Kusel Der Drachenflieger steigt schneller auf als geplant

St. Julian. Mit 28 Jahren ist Philipp Gruber (FWG) einer der jüngsten Ortsbürgermeister im Landkreis Kusel. Am Sonntag wurde er trotz eines Gegenkandidaten mit sagenhaften 92,15 Prozent zum Nachfolger von Holger Weber gewählt, der Anfang Dezember überraschend sein Amt niedergelegt hatte.

Überfallen wurde Gruber, der nach der Kommunalwahl im Mai als erster Beigeordneter in St. Julian tätig war, von der Entscheidung seines Vorgängers nicht. „Ich wusste es als Erster.“ So habe er sich etwas darauf einstellen können, die Amtsgeschäfte kommissarisch weiterzuführen. Irgendwann, so sagt er, habe er auch mal Bürgermeister werden wollen. Schließlich war Kommunalrecht Teil seiner Ausbildung. Gruber arbeitet bei der Kuseler Kreisverwaltung und betreut vorrangig das Draisinen-Projekt. Doch: „Ich hätte mir mit diesem Schritt schon noch etwas Zeit gelassen.“ Nun kam es doch anders. Nach Gesprächen mit seiner Freundin, mit der er seit Oktober 2013 im Ortsteil Gumbsweiler lebt, und der Familie entschied sich der 28-Jährige zur Kandidatur. „Das ging auf einmal alles so schnell. Aber bereits nach Holger Webers Rücktritt wurde ich von vielen Leuten innerhalb und außerhalb des Ortsgemeinderates unterstützt“, sagt Gruber. Und auch das Wahlergebnis vom Sonntag kann sich sehen lassen. Für den 28-Jährigen votierten sage und schreibe 92,15 Prozent der Wahlberechtigten. „Ich bin im Ort relativ bekannt und habe in der Woche vor der Wahl nochmals Flyer in den Haushalten verteilt, um mich vorzustellen“, sagt Gruber, der trotz seiner erst 28 Lenze kein Neuling in der Kommunalpolitik ist. Seit 2009 sitzt er im Rat und war seither zweiter und erster Beigeordneter. Den nach der Kommunalwahl eingeschlagenen Kurs will Gruber, der in seiner Freizeit als Drachenflieger gerne in luftige Höhen aufsteigt, weiter verfolgen. „Wir wollen den Ausbau der Bundesstraße 420 vorantreiben und auch versuchen, die Politik der Ortsgemeinde weiterhin bürgernah zu gestalten und zu präsentieren“, sagt der 28-Jährige. Einen Schritt in diese Richtung habe man mit der Aktualisierung des Internetauftritts der Gemeinde bereits geleistet. Als weitere Ziele nennt Gruber die Pflege öffentlicher Gebäude und Anlagen, die Dachsanierung der Grillhütte, die Vermarktung leerstehender Wohn- und Geschäftshäuser sowie den Erhalt des Kindergartens, der sich in Trägerschaft der Ortsgemeinde befindet. „Diese Wahlziele hat die FWG im Vorjahr herausgegeben und daran will ich festhalten“, sagt Gruber. Dass er für seine liebste Freizeitbeschäftigung, die Drachenfliegerei, weniger Zeit haben wird, ist dem 28-Jährigen bewusst. Aber für die neue Aufgabe nimmt er den Zeitmangel gerne in Kauf. „Wir sind ja ohnehin aufs Wetter angewiesen, dieses Jahr hatten wir damit noch nicht so viel Glück“, sagt er. (hlr)

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