Kreis Kusel Eine Portion Nostalgie

Kaufmannswelt aus vergangenen Zeiten im Miniformat: ein Kolonialwarengeschäft (oben) und eine Apotheke.
Kaufmannswelt aus vergangenen Zeiten im Miniformat: ein Kolonialwarengeschäft (oben) und eine Apotheke.

Das ganze vergangene Jahrhundert auf kleinster Fläche – das bietet die Weihnachtsausstellung „Kaufläden – Kinderglück“ des Stadt- und Heimatmuseums Kusel mit Kaufläden vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung weckt Erinnerungen und versprüht Nostalgie.

Der Kuseler Sammler Helge Harald Theobald stellt bereits zum wiederholten Mal seine Privatsammlung dem Museum zur Verfügung. Die Kooperation kam vor Jahren zustande, nachdem die Stadtbeigeordnete Julia Bothe einen Aufruf gestartet hatte: Sie suchte antiquarisches Spielzeug, um es im Heimatmuseum auszustellen. Theobald meldete sich. Neben seiner Leidenschaft, den Kaufläden, sammelt er auch altes Spielzeug aus Metall. Seine Cousine hatte einen Kaufladen, der in der Weihnachtszeit vom Speicher zum Spielen heruntergeholt wurde. Etwas ganz Besonderes war das damals für ihn und seine Cousine. Die Faszination hatte die Jahre überdauert, und so habe er vor circa 20 Jahren seinen ersten Kaufladen auf einem Flohmarkt erworben, erinnert er sich. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Stücke hinzu. Der älteste ausgestellte Laden stammt aus dem Jahr 1893 von dem bekannten Hersteller „Moritz Gottschalk“. Das seien Kriterien, auf die man als Sammler achte, erläutert Theobald. Auch die originale Ausstattung ist für den Sammler ein Auswahlkriterium. Die Tapeten und Bodenbeläge sind bei den meisten ausgestellten Stücken erhalten. Die Ausstattung der Läden ergänzt er durch zeitgenössische Gegenstände. Das gesamte Ergebnis soll authentisch sein. So ein Kaufladen ist eben viel mehr als nur schön anzusehen. Er gibt Auskunft über den Zeitgeist unterschiedlicher Epochen. Auf einem Kaufladen aus den fünfziger Jahren steht zum Beispiel groß ein Banner mit der Aufschrift „Kolonialwaren“. Die Produkte, die es dort zu kaufen gibt, sind Waren aus Übersee: Früchte, Kaffee und Tee. Neben der architektonischen Gestaltung, die die Stile der jeweiligen Zeit aufnimmt, sind es Zeugnisse der Mode und des Alltags der Menschen. Es gibt den klassischen Lebensmittelladen, es gibt Kaufläden als Apotheken, Konditoreien und Metzgereien. Theobald erklärt, dass das Spielzeug damals als Lernspielzeug gedacht war. Die Kinder sollten lernen, mit Geld umzugehen, Waren abzuwiegen und den Verkauf einzuüben, um später in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Das war sehr lebensnah: Hatten die Eltern eine Metzgerei, bekamen die Kleinen eine Miniatur-Metzgerei und wurden so früh in die gewünschte Richtung geprägt. Natürlich konnten sich nur wohlhabende Familien ein solches Spielzeug für ihre Sprösslinge leisten. Drei Reichsmark 45 kostete einer der Läden. Damals sei das vermutlich viel Geld gewesen, betont Theobald. Wenn die Läden nicht im Museum stehen, lagert Theobald sie auf seinem Speicher. Er erzählt, dass er inzwischen wählerischer geworden sei. Komme ein neues Stück dazu, verkaufe er gewöhnlich ein anderes. Der Wert von Antiquitäten im Allgemeinen sei leider in den zurückliegenden Jahren stark gesunken. Auf Spielzeugbörsen, Spielzeugauktionen und im Internet gingen die Sammlerstücke für drei- bis neunhundert Euro über den Ladentisch. Info Die Ausstellung kann noch bis zum 31. Januar besucht werden. Die Öffnungszeiten des Museums sind von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

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