Südwestpfalz Kreishausumbau: Ein Millionen-Projekt, das nicht in die Zeit passt

Womöglich bleiben bei einer Sanierung von der jetzigen Kreisverwaltung nur der Büroturm und das links dahinterliegende Gesundhei
Womöglich bleiben bei einer Sanierung von der jetzigen Kreisverwaltung nur der Büroturm und das links dahinterliegende Gesundheitsamt erhalten. Fehlende Büroräume müssten dann angemietet werden.

Die Fraktionen im Kreistag Südwestpfalz waren sich am Montagnachmittag einig: Die Kosten für die Sanierung und den Teilneubau oder den Neubau des Kreishauses sind nicht bezahlbar. Sie favorisieren die Sanierung des Hauptgebäudes. Ein Neubau ist aber nicht vom Tisch.

Die Zahlen, die zwei Planer des Ludwigshafener Architekturbüros Sander Hofrichter am Montagnachmittag im Kreistag rund um die Sanierung und den Neubau des Kreishauses vorstellten, waren imposant. Mancher mag sie auch als monströs empfunden haben, wenn man sie auf die 50-jährige Nutzungszeit des Gebäudes betrachtet. Dann summieren sich die Kosten für den Bau, die Sanierung, die Finanzierung, den Betrieb und den Unterhalt des Gebäudes auf Summen zwischen 125 und 132 Millionen Euro. „Über den Lebenszyklus fielen alleine mehr als 30 Millionen Euro Zinsen an“, bemerkte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Reichert, der an die Anfänge der Diskussion im Jahr 2019 erinnerte. „Vieles, was danach passierte, war nicht absehbar“, bemerkte er.

Das nicht Absehbare waren zum Beispiel die explodierenden Baukosten im Zuge des Ukrainekriegs, die gestiegenen Energiekosten, die Inflation und der Zinsanstieg. Das haben die Planer in ihrer Untersuchung berücksichtigt. „Wir haben in unseren Betrachtungen nicht nur deutlich höhere Investitionskosten angesetzt, sondern auch höhere Energiekosten. Nach den explosionsartigen Kostensteigerungen gehen wir in den kommenden Jahren aber von moderaten Steigerungen aus“, sagte Planer Jens Rieksmeier.

Höherer Flächenbedarf als 2021

Als das Vorhaben im Mai 2021 vorgestellt wurde, herrschten noch andere Bedingungen. Unter dem Strich waren die Planer damals auf Kosten von 30 Millionen Euro für den Teilabriss von Gebäuden, die Sanierung des Hauptgebäudes und den Neubau eines zusätzlichen Bürogebäudes am Standort Sommerwald gekommen. Auf 50 Jahre betrachtet rechneten sie mit Gesamtkosten von 69 Millionen Euro.

Dass sich das Vorhaben so stark verteuert hat, hängt auch damit zusammen, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion im vergangenen Jahr einen höheren Flächenbedarf für das Personal anerkannt hat, der Kreis also größer bauen muss. Und es liegt daran, dass es jetzt eine energetische Betrachtung gibt, bei der unter anderem ein besserer Wärmeschutz oder die CO2-Bepreisung berücksichtigt wurden. „Wir haben jetzt eine anerkannte Kostenberechnung in der Tiefe, die wir brauchen, um mit dem Land über eine Förderung zu verhandeln“, würdigte CDU-Landrätin Susanne Ganster die Arbeit der Planer. Sie sagte aber auch, dass man aufgrund der Kosten über Alternativen reden müsse. Das sei die Sanierung der Bestandsgebäude, wenn sie wirtschaftlich ist, und die Anmietung von weiteren Büroräumen, um den Bedarf zu decken. „Wir haben eine Verantwortung für unsere Beschäftigten und müssen sehr gut abwägen, wie wir in Zukunft den benötigten Raum zur Verfügung stellen können“, sagte sie.

Für Sanierung des Bestandes

Auch Alexander Fuhr (SPD) rückte die Mitarbeiter der Kreisverwaltung ins Zentrum seiner Betrachtung. Man müsse den Blick auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter richten. Er erinnerte daran, dass schon die vor drei Jahren genannten Baukosten von 30 Millionen Euro als nicht umsetzbar galten. „Bei den jetzigen Summen sind die Varianten eins bis drei gestorben“, bemerkte er. Variante eins sieht den Teilabriss und Teilneubau vor, Variante zwei den Neubau am Standort Sommerwald, Variante drei einen Neubau auf einem fiktiven Grundstück.

„Das Projekt passt nicht in die Zeit“, sagte CDU-Fraktionssprecher Reichert angesichts der Kosten und der finanziellen Rahmenbedingungen. Ein Projekt in dieser Dimension könne sich der Kreis nicht leisten. „Auch wir werden Abstand von den drei Varianten nehmen“, sagte er und sprach sich für die „sukzessive Sanierung des Bestandes“ aus.

Sanierung so teuer wie Neubau?

„Das können wir unseren Kommunen nicht zumuten, das ist nicht machbar“, stellte auch Berthold Martin (FWG) fest. Er regte an, so viel wie möglich in gemietete Räumlichkeiten auszulagern, zu prüfen, wo noch Homeoffice-Möglichkeiten bestehen, und zu schauen, „was wir mit den Gebäuden hier machen“.

Grundsätzlich sah auch Fred Konrad (Grüne) die Kosten als zu hoch an. Er appellierte, schnellstmöglich zu berechnen, was die Sanierung der Bestandsgebäude kostet, welche Folgekosten damit verbunden sind und wie viel für die langfristige Anmietung von Büroräumen bezahlt werden muss. Planer Rieksmeier wies darauf hin, dass sich auch nach einer Sanierung der Altgebäude „die Nebenkosten viel stärker aufsummieren, als bei einem Neubau“. Und er vermutete, dass sich Kosten und Folgekosten der Sanierung – über den Nutzungszeitraum von 50 Jahren betrachtet – in ähnlicher Höhe wie die für einen Neubau bewegen könnten. Zudem erachtete er es als schwierig, bei den vorhandenen Gebäuden bis zum Jahr 2045 die vorgeschriebene Klimaneutralität zu erreichen.

Einstimmig beschloss der Kreistag, die Fördermöglichkeiten mit dem Land für die drei Varianten abzuklären. Außerdem sollen die Kosten für eine Sanierung des Bestandes ermittelt werden. Mit dem Land soll auch über die Förderung der Sanierung gesprochen werden.

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