Dietrichingen Jetzt mümmelt der Anti-Rase-Hase auf dem Dorfplatz

 Frank Freyers Dietrichinger Sandhase sitzt auf dem Dorfplatz.
Frank Freyers Dietrichinger Sandhase sitzt auf dem Dorfplatz.

Weil die Dietrichinger oft Sandhasen genannt werden, hat Frank Freyer seinem Heimatort einen Holzhasen für die Dorfmitte geschnitzt. Eine Skulptur mit Kriegsverletzung.

Normalerweise ist der Dietrichinger Frank Freyer dafür zuständig, die Trassen der Stromleitungen der Pfalzwerke von Ästen und Gestrüpp frei zu schneiden. In seiner Freizeit hat er nun vor einigen Wochen aus dem Reststück einer alten Eiche mit seiner Kettensäge eine Hasenfigur geschnitzt. Genaugenommen einen Sandhasen: So nennt man seit jeher die Einwohner von Dietrichingen. Der etwa einen Meter hohe Holz-Mümmelmann sitzt nun auf dem Dorfplatz. Gegenüber des Dorfgemeinschaftshauses und der Dorfschänke grüßt er die Verkehrsteilnehmer in der Ortsmitte.

„Vor Jahren hatten wir mal eine Dorfmoderation. Dort wurde gesagt, dass die Leute durch Orte, in denen es nichts Besonderes zu sehen gibt, einfach durchrasen. Wenn sie aber etwas zu sehen kriegen, fahren sie langsam und gucken“, erzählt der 52-Jährige. Auf Youtube hat er ein Video gesehen, das Schritt für Schritt zeigte, wie man einen Holzhasen aus einem Stammstück herstellen kann. Prompt packte Freyer der Ehrgeiz: An einem passenden Stammstück, das ihm der Großsteinhauser Ortsbürgermeister Volker Schmitt kostenlos überlassen hat, legte er los. „Das war eine Herausforderung. Ein falscher Schnitt, und die Figur ist kaputt“, sagt Frank Freyer.

Eichenholz mit Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg

Einen falschen Schnitt hat er zwar nicht gesetzt. Trotzdem hat das hölzerne Wappentier, der Dietrichinger Sandhas’, jetzt zwei gebrochene Arme. Denn seit der Hase auf dem Dorfplatz ohne Schatten in der prallen Sommersonne sitzt, ist das Holz getrocknet und geschrumpft. So kam es, dass die Arme abbrachen. Was aber weder die Dietrichinger noch die Autofahrer oder Frank Freyer stört.

Am Kopf hat der Hase ein paar schwarze Stellen. Das ist aber nicht etwa das Werk von Vandalen mit Gasbrenner oder Feuerzeug, wie mancher Dietrichinger schon vermutet hatte. Vielmehr hat der Dietrichinger Sandhase eine echte Kriegsverletzung. Denn in die Eiche, aus deren Holz jetzt die Figur geschnitzt wurde, waren im Zweiten Weltkriegs Granatsplitter eingeschlagen. Diese haben des Hasen Stirn „bereits schwarz verfärbt, als der noch gar nicht geboren war“, berichtet Freyer. Aber auch das stört den Holzkünstler nicht, der in den vergangenen Monaten unter anderem auch schon einen Uhu und einen Eisvogel mit der Kettensäge geschnitzt hat.

Bald soll sein Sandhase auf dem Dorfplatz Gesellschaft bekommen. Ob es Hasenkinder oder andere Wildtiere werden, möchte Freyer noch nicht verraten.

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