Birkenhördt/Riedseltz Orden für mutige Bürgermeister nach Trauma der Grenzschließung

Matthias Ackermann (links) und René Richert.
Matthias Ackermann (links) und René Richert.

Eine besondere Auszeichnung bekamen jetzt die Ortsbürgermeister von Riedseltz im Elsass und Birkenhördt in der Südpfalz: den Sonderorden des Deutsch-Französischen Carnevalvereins in Baden-Baden. Dieser steht unter dem Motto „Grenzen können unsere Herzen nicht verschließen“. Was steckt dahinter?

Der Carnevalverein widmet sich nicht nur Närrischem zur Fasnacht. Er verleiht auch jährlich einen Sonderorden an Menschen, die sich Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft erworben haben. In diesem Jahr zum 36. Mal. Preisträger waren unter anderem der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und Ex-Ministerpräsident Kurt Beck.

Der Hintergrund der diesjährigen Preisverleihung an René Richert, Ortsbürgermeister von Riedseltz, und Matthias Ackermann, Ortsbürgermeister von Birkenhördt, war ein ernster: die Grenzschließung zum Elsass im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-Pandemie, die von Deutschland ausgegangen war. Die Schließung habe gezeigt, wie schnell die Stimmung zwischen zwei Nationen kippen könne, so Christian Grimm, Präsident des Vereins. Neben Ellenbogen und Massenhamstern seien in den Grenzgemeinden bedenkliche Phänomene aufgetreten, bei denen die Schattenseiten der menschlichen Natur zutage getreten seien. „Es waren die politischen Alarmglocken, die bei beiden Bürgermeistern im Frühjahr 2020 geschrillt haben“, so Grimm. Die beiden haben das Manifest für die deutsch-französische Freundschaft „Grenzen können unsere Herzen nicht verschließen“ geschrieben und an viele Amtsträger „hiwwe un driwwe“ verschickt. Es wurde von Hunderten unterschrieben. Sie haben Treffen an der Grenze in Schweigen organisiert und ein großes Banner drucken lassen mit zwei zu einem Herz geformten Händen in den Farben der Flaggen Deutschlands und Frankreichs. Die Banner sind inzwischen an allen Ortseingängen der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern und in vielen Gemeinden im Elsass zu sehen.

Grenzschließung traumatisch für Elsässer

Dass die Grenzschließung traumatisch für die Elsässer war, schilderte Richert in seiner Dankesrede. Eine deutsche Einwohnerin in seinem Dorf sei für mehrere Wochen nach Deutschland gezogen, um ihre Mutter beim Sterben zu begleiten, weil sie Angst gehabt habe, die Grenze nicht mehr passieren zu können. Nur eines von vielen Beispielen, wie tief der Schock bei den Elsässern war. Deren Autos wurden auf Parkplätzen von Supermärkten bis zum Eintreffen der Polizei blockiert, weil während der Grenzschließung einkaufen auch für Pendler nicht erlaubt war. Oder sie wurden in Geschäften beschimpft. „Zwei Persönlichkeiten haben den außerordentlichen Mut beweisen, in der Öffentlichkeit Menschenwürde und Gerechtigkeit mit klaren Aussagen und Aktionen zu vertreten“, heißt es in der Würdigung.

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