Kultur Südpfalz Gierig nach Aufmerksamkeit

An Selbstbewusstsein mangelt es Stefan Wäldele nicht.
An Selbstbewusstsein mangelt es Stefan Wäldele nicht.

Je ernster das Leben, desto heiterer die Kunst. Wer mit dem Karlsruher Künstler Stefan Wäldele gesprochen hat, könnte um diese Beschreibung nicht herumkommen. Wäldele wird an drei Abenden mit einer Cartoon-, Zeichentrick- und Spoken-Word-Performance im Kulturraum Kohi in Karlsruhe zu erleben sein. Außerdem ist dort eine Ausstellung mit Zeichnungen und Videos von Stefan Wäldele zu sehen. Mit Stefan Wäldele ist gut reden. Zumal er Interviews mag und selbst seine Selbstgespräche regelmäßig dokumentiert. Dabei kommt ein fiktiver Mensch in seine Küche, erhält einen Kaffee und folgend all das zu hören, was Wäldele sich und der Welt mitteilen möchte. „Diese Interviews sind mir sehr wichtig. Es kann ja sein, dass ich morgen tot bin. Dann ist wenigstens noch ein bisschen was von mir da“, sagt Wäldele. Er lacht und freut sich, dass er etwas Unerwartetes gesagt hat, mit dem sein Gegenüber nicht gerechnet hatte. Ist das jetzt ernst gemeint? „Ich sage heute etwas, und morgen sieht es wieder ganz anders aus“, lacht der Künstler. Er zitiert den französischen Schriftsteller Francis-Marie Picabia, der gesagt habe, dass der Kopf deshalb rund sei, damit das Denken die Richtung ändern könne. Stefan Wäldele schöpft wie eine Eule alle Möglichkeiten aus und braucht stets die Aufmerksamkeit seiner Umgebung. Wäldele ist 1985 in Baden-Baden geboren und im Niger aufgewachsen. Dass er sich gerne als „Schwarzwäldele“ vorstellt, hat über den Witz hinaus also tatsächlich auch seine Berechtigung. Der Vater ist Entwicklungshelfer, die Mutter kommt aus Kamerun. Mit 16 Jahren kommt er nach Deutschland und absolviert eine überschaubare Schulkarriere. Besser als in der Schule läuft es im Fußball, wo es Stefan Wäldele in die A-Jugend des SC Freiburg schafft. „Ich war nie Fußball-Fan, aber ein richtig guter Torwart“, berichtet Wäldele. Eine Knieverletzung beendet den Versuch einer Karriere. „Dann ging`s bergab“, sagt Wäldele. Schulabbruch und eine im Guten wie im Schlechten verlängerte Pubertät folgen, ehe er sich durch eine Ausbildung zum Krankenpfleger stabilisieren kann. Und trotzdem, „die haben gemerkt, dass ich daran keinen Spaß hatte“, erinnert er sich. Schließlich ist es der Freiburger Künstler Bernd Nothen, der an dem jungen Karikaturisten einen Narren frisst: „Er brachte mir seine Vorstellung der Kunstgeschichte bei und ließ mich erstmal viel und intensiv zeichnen. Und ich dachte mir, jetzt lerne ich endlich etwas Gescheites“, so der Karlsruher. Nothen ist es dann auch, der Wäldele motiviert, sich bei der Karlsruher Kunstakademie, um ein Studium zu bewerben. Das klappt, obwohl Wäldele keinen ordentlichen Schulabschluss hat. Allgemein habe er immer als „der ohne Abitur“ gegolten, lacht er. Die Ausbildung läuft hervorragend. Wäldele erhält den Freiburger und Karlsruher Akademiepreis und schließt 2014 sein Studium erfolgreich ab. Als was fühlt er sich nun? Auf diese Frage kommt Wäldele ins Grübeln. „Erstens bin ich Künstler, aber zweitens auch Arbeitnehmer. Ich verdiene Geld, damit ich sein kann“, sagt er schließlich. Sein Studium finanzierte er sich zeitweise mit einem Job bei einem Logistikunternehmen. Auch jetzt kann er nicht von der Kunst leben. „Alle Kommilitionen von damals haben mich überholt, ich bin schon wieder der Letzte“, grinst er. Er sagt dies heiter und völlig mit sich im Reinen. Obwohl Wäldele wenig Geld hat, gibt er Anderen davon ab. Sein aktuelles Projekt ist in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Vor drei Jahren hatte Wäldele dank einer Ausstellung des Goethe Instituts in Ouagadougou dort lebende Künstler kennengelernt. Nun finanziert er ihnen einen Kiosk, wo die jungen Künstler ihre Arbeiten ausstellen können. Dafür hat er am Fließband gearbeitet. Eine Suche nach Sponsoren sei ihm „zu blöd“ gewesen, sagt er mit dem ihm eigenen Selbestbewusstsein. „Es wird Ungewolltes entstehen, über das man sonst nicht nachdenkt“, kündigt Wäldele für seine Veranstaltungen im Kulturraum Kohi an.

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