Kreis Südliche Weinstraße Einst Friedhof und Marktplatz

Einweihung des Ludwigdenkmals im Jahr 1890.
Einweihung des Ludwigdenkmals im Jahr 1890.

Seit einiger Zeit beschäftigen sich Stadtrat und Bauausschuss Edenkoben mit dem Thema „Sanierung und Neugestaltung Ludwigplatz“. Mit dieser Frage befassten sich die Edenkobener Ortsoberen aber schon vor rund 560 Jahren – und in den folgenden Jahrhunderten immer mal wieder. Ein Rückblick

Doch eins nach dem anderen: Nach Fertigstellung der St. Laurentius-Kirche 1458 wurde der Edenkobener Friedhof davor auf den heutigen Ludwigplatz verlegt. Als aber Edenkoben 1560 die Marktrechte erhielt, kam der Friedhof wieder auf den Kirchberg zurück, um Raum für einen Marktplatz zu schaffen. Im 19. Jahrhundert wird davon berichtet, dass nach Starkregen auf dem Marktplatz menschliche Gebeine freigespült wurden. Das änderte sich erst, als Ludwigplatz 1845 erstmals gepflastert wurde. Damit sich Trauergäste, Marktbesucher und Anwohner nicht gegenseitig störten, wurde entlang der südlichen Bebauung eine Mauer errichtet. Der dortige Weg trug den Namen „Totten-Gaessel“. Fortan führten Leichenzüge durch die Toten-Gasse zum Kirchberg (im Volksmund Gottesackerbergel). An der angrenzenden Weinstraße (damals Hauptstraße oder Marktgasse genannt) stand seit dem Jahr 1555 der große Sandsteintrog des Marktbrunnens, der 10.500 Liter fasste. Etwas dahinter, etwa wo heute das Ludwigdenkmal steht, wurde ein Kaufhaus errichtet. Dort wurden von der Obrigkeit monopolisierte Waren – etwa Salz – verkauft. Später wurde das Kaufhaus an Händler verpachtet. An der Nordseite des Platzes und im Hof des im Jahr 1688 neu erbauten Rathauses, das damals eine große Hofeinfahrt besaß, wurde der Getreide-, Futter- und Strohhandel abgewickelt. 1819/20 kam es erneut zu tiefgreifenden Veränderungen: das Kaufhaus wurde abgerissen und das Rathaus neu errichtet. 1874 erhielt es ein drittes Geschoss, in das das Königlich Bayerische Amtsgericht einzog. Im Zuge der Pflasterung 1845 wurde der Brunnentrog entfernt und weiter östlich der heutige, neugotische Laufbrunnen installiert. Der Bau der Maximiliansbahn ab 1855 brachte einen Niedergang der Märkte mit sich, weil die Händler ihre Waren nun per Bahn verfrachten konnten. Trotzdem konnten sich die Edenkobener Vieh-, Getreide- und Viktualienmärkte weiterhin sehen lassen. Sie gehörten zu den meistfrequentierten der Vorderpfalz. Händler kamen auch von weiter her. Mit einer großen Dankesfeier wurden im Juli 1871 die heimgekehrten Edenkobener Soldaten geehrt. Das von Professor Philipp Perron geschaffene Denkmal für König Ludwig I. wurde 1890 eingeweiht. Als Vertreter des Königshauses waren Prinz Leopold und Prinzessin Gisela dabei. Freiherr von Gienanth aus Eisenberg stiftete das kunstvolle Gitter um den Denkmalsockel, das später verschwand. Fortan hieß der Platz offiziell Ludwigplatz (im Volksmund noch lange Kercheplatz genannt). Der Ludwigplatz war später auch Standort der Edenkobener Kerwe, des Laurentius- und Halbfastenmarkts. Dort wurden und werden auch Weinfeste abgehalten: das Oberhaardter Weinlesefest (seit 1933), heute das Weinfest der Südlichen Weinstraße; daneben gibt es Gartenmärkte oder St.-Martins-Feuer. Der Wochenmarkt wurde mangels Angebot und Nachfrage in bescheidener Version ans Goldene Eck verlegt. Heute ist der Ludwigplatz vor allem Parkfläche. Viele Edenkobener bedauern dies. Denn der Platz gehört zu den schönsten geschlossenen Plätzen weit und breit.

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