Südwestpfalz/ Südpfalz Uhu und Vogelgrippe setzen den Wanderfalken zu

Ein Uhu mit seinem Nachwuchs: Im vergangenen Jahr registrierte der Arbeitskreis Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund vier Jungv
Ein Uhu mit seinem Nachwuchs: Im vergangenen Jahr registrierte der Arbeitskreis Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund vier Jungvögel in der Region.

Die goldenen Jahre für Wanderfalken sind vorbei. Der Uhu macht dem Falken schwer zu schaffen. Im vergangenen Jahr wurden mindestens zehn Jungvögel vom Uhu gefressen. Gerade mal 30 Jungvögel schafften es, in der Region auszufliegen. Als weiteres Problem kam die Vogelgrippe dazu.

In einem sehr guten Falkenjahr hat es schon mal mehr als 50 Jungvögel gegeben, die an Felsen wie dem Rödelstein oder Ruppertstein großgezogen wurden. Wenn es wegen zu viel Regen schlecht lief, waren es auch mal nur 33 Jungvögel. Im vergangenen Jahr nun brüteten die Falken an 25 Felsen und konnten dabei nur 30 Jungvögel bis zum Ausfliegen bringen. Während in früheren Jahren der Falke praktisch das Monopol auf die vielen Felsen, Steinwände und Steinbrüche in der Region hatte, gibt es nun Konkurrenz durch den Uhu. Der hatte 2022 ein besonders gutes Jahr, mit elf Jungvögeln, die offenbar in dem Jahr ebenfalls zur Brut schreiten wollten und sich dabei an den Jungvögeln des Falken bedienten.

Der Arbeitskreis Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund (Nabu) registrierte an acht Felsen Brutversuche des Uhu. An dreien wurde die Brut wieder abgebrochen. Vier Jungvögel kamen gesichert durch. Erfolgreich gebrütet wurde beispielsweise an der Steiner Nadel bei Lug, wo zwei kleine Uhus großgezogen worden sein sollen, wie die Beobachtungen der Nabu-Mitarbeiter ergaben.

Wanderfalken gehören zu den imposanten und schützenswerten Vögeln im Pfälzerwald.
Südwestpfalz

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Uhu von der Größe überlegen

Der vermehrt in der Region auftretende Uhu sorgte bei den Wanderfalken für massive Einbrüche. Am Hundsfels bei Waldhambach verspeiste der Uhu vier Jungvögel des Falken. An der Rappenwand bei Erfweiler fielen ihm zwei weitere zum Opfer und an der Rotzollwand bei Eppenbrunn waren es noch mal vier Jungvögel. An anderen Felsen wie dem Schönauer Hirtsfels haben es Falke und Kolkrabe gar nicht erst versucht, da dort jeden Abend gegen 21 Uhr ein Uhu aufkreuzte und sich dekorativ auf das Felsmassiv setzte.

Der Uhu ist allein die Größe betreffend dem Falken überlegen. Mit einer Spannweite von 1,7 Metern und einem Gewicht von 2,5 Kilogramm stellt er den Falken in den Schatten, der es nur auf eine Spannweite von einem Meter und einem Gewicht von 900 Gramm bringt.

15 Falkenbrutversuche abgebrochen

Der Falke versuchte im vergangenen Jahr an 25 Felsen zu brüten. In 15 Fällen wurde die Brut abgebrochen, teilweise wegen klarer Angriffe durch den Uhu, teilweise aus ungeklärter Ursache und in manchen Fällen wohl auch wegen der Vogelgrippe, wie Hans Schächl, Sprecher des Arbeitskreises, zu bedenken gibt. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen berichteten Naturschützer über weitreichende Ausfälle wegen der Vogelgrippe. In der Südwestpfalz geht Schächl in mehreren Fällen auch von der Vogelgrippe als Grund für das Verschwinden von Brutpaaren aus, die bereits mit dem Brutgeschäft begonnen hatten und plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen seien. In dem Zusammenhang warnt der Vogelschützer davor, Fundtiere ohne Absprache zu einer Auffangstation oder einem Tierarzt zu bringen. Auch wird explizit vor dem Sammeln von Federn gewarnt.

Trotz der widrigen Umstände ist es den Falken an drei Felsen gelungen, stolze vier Jungvögel durchzubringen. Es handelte sich um den Annweiler Asselstein, wo zeitgleich der Kolkrabe auch vier Jungvögel großziehen konnte, der Durstigfels bei Dahn und den Kastellfels bei Rumbach.

Gutes Jahr für Kolkraben

Ein richtig gutes Jahr war es für den Kolkraben, der sich gerne auch mal einen Felsen mit dem Falken teilt und sich offenbar gegenüber Angriffen des Uhu besser zur Wehr setzen kann. Immerhin bringt es der Kolkrabe auf ein Gewicht von 1,4 Kilogramm und eine Spannweite von 1,3 Metern. Im vergangenen Jahr brüteten die Kolkraben an 14 Felsen und brachten es auf 29 Jungvögel. Lediglich an zwei Felsen kam es zu einem Brutabbruch.

Der Arbeitskreis Wanderfalkenschutz ist ein Zusammenschluss von Vogelschützern und Kletterern, in dem auch die Felssperrungen besprochen werden. Arbeitskreissprecher Schächl betont die sehr gute Zusammenarbeit mit den Kletterern, die den Naturschützern immer wertvolle Beobachtungen mitteilten. Die Kletterer engagierten sich dabei inzwischen mit gezielter Brut-Aufklärung per Spektiv und Kamera im Frühjahr. Außerdem profitierten die Naturschützer von den Fähigkeiten der Kletterer, die beispielsweise Kameras an kniffligen Stellen installierten und in besonderen Situationen auch mal nach einem Nest gucken, in dem beispielsweise Rupfreste die traurige Gewissheit geben, dass der Uhu zugeschlagen hat.

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