Kusel/Niederstaufenbach Marcel Keidel, der erste Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan, im Porträt

Aus der Region – für die Region: Marcel Keidel ist der erste Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan.
Aus der Region – für die Region: Marcel Keidel ist der erste Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan.

Marcel Keidel war viel unterwegs in der Welt, reiste rund um den Globus für seine Arbeitgeber in der Wirtschaft. Doch jetzt ist der Mann, der aus Eßweiler stammt und in Niederstaufenbach wohnt, ganz zurück in der Heimat. Seit vergangenem Monat arbeitet er als Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan.

Wirtschaftsförderer der VG? Das war kein leichter Weg, wie auch Bürgermeister Stefan Spitzer einräumt. Zunächst beharkten sich die Fraktionen, ob es einer solchen neuen Stelle bedürfe. Dann floppte die erste Ausschreibung: Zwar war die Entscheidung für einen geeigneten Bewerber gefallen. Doch der sprang kurzfristig ab.

Für den zweiten Anlauf schickte auch der 43-Jährige, der dank des damaligen Kreiskrankenhauses in Kusel geboren ist, seine Bewerbung ab. Und wusste im Februar, dass er sich künftig um die wirtschaftlichen Belange seiner Heimat-Verbandsgemeinde kümmern würde.

Näher bei den Betrieben

Dass da viel zu tun ist, wissen Keidel wie auch Spitzer; dass nun, da der Kreis einen Wirtschaftslotsen zusätzlich zum Wirtschaftsservicebüro hat und auch die umliegenden Verbandsgemeinden sich Wirtschaftsförderer leisten, es zu Überschneidungen, gar zu Doppelarbeit kommen könnte, fürchten sie nicht: „Der Wirtschaftslotse beim Kreis hat eher den allgemeinen Blick, während unser Wirtschaftsförderer näher an den einzelnen Betrieben dran ist“, sagt Spitzer. Auch Keidel sieht eher ein Hand-in-Hand-Arbeiten als ein Wirtschaftsfördern nach dem Prinzip „Viele Köche verderben den Brei“.

Der Kontakt zu den Unternehmen in der Verbandsgemeinde vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Mittelständler – das liegt Keidel, hat er doch seit Ende der Schulzeit fast durchweg für Unternehmen gearbeitet und deren Bedürfnisse kennengelernt. Grundschule Eßweiler, wo er in einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb aufwuchs, Hauptschule Wolfstein, Ausbildung zum Elektromechaniker, Fachabitur an der Berufsbildenden Schule in Kaiserslautern – Keidel hat seinen Job von der Pike auf gelernt.

Zivildienst in Arizona

Die erste Abkehr vom traditionellen Weg erfolgte, als er sich für den Zivildienst bewarb und zwei Jahre lang in Tucson im US-Bundesstaat Arizona Häuser reparierte, in denen behinderte oder sozial Schwache lebten. „Das wurde von einem christlichen Dienst angeboten. Und ich habe mich für die USA entscheiden, weil ich mir dachte, dass es für meinen weiteren Berufsweg nicht schlecht sein kann, wenn ich gut Englisch spreche.“

Er sollte Recht behalten. Denn während seines Studiums an der Fachhochschule Kaiserslautern arbeitete der spätere Wirtschaftsingenieur der Fachrichtung Energietechnik – seine Diplomarbeit schrieb er bei KOB in Wolfstein – für den Autozulieferer Keiper. Und der schickte ihn unter anderem für neun Monate ins brasilianische Sao Paulo. Dort war Englisch Pflicht für all jene, die nicht Portugiesisch sprachen.

International unterwegs

Weitere berufliche Stationen samt Aufstieg folgten: Betriebsleiter für das Beschichtungsunternehmen Gramm in Neunkirchen/Saarland, Gleiches bei einer Feuerzinkerei in Saarlouis, ein Jahr Vertriebsleiter bei IGM in Medard und zuletzt Betriebsleiter bei EPG, einem Unternehmen aus der Nanotechnologie-Branche mit Sitz in Darmstadt und Produktion im französischen Forbach.

Und nun, in einem Alter, in dem man nicht nur weiter Karriere, sondern auch mehr Geld machen kann, der Wechsel in eine Verwaltung? Keidel weiß, dass das im ersten Moment ein wenig merkwürdig wirkt. Doch er hat eine gute Erklärung für den Gehaltssprung nach unten, den die Verwaltungstätigkeit zwangsläufig mit sich bringt: „Ich stamme aus dieser Gegend, ich liebe diese Gegend – und jetzt kann ich etwas für sie tun.“

Gartenarbeit als Ausgleich

Zudem sei er in den vergangenen Jahren derart viel dienstlich gereist, habe so viele Arbeitswochen mit 60, 70 Stunden absolviert, dass ihn auch die Aussicht auf etwas mehr Zeit mit seiner Familie gereizt habe: Sein Sohn ist neun, seine Frau arbeitet bei der Kreissparkasse. „Heute kann ich ab und an in der Mittagspause oder vor einem Abendtermin nach Hause fahren, um meine Familie zu sehen und mit ihr zu essen. Das konnte ich vorher nicht“, erzählt er.

Und außerdem ist da noch sein Garten am Eigenheim in Niederstaufenbach, nachdem er zuvor in Föckelberg gewohnt hatte. „Ich gehe da gerne abends mal hinein – als körperlicher Ausgleich für die viele Bürotätigkeit.“ So ganz lässt ihn die Landwirtschaft, mit der er in Eßweiler aufgewachsen ist, eben nicht los.

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