Kreis Südliche Weinstraße Abgesoffen

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Christiane Heming-Herzog ist mit den Nerven am Ende, die Stimme zittert, die Augen werden feucht. Ihr Mann Walter Herzog versucht, sie zu beruhigen. Das Haus der VG-Beigeordneten und des Vorsitzenden der BI Queichtal hat es wohl am schlimmsten in ganz Annweiler getroffen. Es steht am „Honigsack“, genau an jener Stelle, an der sich die Wasser- und Schlammflut von der Drachenwiese herabgoss. Das Regenrückhaltebecken am Klingelberg konnte die Mengen nicht mehr halten. „Es gab einen Hangrutsch mit gewaltigen Schlammmassen“, berichtet Kreisfeuerwehrinspektor Rudi Götz. „Und dann ist die ganze Schlammlawine runtergekommen“, erzählt Heming-Herzog von der Schreckensnacht. „Ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht, wo wir anfangen sollen.“ Der komplette Garten ist mit verdrecktem feuchten Hausrat vollgestellt. Die Schlammlawine habe sich sturzbruchartig von oben in den Garten ergossen, den Kellereingang überflutet und von außen die verschlossene Kellertür eingedrückt. Danach sei das ganze Kellergeschoss von der braunen Masse bis zur Oberkante der Fenster überschwemmt worden, zeigt Herzog – barfuß durch den Garten stapfend – das Ausmaß der Verwüstung. Waschmaschine, Holzmöbel, Matratze, Elektrogeräte, Schuhe und vieles mehr – alles hinüber. Und die Hausratversicherung übernehme Elementarschäden nicht. Unendlich dankbar sind die beiden für die schnelle Unterstützung der Einsatzkräfte und der rund 30 Nachbarn, die nachts mit anpackten. Die Feuerwehr habe über sechs Stunden mit vier Pumpen den Keller ausgepumpt. Am „Honigsack“ stand der Schlamm einen halben Meter hoch auf der Straße, berichtet Rudi Götz vom Einsatz in dem Gebiet. Bauhof, THW, Feuerwehr und zwei private Unternehmen waren mit Bagger, Radlader, Traktor, Lastern und Anhänger vor Ort, um den Schlamm abzutransportieren. Mit Eimern räumten ihn Helfer aus den Häusern, mehrere Keller mussten abgepumpt werden. Aber auch in der Altstadt sah es schlimm aus. Die Queich trat über ihre Ufer, setzte die Wassergasse in weiten Teilen unter Wasser. Die Anwohner sind hohe Wasserstände schon gewohnt, viele haben Wassersperren vor den Haustüren und Pumpen im Keller. „Aber so etwas wie am Dienstag habe ich noch nie erlebt“, sagt Yvonne Thiel vom dortigen Bio-Laden, die extra nachts herbeieilte. Der Lagerraum steht noch unter Wasser, mit RHEINPFALZ-Ausgaben saugt sie die Feuchtigkeit auf. „Das Wasser kam aus den Gullys und stand auf der Gasse“, berichtet sie und macht sich weiter ans Aufräumen. Wie auch Jochen Eberhardt vom Gasthaus „Zum goldenen Löwen“ ein paar Straßen weiter, der gerade die verdreckte Terrasse fegt. „Bis das sauber ist, wird es noch eine Weile dauern.“ In der Apothekergasse auf der anderen Seite der Queich öffnet Peter Muntzinger die Tür. Schuhe und Hosenbeine schlammverschmiert. Eine sandige Feuchtigkeit durchzieht das komplette Untergeschoss des Organisators der Richard-Löwenherz-Fests. Die ganze Straße sei überschwemmt gewesen und habe die Massen dann ins Haus gedrückt. Er werde jetzt alle Räume ausräumen müssen, um sie zu kehren und auszuspritzen. Von mehreren überfluteten Straßen, durch den Wasserdruck ausgehobenen Gullydeckeln und Wasser in vielen Gebäuden berichtet Rudi Götz im Innenstadtbereich. Mit Wassersaugern und Tauchpumpen rückten die Feuerwehrleute dem Wasser zu Leibe. Das gesamte Kellergeschoss des Klinikums hatte sich mit schlammhaltigem Wasser gefüllt. Bis Mitternacht spülten die Hausmeister mit 25 Einsatzkräften das Geschoss mit frischem Wasser aus und pumpten es anschließend wieder ab. Währenddessen hatte die CDU Annweiler gerade Mitgliederversammlung. Aber die wurde zur Nebensache. „Die Keller vollgelaufen, diese Wassermassen – Wahnsinn“, berichtet Stadtverbandsvorsitzender Sebastian Christill. Ohne den „megastarken Einsatz der Retter in der Not“ wäre Annweiler an diesem Abend aufgeschmissen gewesen. Bei den 23 Einsätzen des Abends waren die Feuerwehren Annweiler, Gräfenhausen, Albersweiler, Ramberg, Dernbach, Gossersweiler-Stein, Münchweiler, Silz, Rinnthal, Billigheim-Ingenheim, Bad Bergzabern und Landau, das THW Hauenstein, der Bauhof und die Straßenmeisterei Annweiler mit rund 170 Kräften bis 5.30 Uhr vor Ort.

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