Annweiler NS-Zeit: Sollten Ehrungssymbole für „Generation Biundo“ weiterhin gültig sein?

Stadtpfarrer Georg Biundo nach dem Bombenangriff am 29. Dezember 1944 in Annweiler zwischen kriegszerstörten Gebäuden.
Stadtpfarrer Georg Biundo nach dem Bombenangriff am 29. Dezember 1944 in Annweiler zwischen kriegszerstörten Gebäuden.

Die Stadt Annweiler bildet eine Kommission, um die Anschauungen und Aktivitäten ihres früheren Stadtpfarrers Georg Biundo während der NS-Zeit aufzuarbeiten. Nach kritischen Leserreaktionen nimmt nun der Mann Stellung, der den Stein ins Rollen gebracht hat.

Wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass Biundo intensive Verstrickungen mit dem NS-Regime hatte. Aufgearbeitet in der Schrift „Deutscher Pastor, leidenschaftlicher Nationalist, zeitweilig Antisemit“ des kanadischen Historikers Ronald D. Webster und in einem Beitrag des Tübinger Professors Michael Tilly in dem von der Evangelischen Landeskirche initiierten Werk „Protestanten ohne Protest“. Helmut Schlieger, ehemaliger Lehrer am Evangelischen Trifelsgymnasium, hat sich in den vergangenen drei Jahren mit der Forschungslage auseinandergesetzt und seine Ausarbeitung nun der Stadt zukommen lassen. Dies hat die Trifelsstadt zum Anlass genommen, sich mit der Person Biundo und dessen Wirken von 1933 bis 1945 zu befassen. Die Kommission soll auch Vorschläge zum zukünftigen Umgang mit dessen Erbe unterbreiten. Biundo ist Ehrenbürger der Stadt, Träger der Goldenen Stadtplakette, und es gibt einen Gedenkstein für ihn an der Trifelsstraße.

In Reaktion auf unsere Berichterstattung hatten sich Leser gemeldet, die auf die Bedeutung Biundos hinwiesen, der sich um den Trifels und die Stadtgeschichte verdient gemacht hatte, und die Frage aufwarfen, ob eine Auseinandersetzung mit Biundo jetzt noch zu rechtfertigen ist.

Sollten Verehrungssymbole weiterhin gültig sein?

Helmut Schlieger möchte dazu feststellen, dass er nicht an den Forschungsarbeiten mitgewirkt, sondern lediglich über diese berichtet habe. Die Universität Mainz habe sich inzwischen für seine Arbeit bedankt und diese in ihre universitätsgeschichtlichen Sammlungen aufgenommen. „Mir persönlich geht es weniger um die Beurteilung der Person Georg Biundo, sondern um die ,Generation Biundo’“, sagt Schlieger und hält weiter fest: „Ich stelle meiner Stadt die Frage, ob wir weiterhin Menschen öffentlich ehren wollen, von denen wir heute wissen, dass sie fundamental antidemokratische, rassistische Auffassungen vertreten haben und dabei jene unterstützten, die für die Massenmorde verantwortlich waren. Vor allem aber, wie im Fall Biundo, dass er sich dazu niemals mehr geäußert, geschweige denn seine Auffassungen jemals bedauert hat.“

Diejenigen, die ihn vor allem nach dem Krieg mit Orden und Ehrungen überhäuften, hätten dies seiner heutigen Beurteilung nach in Unkenntnis der Dinge getan, die erst wesentlich später offenkundig geworden seien. Es sei Sache der verantwortlichen Stellen, ob diese Verehrungssymbole weiterhin gültig sein sollen, sagt Schlieger und meint konkret auf Annweiler bezogen, ob der Name auf dem Brunnen bleiben solle.

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