Annweiler Land bezuschusst Forsthof aus Kastanienholz mit 150.000 Euro

So soll der neue Forsthof aussehen.
So soll der neue Forsthof aussehen.

Schon seit Jahren laufen die Planungen, im Herbst soll der Bau starten: Die Forstgesellschaft der Stadt Annweiler will ihren Forsthof ganz aus Kastanienholz hochziehen. Ein Novum in der Holzbauweise. Und nun ist auch klar: Das Land wird den Neubau finanziell unterstützen.

Über einen Geldregen von 150.000 Euro aus Mainz kann sich die Trifels Natur freuen. Bei Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro bleibt aber noch genug zu stemmen. Weitere 287.000 Euro Zuschüsse fließen aus einem EU-Programm zur Förderung innovativer Projekte im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Nur wenige Kilometer weiter, in Eußerthal, entsteht aktuell ein weiteres Gebäude ganz aus Kastanienholz. Für das neue Forschungsgebäude der Uni Landau in der Gewässerforschungsanlage schießt das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium 200.000 Euro zu. Die Neubauten sind Pilotprojekte, bisher wurde die in der Südpfalz verbreitete Baumart noch nie als konstruktives Tragwerk in größerer Dimension genutzt.

Die Planer und Erbauer haben also Pionierarbeit zu leisten. Zumal die Edelkastanie durch ihre Wuchsform keine einfachen Baueigenschaften mitbringt. Für die Spannweite von rund 20 Metern wurde ein Fachwerk-Dreigelenkrahmen aus Vollholzelementen entwickelt, der auch als Vorbild für weitere Gebäude dienen soll. Mit anderen Laubholzarten wurden solche Dreigelenksrahmen bereits realisiert, nicht jedoch mit der Edelkastanie. Damit betritt man in Annweiler „konstruktives Neuland“, wie das Klimaschutzministerium berichtet. Durch das neue Gebäude erhofft man sich wichtige Erkenntnisse, was die technischen und statischen Möglichkeiten betrifft. Diese könnten dann auch bei weiteren Gebäuden aus Keschdeholz in der Region eingebracht werden, um damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Keschde bisher im Dornröschenschlaf

Edelkastanienholz hat als Baumaterial bisher im Dornröschenschlaf geschlummert. Doch es verdient, daraus erweckt zu werden, findet Trifels-Natur-Geschäftsführer Harald Düx. Die Edelkastanie, die die Römer einst aus dem Mittelmeerraum in die Pfalz brachten, ist wärmeliebend und kommt mit dem Klimawandel besser zurecht als andere heimische Baumarten. Rund um Annweiler steht auf über 700 Hektar eines der größten Keschdegebiete im Land. Die Nutzung hier in der Region erspart lange Transportwege. Zudem sorgt der große Gehalt an Gerbstoffen im Holz für eine hohe Dauerhaftigkeit.

„Nicht nur das im eigenen Wald wachsende Kastanienholz wird die CO2-Bilanz des Forsthofs aufwerten. Auch die Niedrigenergiebauweise, die Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die Holzvergaserheizung mit Pufferspeicher sowie eine Wärmepumpe und die Regenwasserzisterne leisten einen wertvollen Beitrag im Bereich Ressourcen- und Energieeffizienz“, betont Klimaschutzstaatssekretärin Katrin Eder, die findet, dass Annweiler damit ein Zeichen für den Klimaschutz setze. Verglichen mit einem konventionell gebauten und mit Erdgas beheizten Gebäude werde der Forsthof jährlich rund 46.000 Kilowattstunden weniger Energie verbrauchen und pro Jahr rund 9,2 Tonnen CO2 einsparen.

Verkauf regionaler Produkte

In dem Gebäude werden zukünftig die sieben Lager- und Produktionsstätten der Trifels Natur gebündelt. Stadtnah gelegen werden im Forsthof nach der Fertigstellung voraussichtlich Ende 2022 auch regionale Produkte wie Wildfleisch, Brennholz und selbst hergestellte Naturprodukte zum Kauf angeboten. Auch soll im barrierefreien Seminarraum Besuchern Wissen über die ökologischen Kreisläufe des Waldes vermittelt werden.

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