JAHRESRÜCKBLICK 2023 Bewegung in der Gastonomieszene: Die Angst vorm Aus geht um

Führt im Restaurant auf Burg Lichtenberg Regie: Maria Klein.
Führt im Restaurant auf Burg Lichtenberg Regie: Maria Klein.

„Die Gastronomie auf dem Land wird sterben“: Dies prophezeit Hotelier Stefan Klinck vom Felschbachhof. Die Rückkehr zum hohen Mehrwertsteuersatz sei nicht zu stemmen. Derweil gab es auch im Jahr 2023 in der Gastro-Szene des Kreises allerlei Bewegung.

Stefan Klinck will Schluss machen – zumindest das Waldhotel bei Ulmet veräußern. Beim Gastronomen-Verband Dehoga spricht Klinck als Fachmann ein gewichtiges Wort mit. Und dank der Funktionärsarbeit hat er profunde Einblicke. Der Hotelier kann Zahlen sprechen lassen: Seit Beginn der Pandemie habe von rund 12.000 Gaststätten in Rheinland-Pfalz ein Viertel die Türen schließen müssen.

Corona wegen war der Mehrwertsteuersatz von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden. Geraume Weile war darüber diskutiert worden, die damals bis Ende 2023 befristetet Regelung weiterlaufen zu lassen. Seit die Ampel in Berlin hektisch versucht, Finanzlöcher zu stopfen, ist davon keinerlei Rede mehr. Die Bundesregierung verspricht sich mehr als drei Milliarden Euro zusätzlich für den maroden Haushalt.

Trugschluss, sagt Klinck: Der werde bald verpuffen, zumal ein Restaurant-Sterben neben komplett ausbleibender Steuereinnahmen auch Arbeitsplätze kosten werde.

Klinck prophezeit: Gäste werden ausbleiben

Höhere Mehrwertsteuer – höhere Preise für die Kunden: Die Rechnung ist ganz einfach. Viele Betreiber kratzen ohnehin am Rande der Existenz, können die Mehrbelastung, die die weiterhin steigenden Energiepreise begleitet, gar nicht anders auffangen. Verschärft wird die Situation durch gestiegene Lebensmittelpreise: Der Preisrückgang, den die Politik in den vergangenen Monaten gefeiert hat, wiegt dies nicht mal im Ansatz auf. Dazu kommt: Die potenzielle Kundschaft hat immer weniger Geld zur Verfügung.

Steigende Steuern, Gebühren, Abgaben allenthalben – immer weniger Menschen können sich einen Restaurantbesuch noch leisten. Zunehmend werden wohl Gäste ausbleiben. Überhaupt kein Gast hat vor Jahresfrist im Restaurant auf Burg Lichtenberg einkehren können. Im November 2022 war das Licht in Küche und Gastraum erloschen, über Winter war das Haus verwaist. Anfang April 2023 schloss der nächste Pächter Janko Balog auf – und Ende Juli auch schon wieder zu.

Kurzes Zwischenspiel im Burgrestaurant

Das kaum viermonatige währende Gastspiel war das mithin traurigste in der Geschichte des Restaurants, das – wie die Touristenattraktion Burg – (noch?) dem Landkreis Kusel gehört. Immerhin war die neuerliche Suche nach einem Pächter schnell beendet. Diesmal dauerte die Vakanz nur wenige Wochen: Ende August öffnete Maria Klein das Restaurant neu.

Seither gibt’s dort wieder Steak und Schnitzel statt Fleischgerichte vom Balkan. Die Chefin aus dem Saarland ist seit Jahrzehnten im Kreis zu Hause, in der Region verwurzelt, hat 26 Jahre lang das Wasserwerk in Godelhausen betrieben. Unter ihrer Regie erhofft sich der Burgherr nun jene Kontinuität und Verlässlichkeit, die seit dem Auszug von Steffi und Peter Emrich so schmerzlich vermisst wird.

Auf Rundwieserhof kehrt der Gründer zurück

Von Kontinuität konnte auch andernorts kaum die Rede sein: Etwa in Waldmohr, wo der Waldmohrer Hof aus längerem Dornröschenschlaf erwacht war – und ein Vierteljahr später schon wieder entschlummerte. Im November eröffnet, war das von einer Pension flankierte Restaurant wieder geschlossen. Warum, dazu wollte sich weder der Pächter äußern noch die Investoren Näheres sagen, die das Haus erworben und saniert hatten. Jetzt wird das Restaurant unter neuer Leitung wieder geöffnet – vom früheren Betreiber der Burggaststätte.

Ganz anders läuft’s bei Konken: Auf dem Rundwieserhof hat der Gründer und langjährige Betreiber von Heuhotel und Gaststätte, Walter Schanz, den Rückwärtsgang einlegt. Im Mai 2022 hatte er nach 21 Jahren Küche und Theke Lebewohl sagen wollen. Danach hatte er fast die Hoffnung verloren, einen Nachfolger zu finden, als plötzlich ein Interessent auftauchte.

Tragisches Ende eines Kapitels auf der Wasserburg

Der aber kriegte es nicht hin: Im Februar 2023 hatte der aus dem Saarland gekommene Wirt die Regie übernommen, im November bereits hat er aufgegeben. Im neuen Jahr will Schanz mit reduzierten Öffnungszeiten wieder loslegen.

Losgelegt hat auch René Zenker im Café Rotenturm in Kusel. Die vormalige Vinothek trägt nach gut einjährigem Leerstand jetzt den Namenszusatz „Munchies“. Nach einem Probetrieb im Juni ist seit September geöffnet. In der Kreisstadt hat sich auch in der Fußgängerzone etwas getan: Aus Revilo wurde Kimono: Nach drei Monaten Leere öffnete im März das asiatische Restaurant. Ende Oktober hat das Haus Gerlach in Konken neu eröffnet. Geschlossen hat zur selben Zeit das Restaurant der Wasserburg in Reipoltskirchen. Dort aber spielten keine wirtschaftliche Zwänge, sondern ein Schicksalsschlag eine Rolle: Der Geschäftsführer war bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Lang verwaist, kurz offen, zu, wieder offen: der Waldmohrer Hof.
Lang verwaist, kurz offen, zu, wieder offen: der Waldmohrer Hof.
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