Kreis Kusel Rockparty in der „beautiful“ Landschaft

War in Brücken prächtig aufgelegt: Chris Thompson.
War in Brücken prächtig aufgelegt: Chris Thompson.

Gegen eine lautstarke Eröffnung des verlängerten Wochenendes sowie des Musikfestes hatte am Mittwoch wohl kaum ein Brücker etwas einzuwenden. Ab 21.15 Uhr wurde es prominent im großen Festzelt: Chris Thompson – ja, genau der Chris Thompson, der zum Beispiel „Blinded by the Light“ seine Stimme lieh – betrat die Bühne.

Und das haargenau zwei Monate nach Thompsons 70. Geburtstag: Seine mit Sonnenbrille verdeckten Augen hafteten während des Auftritts gerne mal längere Zeit an der Zeltdecke, doch diese Pose sprach für nichts Geringeres als volle Konzentration und Genuss der eigenen Musik. Thompson ist Ex-Sänger der „Manfred Mann’s Earth Band“, der Nachfolge-Band der in den Sechzigern gegründeten Gruppe „Manfred Mann“ um den gleichnamigen südafrikanischen Musiker. Nach einer rein instrumentalen Nummer zum Auftakt griff Thompson bei „Spirit of the Night“ zum ersten Mal zum Mikrofon und brillierte mit seinem großen Markenzeichen: seiner Rockerstimme. Applaus und Jubel für den gebürtigen Engländer hatte es jedoch bereits bei dessen Erscheinen auf der Bühne gegeben, ohne dass er überhaupt irgendetwas getan hatte. „Ich freue mich riesig, dass er da ist“, zeigte sich Organisatorin und Vorsitzende des Musikvereins, Sandra Bettinger, begeistert. Einen unverkennbar großen Fanstamm hat Thompson offensichtlich auch im Kreis Kusel, einige Besucher trugen T-Shirts mit seinem Namen – „obwohl ich noch nie hier in Brücken war“, gestand er auf Englisch beim RHEINPFALZ-Meet-and-Greet, das sechs Leser gewonnen hatten. Sie machten fleißig Fotos mit dem Sänger. Theo Moritz, einer der Gewinner, deutete auf den Tisch nebenan und fragte, ob Thompson denn seine Familie mitgebracht hätte: „Ja, das sind meine Frau und meine Tochter“, antwortete der Sänger. „Es war ein bisschen stressig, die Kleine heute mitzubringen, weil sie ja noch zur Schule musste.“ Doch der Stress wurde bei der Fahrt durch die westpfälzische Wald- und Wiesenlandschaft wieder abgebaut, die Thompson (zurecht) als „beautiful“ – schön – bezeichnete. Mit ihm hatten sich auch seine Unterstützer auf das Konzert vorbereitet. Der norwegische Gitarrist Mads Eriksen gab zwischen zwei Classic-Rock-Songs auch mal eine kleine Blues-Einlage zum Besten, die Thompson mit der Mundharmonika unterstützte: nur zwei Instrumente – und dennoch bebte das Festzelt. Überhaupt ließ das Programm neben Klassikern wie „Mighty Quinn“ oder „Davy’s on the Road again“ den Künstlern auf der Bühne viel Raum für Soli: Auch Bassist Frank Hovland durfte einmal für ein paar Minuten alleine ran – ebenso Keyboarder Gunnar Bjelland. Etwas versteckt hinter seinem Schlagzeug, doch nicht aus dem Quintett wegzudenken, saß Zsolt Meszaros. Dass es ein „sehr sehr geiler Abend“ wurde, wie bereits die Vorgruppe Undercover ankündigte, bestätigte das ausgelassen vor der Bühne tanzende und hüftschwingende Publikum. Undercover befeuerten die Gäste ab 20 Uhr, stimmten unter anderem mit Queen und Melissa Etheridge ein. Dafür empfingen sie auch Lob aus dem Mund von Chris Thompson höchstpersönlich. Für ihn und seine hauptsächlich norwegische Hintermannschaft geht es nach vollendeter Mission in Brücken jetzt erst einmal nach Norddeutschland, unter anderem nach Rostock.

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