Kreis Südwestpfalz Köstlicher Disput mit Gevatter Tod

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Der Dauerregen der vergangenen Wochen hatte den Schauspielern der Burgspiele Landstuhl ganz schön zugesetzt. Einige wichtige Proben mussten deshalb ausfallen. Auch bei der Generalprobe am Montag regnete es noch in Strömen. Jetzt ist der Sommer da; die Akteure haben bei ihrer Arbeit an der Neuauflage des Schwanks „Suffnas un Sensemann“ tapfer durchgehalten. Morgen, Samstag, 20 Uhr, ist Premiere.

Regisseur Rajko Schäfer hat das Stück überarbeitet, das auf der bayerischen Komödie „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ von Kurt Wilhelm beruht. Eckhard Richter hat sie ins Pfälzische übertragen, Schäfer manche Szenen komplett gestrichen und Neues eingestrickt. Das Bühnenbild ist minimalistischer geworden, was die eindrucksvolle Burg besser zur Geltung bringt. Schäfer betont, dass er den Darstellern viele Freiheiten lasse, um ihre Rollen mit Leben zu füllen und das Spiel selbst mitzugestalten. Sie sollen sich nicht sklavisch an den Text halten, sondern auch improvisieren, was das Spiel authentischer mache. „Dadurch ist jede Menge Kreativität entstanden, die weiterverarbeitet werden konnte“, so der Regisseur. Turbulent geht die Komödie los, als nach einer verunglückten Jagd der Hirsch, der für „de Ferscht“ erlegt werden soll, sich davonmacht, dafür aber der Büchsenmacher Schorsch durch einen Streifschuss am Kopf verletzt wird. Die gerissenen Treiber (Emily Zimmer, Niklas Schäfer) lassen das Prachttier bewusst davonlaufen, um dem unbeliebten Bürgermeister Kurt (Markus Perisello) eins auszuwischen. Man könne den Hirsch ja auch für sich selbst erlegen, „denn der Wirt vom Geißberg zahlt nicht schlecht“, meint der pfiffige Florian (Philip Nicolai). Gute Personenführung sorgt für die treffende Charakterisierung der Hauptperson. Der Büchsenmacher Schorsch (Andreas Altherr) ist seinen Mitmenschen gegenüber ein schwieriger Fall. Er geht seine eigenen Wege. Mit Recht und Gesetz nimmt er es nicht so genau. Das Wildern ist sein größtes Hobby. Und eine Schnapsdrossel ist er obendrein. Als eines Tages der Sensenmann (Nina Hoffmann) bei ihm anklopft und ihm eröffnet, dass sein Stündlein gekommen sei, gelingt es ihm, Gevatter Tod mit einer List zu übertölpeln. Er gießt dem Knochenmann von seinem „Flaschengeist“ ein und macht ihn derart betrunken, dass er Schorschs Bitte nachkommt und ihm 18 Jahre Aufschub zugesteht. Diesen Handel wird Schorsch später aber noch bitter bereuen. Allein der köstliche Dialog zwischen dem Tod und dem alten Quertreiber ist den Besuch der Komödie schon wert. Die Lachmuskeln werden strapaziert, wenn der Sensenmann vom vielen Schnäpseln den Schluckauf bekommt, sich in Rage disputiert, windet und wendet und schließlich über Tisch und Stuhl torkelt. Drunter und drüber geht es auch im weiteren Verlauf des Stücks. Sowohl auf Erden als auch im Himmel. Denn auch in der „Ewigen Seligkeit“ ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Da streiten sich der heilige Petrus (Frank Zimmer), der Erzengel Michael (Andreas Woll), der Erzengel Gabriel (Rajko Schäfer) sowie die Heiligen und Seligen und die Engel (Carolin Hanus-Müller, Angelika Hirsch, Theresa Mayer, Walter Brandl, Wolfgang Sutter, Sebastian Franz, Andreas Franz und Eva Altherr), dass es eine wahre Pracht ist. Und die Engelchen und Tratschweiber geben zu allem ihre Kommentare ab. 32 Aktive wirken auf der Bühne mit. Der Jüngste ist gerade fünf, der Älteste 70 Jahre alt. Dazu regeln fünf Techniker und 25 Helfer hinter den Kulissen den Ablauf. Die Kostüme hat Eva Muschelknautz-Altherr zusammen mit Ensemblemitgliedern geschneidert. Am Ende aber muss der „schnapsitulisierte Landstuhler Sturkopp“ eingestehen, dass es sich nicht gelohnt hat, „dass er sei Lääwe verlängert kriet hot“. Es wäre manches anders gekommen, wäre er damals gleich mit dem Sensenmann mitgegangen. Info —Kartenvorverkauf: Buchhandlung Stützel, Am alten Markt 11, Landstuhl, Telefon 06371/2369. —Weitere Informationen und Aufführungstermine: www.burgspiele-landstuhl.de.

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