Kreis Kusel Personifizierter Strafraum-Albtraum

Patrick Clos
Patrick Clos

«KUSEL.» Kaum hat Patrick Clos all die Abwehrreihen in der A-Klasse Kusel-Kaiserslautern gehörig das Fürchten gelehrt, zieht es ihn auch schon weiter. Der Strafraum-Alptraum vieler Defensiv-Akteure hat bereits mit seinem neuen Club VfR Baumholder das Vorbereitungstraining aufgenommen. Bis in die Landesliga aber dürfte sich herumgesprochen haben, dass Clos für seine bisherige Mannschaft 55 Mal vollstreckt hat und sich damit natürlich den Schützenkönigs-Titel sicherte.

Dass es trotz dieser Trefferflut weder für die Meisterschaft noch den Aufstieg im Nachsitzen und letztlich auch nicht zur Titelverteidigung im Kreispokal gereicht hat, macht Clos fast schon zu einem tragischen Helden. Im Meisterschafts-Endspiel wie im Pokalfinale war der Stoßstürmer ohne Form und Fortüne. Das war mit ausschlaggebend dafür, dass die Kuseler, statt in Double-Jubel auszubrechen, letztlich als eine Art Doppel-Verlierer dastanden. Auch wenn „Verlierer“ natürlich viel zu hart klingt und nicht treffend ist nach einer Saison, in der die Mannschaft Großes geleistet hat. Auch im Hoffnungslauf ging es dann letzten Endes schief – dies aber wegen einer bis heute nicht einleuchtend erklärten Spitzfindigkeit eines sogenannten Gerichts. Dass die Sportgerichtsbarkeit mit ihrer Deutung in der „Causa Baumbusch“ den TuS Bolanden zum Sieger der Aufstiegs-Dreierrunde erklärt hat, das hat vor allem bei der SG Waldfischbach für Ärger gesorgt: Jenem Verein, der den Spieler Marco Baumbusch guten Gewissens eingesetzt hatte in der Annahme, dessen Zweit-Spielberechtigung gelte auch für die Relegation (wir berichteten ausführlich). Aus dem Kuseler Lager war keine Empörung laut geworden. Dabei hätten die Kuseler sogar noch mehr Grund zur Klage gehabt. Immerhin waren aus unerfindlichen Gründen gleich zwei Kuseler Akteure für die Relegation gesperrt worden, weil einer, der Rot gesehen hatte, wohl unschuldig war. Die Sperre war aufrecht erhalten worden, ein als eigentlicher „Täter“ in Frage kommender Spieler zusätzlich auf Eis gelegt worden. Doppelbestrafung – ein Ding der Unmöglichkeit, das sich allerdings in das Pleiten-, Pech- und Pannen-Szenario, das der Verband so mühelos entfaltet, nahtlos einfügt. Clos und Kameraden hat es nichts genützt. Der Torjäger traf immerhin auch in der Relegation noch einmal. Es sollte sein Abschiedstreffer sein, weil es zu der aus sportlicher Sicht unumgänglichen Verlängerung der Relegation nicht mehr kam. In der Bezirksliga aber hätte der Top-Stürmer den Grün-Weißen eh gefehlt. Schon bei Wiederanpfiff des Jahres hatte Clos seinen Abschied erklärt, eigentlich aber zum SV Steinwenden wechseln wollen. Somit wäre er demnächst gar in der Verbandsliga auf Torejagd gegangen. Weil in Steinwenden allerdings der langjährige Trainer Daniel Graf seinen Hut nahm, entschied sich Clos anders und nahm die Offerte aus Baumholder an. Den in Thallichtenberg beheimateten VfR-Trainer Sascha Schnell wird’s freuen. In Kusel ist – obwohl Clos sogar drei Spiele verpasste – exakt die Hälfte aller 110 Saisontreffer auf das Konto des stämmigen, spurtstarken und in der Ballbehauptung spitzenmäßig agierenden Diedelkopfers gegangen. Eine geradezu unglaubliche Quote. Kopfball ist nicht sein Ding, ansonsten aber fackelt der 26-Jährige nie lange. Auch erwies sich Clos als praktisch unfehlbar vom Elfmeterpunkt aus. Die Krönung aber war der Gala-Auftritt beim SSC Landstuhl. Dort wummerte Clos die Kugel nicht weniger als acht (!) Mal ins gegnerische Netz, wobei ihm zwei Hattricks gelangen. Nicht überliefert ist, ob Gegenspieler oder Torhüter nach diesem Fiasko Alpträume hatten. Ein Schrecken für Abwehrleute aber war Clos mit Sicherheit. Und er hat mutmaßlich in seiner einzigen Saison für den FV Kusel – der immerhin im kommenden Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiert – einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt.

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