Kreis Südwestpfalz Bachs „Toccata und Fuge“ ist schuld

ALTHORNBACH. Er spielt Orgel und Schlagzeug, singt, arbeitet als Kirchenmusiker und Pferdewirt, machte nebenbei sein Abi und engagiert sich in mehreren Musikgruppen: Benedikt Schwarz aus Althornbach ist viel unterwegs und immer aktiv. Im September wird er in Heidelberg sein Musikstudium beginnen.

„Mit drei Jahren hab ich schon auf allem rumgetrommelt, was ich erreichen konnte“, erzählt Schwarz und lacht. Mit fünf habe er dann sein erstes Kinderschlagzeug bekommen. Ein Jahr später mussten seine Eltern ein neues kaufen: Beim ersten waren die Felle kaputt, vom übermäßigen Gebrauch. Mit sieben ging es in die städtische Musikschule. Dort unterrichtete ihn Stefan Brandt über viele Jahre hinweg in der Kunst des Schlagzeugspielens. „Vor zwei Wochen hatte ich meine letzte Stunde bei ihm“, erzählt Schwarz. 2007 kam Gesangsunterricht bei Ulla Ecker in der Musikschule hinzu. Nach dem Stimmbruch stellte sich heraus, dass Schwarz ein Bariton ist. Zwei Jahre später entdeckte er die Orgel für sich. „Am Mittwoch, 27. Mai 2009, habe ich begonnen, Orgel zu spielen“, ist er völlig sicher. Manche Erlebnisse prägen sich einfach ein. Reinhard Scheller, der inzwischen als Pfarrer in Ernstweiler arbeitet, gab den Anstoß. „Er hat mir den Schlüssel für die Rimschweiler Kirche überlassen, damit ich dort für mich üben konnte“. Schwarz erzählt, er habe sich alleine an Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge“ in d-Moll versucht. Dem Laien ist zumindest der Anfang dieses Stücks hinlänglich aus diversen alten Horrorfilmen bekannt. „Eigentlich habe ich nur Orgel lernen wollen, um irgendwann dieses Stück spielen zu können. Inzwischen kann ich es“, sagt er und lacht. Unterricht bekam er in der Zweibrücker Alexanderskirche bei Bezirkskantor Helge Schulz. 2013 bestand er die sogenannte C-Prüfung, die höchste Stufe, die ein Kirchenmusiker im Nebenamt erreichen kann. Seitdem ist er berechtigt, bei Gottesdiensten, Hochzeiten oder Beerdigungen in der Kirche zu spielen. Inzwischen ist der junge Mann der Ersatzorganist des Dekanats Zweibrücken. Befragt nach seiner Einstellung zu Kirche und Religion, meint er: „Eine gewisse Verbundenheit mit Gott ist sicherlich da. Es gibt Momente beim Spielen, in denen man denkt, das ist nicht von dieser Welt.“ Es fällt dem 19-Jährigen sichtlich schwer, dieses Gefühl in Worte zu fassen. Schließlich meint er: „Die Lieder, die ich während den Gottesdiensten spiele, sind gemacht, um Gott zu ehren. Das fühle ich auch.“ Wobei er einige weniger bekannte Lieder bevorzugt: „Manche werden selten gespielt, aber sie bieten eigentlich viel mehr als die Klassiker“. Unabhängig vom Kirchendienst hat er drei eigene Orgelkonzerte gegeben. Als Benefizveranstaltungen waren sie angelegt, zugunsten der Renovierung des jeweiligen Instruments. Nebenbei spielt er als Schlagzeuger in der Zweibrücker Stadtkapelle und bei den Pfälzer Musikanten. Auch im Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium hat er Musik gemacht, so beim traditionellen Kleinkunstabend der 12. Klassen. Außerdem ist Schwarz ein begeisterter Reiter. Seit seinem Abitur arbeitet er als Pferdewirt im Stall Rubly in Kleinbundenbach. In der ihm verbleibenden Zeit kümmert sich der Tausendsassa um seine Freundin Bianca, die ebenfalls musiziert, und seinen verschmusten Hasen Rimboli. Ende September geht er nach Heidelberg, um Kirchenmusik zu studieren. Acht Semester sind geplant, um den Bachelorabschluss zu erreichen. Eine Wohnung hat er bereits gefunden. Klein ist sie mit 35 Quadratmetern, wie sich das für die erste eigene Bude gehört. Klavier, Orgel, Gesang und Musikgeschichte gehören zu den Pflichtfächern. Danach würde er gerne als Quereinsteiger ein Referendariat zum Musiklehrer machen. So könnte er hinterher, je nach Angebot, als professioneller Musiker oder eben Lehrer arbeiten. „Das ist einfach sicherer“, sagt er. Begeistert erzählt der junge Musiker von einer Reise nach Hamburg, bei der er den Michel, wie die große St. Michaeliskirche liebevoll genannt wird, besichtigte. „Die Kirche war gewaltig, alles in Weiß und Gold.“ Beeindruckt hat ihn auch die große Steinmeyer-Orgel: „Ich bin einfach zum Organisten hin und hab gefragt, ob ich mal spielen darf“, erzählt er. Er durfte. „Es war fantastisch, aber auch ein seltsames Gefühl“. Die Orgelpfeifen sind an einer anderen Stelle aufgebaut als das Instrument und durch ein Kabel verbunden, erklärt er. Wenn ein Musiker eine Taste drückt, dauert es etwa eineinhalb Sekunden, bis der Ton das Ohr erreicht. „Das ist am Anfang sehr irritierend, ich hab dann ganz langsam gespielt, damit alles passt“, lacht er ein bisschen verlegen. Es sei das erste Mal gewesen, dass er mit fünf Manualen, also Tastenreihen, gespielt habe. Ob er am Ende Lehrer oder Musiker im Hauptberuf wird, auf jeden Fall wird die Musik immer ein großer Teil seines Lebens bleiben.

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