich-bezogene Regisseure findet, die besser ihre persönlichen Probleme mit einem Therapeuten lösen sollten als sie in Operninszenierungen auszubreiten. Elsners in der Mittellage warm timbrierter, in der schlank geführten Höhe leicht ansprechender Tenor ist ungemein flexibel, was Ausdrucksnuancen angeht. Seine nahezu perfekte Technik wird aber nie zum Selbstzweck, sie steht ganz im Dienste des Ausdrucks. Er ist nicht primär an Schönklang interessiert, der Ausdruck der oftmals mehrdeutigen Musik Schumanns gibt ihm Raum zur Emphase ebenso wie zu fahlen, fast depressiven Momenten. Diese wechseln aber, von dem Tenor subtil gestaltet, immer wieder mit Momenten der Hoffnung, der Befreiung von drückender emotionaler Last. Vielseitigkeit ist prägend für den 1965 geborenen Sänger, der sich in den vergangenen Jahren verstärkt Wagner angenähert hat. Siegmund („Die Walküre“) unter Simon Rattle, vor allem aber die auch auf CD dokumentierte Zusammenarbeit mit Marek Janowski, Loge und Mime im „Ring des Nibelungen“ und die Titelpartie aus „Parsifal“ sind Dokumente seines kultivierten Wagnergesangs. „Auch Liveaufnahmen sind heutzutage fast alle nachträglich geschnitten“ unterstreicht Elsner, wobei er selber später die Schnitte nicht mehr hören könne. Mehr Wagner wie den Tristan oder Siegfried solle es aber nicht sein, damit „ich auch weiter Schubert singen kann“. Die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ Mahlers mit ihrer schmerzhaften Expressivität werden von dem Tenor bei seinem ersten Konzert in der Fächerstadt mit aller Wucht schonungslos nachgezeichnet. Da wirkt sein Gesang fast szenisch, von der packenden Intensität von „Ich hab ein glühend Messer“ zum abschließenden „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“, das mit einem für Mahler späterer Sinfonik so typischen Trauermarsch beginnt, um in das Traumhafte des „Lindenbaums“ umzuschlagen. Elsners gestaltet dies mit größtmöglicher Intensität und einem faszinierenden Wechsel der Klangfarben. In diesem Jahr wird der 1964 geborene Tenor in Brasilien in Beethovens Neunter erneut die Tenorpartie übernehmen – in Paris hat er im Frühjahr seine 100. Aufführung des Werkes gesungen – ebenso wie erstmals im Herbst die im Verdi-Requiem.

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