Landau/SÜW Wie umgehen mit verstorbenen Ehrenbürgern?

 Nicht viele Menschen bekommen eine Ehrenbürgerurkunde überreicht.
Nicht viele Menschen bekommen eine Ehrenbürgerurkunde überreicht.

Nun sag’, wie hast du’s mit deinen Ehrenbürgern nach ihrem Tod? Diese Gretchenfrage könnte den Kommunen gestellt werden. Denn in der Stadt Landau und im Landkreis SÜW gehen sie unterschiedlich mit dem Thema um.

In der Stadt Edenkoben gibt es seit Kurzem einen neuen Ehrenbürger. Darüber berichteten auch andere Medien, die allerdings angaben, dass der frühere Museumsleiter Herbert Hartkopf die siebte Person sei, der diese Ehre zuteil geworden ist. Sie kamen auf die Zahl sieben, weil zum einen im Internet, konkret auf Wikipedia, sechs Personen in diesem Zusammenhang aufgeführt werden. Zum anderen hatte der frühere Stadtbürgermeister Werner Kastner bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Herbert Schäfer im November 2014 in seiner Laudatio beziffert, wie viele Bürger zuvor ausgezeichnet worden waren. Er nannte die Zahl fünf.

Nach Angaben von Herbert Hartkopf müsste in Edenkoben, wenn überhaupt, von 15 Ehrenbürgern die Rede sein. Wenn die Personen mit NS-Bezug dazu gerechnet würden, denen diese Ehrenbürgschaft verliehen wurde, etwa Adolf Hitler, nach dem im Übrigen auch in Edenkoben eine Straße benannt war. Jene, die ursprünglich Villastraße hieß und heute Teil der Weinstraße ist. Unberücksichtigt blieben bei den Aufzählungen zudem vier weitere Personen: neben Landgerichtsschreiber Karl Rudolf Sturm, dem laut Hartkopf im Jahr 1873 die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, Oberlandesgerichtsrat Ferdinand Kuby, Reichspräsident Otto von Bismarck und Altbürgermeister Nikolaus Satter.

Debatten über Ehrenbürger

Die Zahl 15 ist allerdings auch nicht richtig. Wie Stadtchef Ludwig Lintz auf Anfrage der RHEINPFALZ mitteilt, hat Edenkoben zwei Ehrenbürger: Herbert Schäfer und Herbert Hartkopf. Das Ehrenbürgerrecht könne nämlich nur lebenden Personen zugesprochen werden. Deshalb erlösche ein zu Lebzeiten verliehenes Ehrenbürgerrecht mit dem Tode. Eben diese Angabe ist in der Verwaltungsvorschrift zu der Gemeindeordnung verankert, auf die auch das rheinland-pfälzische Innenministerium verweist.

Und doch wurde und wird bundesweit in Kommunen immer wieder debattiert, ob einer verstorbenen Person die Ehrenbürgerwürde aberkannt werden soll, etwa weil sie nach neuen Erkenntnissen zu Lebzeiten Fehler begangen hat. Der frühere Reichspräsident Paul von Hindenburg, dessen Wirken bei Historikern ein Streitthema ist, ist für manche Lokalpolitiker nicht mehr tragbar, weil er wesentlich zur Machtergreifung der Nationalsozialisten beigetragen haben soll. Nach einen Vorstoß der Linkspartei hat auch die Stadt Landau Hindenburg 2020 die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Wie Stadtsprecherin Ricarda Bodenseh auf Anfrage mitteilt, ist es dem Stadtrat im Rahmen des Selbstverwaltungsrechts möglich, die Ehrenbürgerwürde symbolisch posthum abzuerkennen und das entsprechend in der Liste der Ehrenbürger der Stadt vermerken zu lassen.

Ehrenbürger-Liste wird aktualisiert

Die besagte Liste der Ehrenbürger führt die Stadt Landau auf ihrer Webseite. Bisher sind dort 30 Namen zu lesen. Separat aufgeführt werden davon fünf Personen, denen im Nationalsozialismus die Ehrenbürgerwürde verliehen und später aberkannt wurde. Da Kardinal Friedrich Wetter seine Auszeichnung Anfang Februar 2022 zurückgegeben hat, ist diese Liste auf 24 Namen geschrumpft. Auf Nachfrage korrigierte die Stadtverwaltung diese Zahl und spricht nun von nur noch einem Ehrenbürger: dem früheren Oberbürgermeister Christof Wolff.

Von der Ehrenbürgerliste voraussichtlich gestrichen wird Ludwig Kohl-Larsen. Warum? Das hänge mit der Untersuchung der Straßennamen zusammen, merkt Stadtsprecherin Ricarda Bodenseh an. Das Stadtarchiv unter der Leitung von Christine Kohl-Langer habe die Biografien bestimmter Namensgeber von Landauer Straßen analysiert. In diesem Zusammenhang sei es zu der fachlichen Einschätzung gekommen, dass aufgrund der historischen Faktenlage nicht nur die Hindenburgstraße umbenannt werden müsste, sondern auch die Kohl-Larsen-Straße. Ihr Namensgeber, der Naturwissenschaftler Ludwig Kohl-Larsen, werde als „erheblich belastet“ eingestuft.

Keine Ehrenbürger in Bad Bergzabern

In Bad Bergzabern muss man sich nicht mit möglicherweise belasteten Ehrenbürger auseinandersetzen, denn: Die Kurstadt hat keinen nach Auskunft von Bürgermeister Hermann Augspurger keinen einzigen Ehrenbürger. „Die Ehrenbürgerschaft ist mit dem Tod beendet“, sagt er kurz und knapp. Und von denjenigen, die diesen Titel verliehen bekamen, lebe keiner mehr.

Anders sieht es in Annweiler aus, wo mehrere Personen als Ehrenbürger gelistet sind. Darunter ist auch Pfarrer Georg Biundo, dessen Nazi-Verstrickungen derzeit von einer Kommission ausgearbeitet werden. „Einen lebenden Ehrenbürger haben wir nicht“, teilt Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried mit. Dass die Ehrenbürgerschaft gemäß Verwaltungsvorschrift mit dem Tod erlischt, habe er bislang nicht gewusst. „Es ist aber dennoch eine Auszeichnung, die weiter wirkt“, so Seyfrieds Einschätzung.

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