Rheinpfalz Großbrand in Homburg: Umweltgift PAK in der Rauchwolke

Ein verbranntes Auto steht vor der noch immer heißen Halle.  Foto: Füssler
Ein verbranntes Auto steht vor der noch immer heißen Halle.

Das war Glück: Hätte es geregnet, wären nach dem verheerenden Brand vom Dienstag vermutlich noch deutlich größere Schadstoffmengen über der Saarpfalz niedergegangen. So konnte der Rauch durch das jüngste Hoch offenbar weiträumig abziehen. Gartenkräuter sollen trotzdem gewaschen werden.

Was die Suche nach der Ursache des größten Brandes der vergangenen Jahrzehnte in Homburg anbetrifft, so muss sich die Kriminalpolizei noch lange gedulden. Wohl noch eine ganze Woche, sagte der Homburger Wehrführer Peter Nashan am Freitag, werden sich Feuerwehren aus der gesamten Region im täglichen Drei-Schicht-Betrieb am Brandort an der Mainzer Straße in Homburg ablösen. Allein in der Nacht von Donnerstag auf Freitag seien in der verbrannten Lagerhalle der Firma Mobius wieder zwei Glutnester aufgeflammt. Etwa 500 Tonnen Granulat des Kunststoffs Polyurethan (PU), erklärte Nashan, seien dort „in nach oben offenen Big-Packs“ eingelagert gewesen. Brennende Teile des Hallendaches seien auf das Material gefallen. Dieses entzünde sich bei Sauerstoffkontakten immer wieder neu.

„Ich bin seit 40 Jahren bei der Feuerwehr – so ein Szenario wie am Dienstag habe ich noch nie erlebt“, bekannte Nashan auf einer Pressekonferenz am Freitagmittag in der Homburger Feuerwehr-Hauptwache. Dort war am Dienstag um 15.25 Uhr der Alarm eingegangen; zu dieser Zeit stand die kilometerhohe schwarze Rauchsäule bereits über Homburg. „Unser wichtigstes Ziel war es, ein Übergreifen der Flammen auf andere Hallen auf dem früheren Eisenwerksgelände zu verhindern. Mit Ausnahme einer einzigen Halle ist uns dies sehr gut gelungen.“

Bisher kein Asbest gefunden

Besorgnis in der Bevölkerung hat ein Ascheregen ausgelöst, der vom Rauchpilz ausgegangen ist. „Faser-Partikel von der abgebrannten Hallendach-Eindeckung wurden durch die Thermik davongetragen und sind niedergegangen“, erläuterte Nashan dazu. Unter anderem bei Kirrberg und am Homburger Waldstadion hätten sich „schwarze Glasfaser-Büschel“ am Boden abgesetzt. Nashan hält diese für ungiftig: „Das ist Abfall, wie er auch im Hausmüll entsorgt werden darf.“

„Wir sind nach wie vor dabei, das Material zu analysieren. Bodenproben und Messungen konnten keine Asbest-Rückstände nachweisen“, sagte Michael Penth vom saarländischen Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (Lua). Allerdings sei der Rauch mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet gewesen, wie sie bei Kunststoff-Verbrennungsprozessen aufträten. „Wer daheim im Garten jetzt schon Gemüse, Salat oder Kräuter erntet, sollte solche Sachen vor dem Verzehr zur Sicherheit gründlich waschen.“ Sei die Nachbrand- und Einsturzgefahr bei Mobius erst einmal gebannt, werde das Lua auch dort das Erdreich beproben, „um zu sehen, ob wir etwas sanieren müssen“, kündigte Penth an.

Meterhoher Schaum im Bach

Große Mengen Löschschaum sind in den Erbach abgeflossen. Ralf Hasselbach vom Entsorgungsverband EVS erläuterte: „Über den Kanal ist der Löschschaum auch in die Kläranlage bei Beeden gelaufen. Diese hat viel Schaum abgehalten. Bei Messungen haben wir im Schaum bislang nichts Toxisches gefunden. Wir messen natürlich weiter. Der Sauerstoffgehalt im Bach stimmt ebenfalls – das von uns schon befürchtete Fischsterben ist ausgeblieben. Der Erbach ist noch vergleichsweise gut davongekommen – obwohl dort der Schaum zum Teil meterhoch gestanden und sich seitlich sogar übers Bachbett hinweg ausgebreitet hat.“Die Stadt Homburg behalte das Problem im Auge und habe zur Unterstützung Spezialisten vom Karlsruher Technologie-Zentrum Wasser eingeschaltet. „Sicher ist jedoch“, ergänzte der Lua-Vertreter Michael Penth, „das dieser aktuelle Schaum nichts mit dem Schaumfilm zu tun hat, der in den vergangenen Wochen immer wieder durch Tenside-Zuleitungen aus dem Stadtgebiet auf dem Erbach ausgelöst wurde.“ Sollte es demnächst regnen, sei es durchaus möglich, fügte Penth hinzu, dass der Erbach etwa an der Kläranlage „noch einmal stärker aufschäumt“.

Per Schwertransport traf am Freitagnachmittag der 50-Tonnen-Spezialkran einer Abriss-Firma aus Illingen im Homburg ein. „Damit“, sagt Wehrführer und Einsatzleiter Peter Nashan, „wollen wir eine Schneise in die Mobius-Halle brechen, um das Brandgut rausholen und weiterhin von außen ablöschen zu können.“ Ein zweiter Spezialkran werde vom Homburger Bosch-Werk zur Verfügung gestellt: „Mit diesem Gelenkmast-Fahrzeug können wir sehr weit ins Gebäude hineingreifen. Betreten dürfen wir es ja nicht“, erläuterte Nashan. Dieses Fahrzeug sei dafür besser geeignet als die Drehleitern, wie sie die Feuerwehr im Fuhrpark hat.

Ursache weiter unklar

Die Höhe des Sachschadens und die Ursache des verheerenden Großfeuers bleiben wohl noch so lange unklar, wie die Brandermittler von der Kriminalpolizei die Unglücksstelle nicht betreten dürfen. „Erst, wenn die Feuerwehr den Brand komplett als gelöscht meldet, dürfen wir ran. Wir bitten weiterhin die Bevölkerung, uns Fotos und Videos vom betroffenen Gelände zur Verfügung zu stellen, die zur Zeit des Brand-Ausbruchs gemacht wurden“, sagte Alexandra Besse, die Leiterin der Homburger Polizeiinspektion, auf der Pressekonferenz. Nach Besses Worten hatte die Firma Mobius längst Feierabend, als der Alarm am Dienstagnachmittag ausgelöst wurde. „Als das Feuer ausbrach, war das Personal dort schon weg.“

Immerhin, so berichtete Peter Nashan, sei die Halle mit einer Brandmelde- und einer Sprinkleranlage bestückt gewesen. So seien die Beschäftigten der benachbarten Firmen früh gewarnt und aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Verletzte habe der Brand nicht gefordert.

Noch kein Kontakt zum Inhaber

Der auswärts wohnhafte Inhaber der Kunststoff-Recyclingfirma Mobius habe sich am Brandort bislang nicht umgesehen, sagte Peter Nashan auf Nachfrage. „Es gibt hier aber zwei Verwalter vor Ort, mit denen wir im Kontakt stehen. Aber der Eigentümer war für uns bis jetzt telefonisch nicht erreichbar.“ Bürgermeister Michael Forster, zurzeit amtierender Chef im Homburger Rathaus ergänzte: „Die Verwalter sind für uns vor Ort ansprechbar und geben die Auskünfte, die wir benötigen. Die Eigentümer müssen jetzt abwarten, bis der Brand abgeklungen ist. Dann schauen sie natürlich nach und sehen, wie es hier an ihrem Standort weitergeht. Aber es stimmt, ein direkter Kontakt zum Firmeninhaber ist für uns bislang nicht gegeben. “

Dieser Spezialkran wird den Einsatzkräften von der Bosch-Werksfeuerwehr zur Verfügung gestellt.  Foto: Füssler
Dieser Spezialkran wird den Einsatzkräften von der Bosch-Werksfeuerwehr zur Verfügung gestellt.
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