Südwestpfalz/Harsberg Dichterwettstreit beweist: Die Pfälzer Mundart ist quicklebendig

Die Preisträger des Wettstreits mit Bürgermeister Patrick Sema (rechts) und Sonja Bauer vom Tourismusverein (hinten 3. von recht
Die Preisträger des Wettstreits mit Bürgermeister Patrick Sema (rechts) und Sonja Bauer vom Tourismusverein (hinten 3. von rechts).

Beim 17. Sickinger Mundartdichter-Wettstreit am Freitagabend in Harsberg war die Leistungsdichte der eingereichten Beiträge einmal mehr erstaunlich.

Die Sieger und Platzierten des 17. Sickinger Mundartdichter-Wettstreits wurden beim Literarischen Abend am Freitag im Dorfgemeinschaftshaus Harsberg vorgestellt. In vier Fällen vergab die vierköpfige Jury wegen exakt gleicher Punktzahlen verschiedene Preisstufen an mehrere Mundartpoeten. Wie schon vor zwei Jahren eroberten auch diesmal in der Sparte Lyrik gleich drei Mundartgedichte das Siegerpodest, und bei den Prosabeiträgen wurde der dritte Platz dreifach vergeben. Prämiert wurden neun Gedichte und sechs Prosatexte sowie je ein Beitrag als Preis der Marktgräfin.

Maritta Reinhardt aus dem rheinhessischen Wonsheim hat zugleich in beiden Sparten Lyrik und Prosa gewonnen. Die Heimatdichterin hatte voriges Jahr auf der Sickingerhöhe bereits einen zweiten Platz errungen und durfte sich im Frühjahr schon über einen Sieg in Dannstadt-Schauernheim freuen. Trotz des sperrigen Titels „Summerohmendschbazeergang ohne dich“ sprühte ihr Prosabeitrag vor blühender Poesie.

Den ersten Platz mit dem Gedicht „Du uff deiner Seid“ über einen Besuch am Grab teilte sie sich mit Jennifer Schäfer und Matthias Zech. Der Speyerer Zech hatte beim letzten Sickinger Wettbewerb 2021 den Doppelsieg errungen. Sein Beitrag „Frische Blumme“ handelt von einer „Vergeltungsaktion“ deutscher Fallschirmjäger 1944 in der Bretagne und ließ die Zuhörer merklich verstummen. Das Trio der Sieger in der Sparte Lyrik ergänzte Jennifer Schäfer aus Rieschweiler-Mühlbach als Vertreterin der Südwestpfalz. Nach einem ersten Versuch 2021 hat sie in diesem Jahr mit dem Gedicht „Heimat is e leeres Haus“ die Jury beeindruckt.

Das Publikum zum Lachen gebracht

Ein weiterer Teilnehmer mit Bezug zur Südwestpfalz war Werner Süs. Dem gebürtigen Maßweilerer, der jetzt bei Koblenz wohnt, wurde der Preis für den zweiten Platz in Lyrik und den drittbesten Prosabeitrag zuerkannt. Auf Platz zwei in dieser Sparte sah die Jury Lothar Sattel.

Beim Preis der Marktgräfin in Lyrik und Prosa sollte laut Ausschreibung besonders der humorvolle Aspekt berücksichtigt werden. Diesem Anspruch sind beide Preisträger absolut gerecht geworden: Sie haben das aufmerksame Publikum laut zum Lachen gebracht. Lothar Sattel („Uff Bewährung“) berichtete von einer Pfälzer Seele vor dem Himmelstor, der von Petrus auferlegt wird, sich erst einmal am Leben zu erfreuen. Auch der zuvor schon ausgezeichnete Matthias Zech bewies hintergründigen Humor mit seiner Abhandlung über Steigerungen in der Sprache bis hin zu „bloo – blooer – am blooschde“.

Keine Sprache zweiter Klasse

Zu Beginn des Literarischen Abends hatte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Patrick Sema, in seiner Begrüßung allen gedankt, die sich aus Verbundenheit mit der Heimat für das Bewahren der Mundart einsetzen, „denn sie ist keine Sprache zweiter Klasse“. „Wer Pfälzisch spricht, fühlt sich bei uns schnell daheim“ betonte auch Sonja Bauer bei ihrer launigen Moderation und Vorstellung der Sieger und Preisträger des 17. Sickinger Wettbewerbs. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Hoffmann-Hammer-Duo aus Neupotz mit Mundartliedern wie „Gradseläds“ und beschwingten Songs voller Lebensfreude.

Der Dichterwettstreit im Sickinger Land wurde 1991 zusammen mit dem Grumbeeremarkt ins Leben gerufen. Er gehört neben den Wettbewerben Dannstadter Höhe und dem ältesten dieser Art in Bockenheim zu den renommierten Adressen für Mundartliebhaber aus dem pfälzischen und saarpfälzischen Raum.

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