Waldmohr Tag des offenen Denkmals: Vom Gefängnis zu Fischmäulern

Günter Scheidt führte durch das Fischereimuseum.
Günter Scheidt führte durch das Fischereimuseum.

„Ja, da saßen früher die Bösewichte ein.“ Ein junger Vater zeigt auf die kleine Gefängniszelle, die im Bürgerhaus Waldmohr eingerichtet ist. Der Junge sieht seinen Vater fast ungläubig an. Eine Szene vom Tag des offenen Denkmals. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs hatte das neue Museum „Die Fischwelt von Waldmohr“ erstmals geöffnet.

Der Junge geht kurz in die knapp neun Quadratmeter große Zelle hinein. Nein, schön sei das nicht, meint er. Eine Besucherin dagegen findet den Raum groß genug, um einmal hinter verschlossener Tür in Ruhe zu entspannen. Ob ihr es tatsächlich gefallen würde?

Da ist das vergitterte, hoch oben eingelassene Fenster, das keinen Ausblick ermöglicht. Die dünne Matratze auf dem spartanischen Bett wirkt alles andere als bequem. Kissen und Decke in ihren typischen weiß-blau karierten Gefängnis-Überzügen lassen keine weichen Federn erahnen. Auf dem Tisch stehen Blechgeschirr und ein Foto der Liebsten. Handtücher und Lappen stapeln sich im Regal. Zu den wenigen Habseligkeiten zählen eine Tasse und eine kleine Teekanne. Manche Utensilien haben schon einige Jahre auf dem Buckel, darunter die massive Holztür mit feistem Riegel, Guckloch und Durchreiche fürs Essen. Neueren Datums dagegen sind ein Metallspind, Toilette, Waschbecken mit Spiegel und Heizung.

Das einstige Amtsgericht

Die Zelle gehörte wie eine zweite zum ehemaligen Amtsgericht Waldmohr. Als dieses 1967 aufgelöst wurde, schlossen sich auch für immer die Gefängnistüren. Mitte der 1970er-Jahre kaufte die Gemeinde Waldmohr das aus rotem Sandstein errichtete Gebäude. Seit 1978 dient es als Bürgerhaus. Doch die Institution habe es verdient, in Erinnerung zu bleiben, fand Kurt Kiefer. Er schlug den Verantwortlichen der Gemeinde vor, wenigstens eine Zelle wieder instand zu setzen. Mit seinen Kontakten zur JVA Zweibrücken gelang es Kiefer, einige Gefängnisgegenstände zu bekommen.

Aus eigenen Beständen und denen anderer Mitglieder des Angelsportvereins Waldmohr (ASV) hat Ehrenvorsitzender Günter Scheidt das neue Fischereimuseum eingerichtet. Es gibt auf kleinem Raum eine Menge zu schauen, zu begutachten und zu lesen. Den Blick ziehen natürlich die präparierten Fische an. „Da, der Wels aus dem Motschmühlweiher bringt 92 Kilogramm auf die Waage bei einer Größe von 2,47 Meter“, erzählt Scheidt. Ein anderer, den er allerdings in Bayern geangelt hat, wiegt sogar 70 Pfund. „Je wärmer die Region, desto größer werden diese Fische.“ Auch ein Zander mit zwölf und ein Hecht mit 15 Pfund sind zu finden. Manche hängen parallel zur Wand in voller Größe, von anderen ist nur der Rumpf mit einem offenstehenden Maul übrig, das auf den Betrachter gerichtet ist.

Kinder als Zielgruppe

Die Ausstellung bereichern Angelruten mitsamt Zubehör, Köder in verschiedenen Varianten, einige Reusen, ein Fang- und ein Zugnetz. Letzteres benutzten laut Scheidt die Fischer an der Mosel.

In der Raummitte sind Stellwände mit Informationen zur heimischen Fischwelt aufgestellt. „Die Kinder wissen ja kaum noch, welche Fische bei uns vorkommen“, sagt Scheidt und nennt bereits eine wesentliche Zielgruppe des neuen Museums. Auch Zeitungsausschnitte und historische Dokumente zum Motschmühlweiher dürfen nicht fehlen.

Ein Wels mit 500 Pfund

Etliche Fotos zeigen außergewöhnlichen Fänge von Scheidt und seinen Kollegen. Auch ist ein russisches Team mit einem Wels zu sehen, der sage und schreiben 500 Pfund gewogen hat.

Wie die Zelle gegenüber hätte „Die Fischwelt von Waldmohr“ vergangenes Jahr eröffnet werden sollen. Wegen Corona musste dieser Termin verschoben werden. „Doch jetzt endlich können wir zeigen, was die Weiher bei uns zu bieten haben“, sagt Günther Scheidt erfreut.

Info

Wer das Museum „Die Fischwelt von Waldmohr“ im Bürgerhaus, Saarpfalzstraße 12, besuchen möchte, meldet sich bei Günther Scheidt, Telefon 0172 7267777. Insbesondere Schulklassen sind willkommen. Die Gefängniszelle weist eine Glastür auf, sodass sie ohne Anmeldung einsehbar ist.

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