Kolumne Ein kleiner Baum auf dem großen Kreisel in Bad Bergzabern

Um den Baum auf dem Kreisel zu finden, muss man schon ganz genau hinschauen.
Um den Baum auf dem Kreisel zu finden, muss man schon ganz genau hinschauen.

„Oh, das Teil ist jetzt aber doch deutlich kleiner ausgefallen als angenommen.“ Vielleicht ist dem einen oder der anderen dieser Gedanke so oder so ähnlich in den vergangenen Wochen auch in den Kopf geschossen. Mir jedenfalls ging es so, als ich vor einiger Zeit auf den Kreisverkehr am Bad Bergzaberner Bahnhof zugefahren bin. Schön, da sind sich wohl ziemlich alle einig, ist der Hügel in dessen Mitte nicht gerade. Blumen blühen dort schon lange nicht mehr, zeitweise begrüßte eine zerfledderte Jeans auf einem Holzgestänge die Gäste in der Kurstadt. Nun könnte man schnell darauf kommen, die Stadtoberen dafür zu kritisieren, dass sie nichts gegen diesen wenig ansprechenden Anblick unternehmen. Das wäre aber falsch, denn der Grund dafür ist ein sehr guter.

Künstler Martin Schöneich aus Vorderweidenthal hat der Stadt nämlich eine Skulptur geschenkt, die den Bahnhofskreisel endlich zum Hingucker machen soll. Ein knallroter Stahlkoloss, elf Meter hoch und mehrere Tonnen schwer, sollte schon Ende 2020 aufgestellt werden. Daraus wurde aus diversen Gründen leider nichts. Monat um Monat ging ins Land, ohne dass irgendetwas passiert ist – bis zum 12. November 2023.

„Skulptur am Bahnhofskreisel angekommen“ prangte am Folgetag in großen Lettern auf einer unserer Seiten. Künstler Schöneich erzählte damals, dass er hoffe, sie zwei Wochen später aufstellen zu können. Andersrum gesagt: Wer zum Karolinenmarkt fährt, sollte das Kunstwerk bestaunen können. Womit wir wieder am Beginn der Geschichte angekommen sind. Denn auf dem Kreisel steht seit geraumer Zeit wirklich etwas. Allerdings nicht etwas riesiges Rotes, sondern etwas kleines Grün-Buntes. Ein Christbaum.

Der unter anderem für Kultur zuständige Beigeordnete Martin Körner überbrachte in der jüngsten Stadtratssitzung schließlich die Hiobsbotschaft: In diesem Jahr klappt’s wohl nicht mehr mit dem Aufstellen der Skulptur. Schöneich arbeite daran, erzählte Körner. Er schweißt und verschraubt, hat aus drei Teilen, die angeliefert wurden, mittlerweile zwei gemacht. „All das kann man aber nicht bei jedem Wetter machen.“ Auch ein Bagger sei da gewesen, so Körner, die Skulptur sei umgedreht worden, um sie von der anderen Seite bearbeiten zu können. Zum Aufstellen müsse dann auch der Kreisel teilweise gesperrt werden, dafür brauche die Verbandsgemeindeverwaltung etwas Vorlauf.

Und so steht das kleine geschmückte Bäumlein erst einmal weiter inmitten des großen Kreisels. Wie lange, das ist nicht bekannt. Aber: „Jeder Baum ist wichtig.“ Dieser Satz, mit dem das Sitzungsjahr 2023 beschlossen wurde, stammt von der Beigeordneten Ursula Schulz. Sie meinte damit zwar nicht das Gewächs am Bahnhof, sondern warb für die Aktion „Bäume statt Böller“, bei der Menschen dazu aufgerufen sind, ihr Geld für Bäume zu spenden und nicht in Knaller zu investieren. Irgendwie hat es trotzdem zur unendlichen Geschichte rund um den Bahnhofskreisel gepasst.

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