Kreis Germersheim Gemeinsamkeiten betonen

Ein Junge liest während des islamischen Religionsunterrichts in einem Schulbuch.
Ein Junge liest während des islamischen Religionsunterrichts in einem Schulbuch.

Gut 120 interessierte Eltern, Muslime und Nicht-Muslime, waren zum Informationsabend der Geschwister-Scholl- sowie der Eduard-Orth-Grundschule über die Einführung von islamischem Religionsunterricht (IRU) in die Tulla-Halle nach Sondernheim gekommen, um ihre Fragen zu stellen.

Christiane Müller, Schulleiterin der Grundschule Pfingstweide, war aus Ludwigshafen gekommen. Ihre Schule war die erste, an der das Pilotprojekt IRU zum Schuljahr 2004/05 umgesetzt wurde. Mit dabei waren außerdem Schulrätin Marion Poh von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Ender Yavas, Lehrer für IRU in Alzey und Worms sowie Ayhan Aydinli, Vorsitzender des christlich-islamischen Gesprächskreises Ludwigshafen. Müller gab zunächst einen Überblick über das Konzept des IRU. Seit Beginn des Pilotprojekts haben sich weitere Grundschulen an dem Projekt beteiligt, 14 sind es inzwischen mit etwa 1090 Schülern. Die Lehrkräfte werden von der Schulbehörde und muslimischen Ansprechpartnern, das könnte für Germersheim der christlich-islamische Gesprächskreis sein, eingesetzt. Dabei setzt man vor allem auf Lehrer, die bereits im Schuldienst stehen, selbst Muslime sind und sich mit einer dreisemestrigen Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe für den IRU qualifiziert haben. Der Unterricht selbst wird in Deutsch gehalten, ist unabhängig von den verschiedenen islamischen Gruppierungen und unterliegt der Schulaufsicht. Die Lehrerlaubnis (Idschaza) wird, wie bei den christlichen Religionen auch, von der Schulbehörde und muslimischen Ansprechpartnern wie dem Gesprächskreis, erteilt. Ender Yavas berichtete aus der Praxis. Oft habe er Schüler, die genau wissen, was das Glaubensbekenntnis ist, dies aber nicht auf Deutsch sagen können. Beim Unterricht in den Moscheen haben die Kinder schon viel über den Islam gelernt, könnten dies aber nicht in der deutschen Sprache wiedergeben. Diesem Wissen eine Bedeutung zu geben und die Fähigkeit, sich mit anderen darüber unterhalten zu können, halte er für wichtig, sagt Yavas. Um den interreligiösen Dialog zu fördern, stehe man in ständigem Austausch mit anderen Religionslehrern, besuche zusammen Kirchen, Moscheen und Synagogen oder feiere gemeinsam religiöse Feste und Feiertage. Es sei auch interessant zu beobachten, wie die Kinder reagieren, wenn sie lernen, dass viele der Propheten sowohl im Islam als auch im Christentum zu finden sind. Zunächst etwas zögerlich, dann aber immer mehr, kamen Fragen aus den Reihen der Besucher. Ganz wichtig war vielen muslimischen Eltern dabei, wer die Lehrer aussuche und welche Inhalte oder Auslegung des Islam gelehrt werden. Die Angst vor radikalen Einflüssen oder der Dominanz einer bestimmten Richtung trat deutlich zutage. So wurde Ayhan Aydinli gefragt, wer denn dieser Gesprächskreis sei und warum man sich nicht an andere muslimische Vereine oder Dachverbände wende. Der Gesprächskreis bestehe schon seit vielen Jahren und sei offen für alle, sagt Aydinli. Der Gesprächskreis vertrete keine Moschee oder eine bestimmte Gemeinde. Müller ergänzte, dass man zu Beginn des Projekts einen Ansprechpartner gesucht und im Gesprächskreis gefunden habe. Dass es für die Muslime keinen einheitlichen Ansprechpartner gebe, mache es schwierig. Dadurch komme man zum Beispiel auch mit den Beratungen zur flächendeckenden Einführung des IRU nur langsam voran. „Wir sind auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel“, sagt Müller. Viel Applaus erntete eine Mutter, die sich einfach nur bedanken wollte, dass es so ein Angebot an den beiden Grundschulen nun geben soll. Man solle weniger auf die Unterschiede achten, sondern vielmehr die Gemeinsamkeiten betonen, lautete eine weitere Anregung aus dem Publikum. Zum weiteren Vorgehen informierte Müller, dass die Eltern einen Brief der Schule erhalten und gefragt werden, ob sie ihr Kind zum IRU anmelden wollen. Wenn zehn Kinder angemeldet sind, könne das Projekt starten. Zwang zum Besuch des IRU gibt es nicht. Noten wird es, wie in den anderen Fächern ab Klasse 3 geben. Mirjam Müller, Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Grundschule, sagte , dass sie bereits in Mainz an einer Schule war, an der es IRU gibt und ihre Erfahrungen seien nur positiv. Internet-Info www.religion.bildung-rp.de.

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