Kreis Südwestpfalz Krach um Kosten und Kulturzentrum

Dass es für den Neubau der städtischen Musikschule nicht bei den zunächst erwarteten Baukosten von 4,7 Millionen Euro bleibt, erhitzte am Donnerstagabend im Homburger Stadtrat die Gemüter. Außerdem kam es zum Streit über die Idee, das Stadtarchiv aus dem maroden früheren Rathausgebäude in der Kaiserstraße nach Erbach zu verlagern.

An der Lappentascher Straße im Stadtteil Erbach, auf dem Gelände eines einstigen Aufnahmelagers für Flüchtlinge, errichtet die Stadt ein Kultur-Ensemble mit Musikschule, Proberäumen, Aula, Bühnen- und Theatereinrichtungen. Dessen Musikschul-Teilprojekt, zunächst auf 4,7 Millionen Euro veranschlagt, verteuert sich nun beim Umbau einiger alter Flüchtlings-Wohnblöcke um 1,1 Millionen Euro. Wie mehrfach berichtet, führt die Stadtverwaltung dies maßgeblich auf mangelhafte Vorarbeit eines Planungsbüros zurück, dem man daher im Frühjahr gekündigt habe. Unter anderem seien Statikprobleme und Schäden der Bausubstanz unzureichend einkalkuliert worden. Da mit dem Planungsbüro ein Vergleich abgeschlossen wurde, könne die Stadt jetzt keine Regressforderungen mehr für Mängel erheben, die erst später bekannt wurden, sagte OB Rüdiger Schneidewind vor dem Stadtrat. Es bleibe aber bei der Eröffnung der neuen Musikschule im Frühjahr. Ebenfalls zum musischen Gesamtpaket auf dem Erbacher Areal gehört ein gesondertes Vorhaben namens Kunst- und Kulturzentrum. Für dieses Teilprojekt im Umfang von etwa zwei Millionen Euro dürfe die Stadt Homburg eine 83-prozentige Kostenübernahme durch Bund und Land erwarten, sagte der Oberbürgermeister: Grund für diese außergewöhnlich großzügige Bezuschussung sei ein neuartiges Kultur-Gesamtkonzept an einem ehemaligen sozialen Brennpunkt. Wichtiger Bestandteil jenes Konzepts und somit feste Voraussetzung für die hohe Förderung sei die Ansiedlung des Homburger Stadtarchivs in einem der Gebäudeblöcke. Bislang befindet sich das Archiv im zunehmend verfallenden Alt-Rathaus in der Homburger Kaiserstraße. In dieser Frage hagelte es jedoch harsche Kritik aus der CDU-Fraktion. Deren Vorsitzender Michael Forster mutmaßte, dass der angedachte Archiv-Wegzug nach Erbach wohl gezielt die Weichen für einen Abriss des denkmalgeschützten alten Rathauses in der Kaiserstraße stellen solle – „durch die Hintertür“, so Forster. Oberbürgermeister Schneidewind wies diesen Verdacht zurück und mahnte, dass die hohen Zuschüsse verfallen würden, werde das Konzept fürs Erbacher Kulturzentrum mit Archiv nicht sofort beschlossen. Denn der Ratsbeschluss sei die Grundlage für den Förderantrag – und für den laufe die Einreichungsfrist bald ab. Dennoch vertagte der Stadtrat sein Votum zum Umzug des Stadtarchivs: Zuerst soll der finale Stichtag Anfang 2015 ermittelt werden, bis zu dem die Förderung noch beantragt werden kann. Kurz vor Ultimo sollen der Kultur- und der Bauausschuss dann zu einer Sondersitzung zusammentreten und die definitive Entscheidung über den künftigen Archiv-Standort fällen.

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