Kreis Kaiserslautern Zum Thema Windräder darf nicht jeder rein

So richtig hitzig war dieser Mittwochabend eigentlich nur vor der Tür der Pfalzwaldhalle in Mehlbach. Rund 25 Männer und Frauen aus den Nachbargemeinden wollten an der Einwohnerversammlung zum Thema „Windkraft in Mehlbach“ teilnehmen. Doch Ortsbürgermeister Harry Braun hatte entschieden: „Diese Versammlung ist nur für die Bürger von Mehlbach“. Einige Männer verwehrten Auswärtigen den Einlass.

Da fielen vor der Tür einige böse Worte, es kam sogar zu kleinen Rangeleien. Doch es half nichts, die Nachbarn mussten draußen bleiben. Drinnen, unter den rund 250 Mehlbachern, wurde die Atmosphäre hingegen immer sachlicher, je länger der Abend dauerte. Noch einmal wiederholten Frank Nagel und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative ihre Argumente gegen die geplanten vier Windräder am Rande der Mehlbacher Gemarkung: Die ausgewählten Standorte seien zu nahe am Dorf, ihre Schallwellen und der Schattenwurf würden die Einwohner schädigen. Und auch der Naturschutz sei längst nicht ausreichend berücksichtigt. Aber, so beteuerten die Kritiker: „Niemand von uns ist grundsätzlich gegen Windkraft, wir fordern nur eine bessere Auswahl der Standorte!“ Doch genau diesen Vorwurf wollte Ortsbürgermeister Braun nicht gelten lassen: „Seit dem Jahr 2011 befasst sich der Gemeinderat mit diesem Thema, und immer haben wir alle Beschlüsse einstimmig gefasst“, entgegnete der Versammlungsleiter. „In der ganzen Zeit hätten sich die Bürger bei uns über den Stand der Dinge informieren können. Zuletzt im August 2013, als wir das Vorranggebiet für die vier Windräder am Waldrand beschlossen haben. Doch der Protest kam merkwürdigerweise erst seit den Kommunalwahlen. Und das mit einer Haltung, die mich ans Sankt-Florians-Prinzip erinnert: Windkraft ja, aber nicht vor meiner Haustür!“ Bevor der Streit an Schärfe gewinnen konnte, überließ Harry Braun den Technikern der Pfalzwerke das Wort. Nüchtern und sachlich stellten die Ingenieure ihre Planung dar: Geplant seien vier Windräder mit einer Leistung von je 2,5 Megawatt und einer Gesamthöhe von jeweils 199 Metern. Die Standorte seien „noch nicht auf den letzten Meter festgelegt“, befänden sich jedoch im gesetzlichen Mindestabstand von 800 Metern zur nächsten Wohnsiedlung. Alle vorgeschriebenen Untersuchungen in Sachen Naturschutz seien erledigt und bei der Planung berücksichtigt. Ihr Fazit: „Wenn es nach uns geht, könnte der Bauantrag noch in diesem Jahr gestellt werden und die Anlagen im Herbst 2015 in Betrieb gehen.“ Doch dieser Fahrplan ging manchem Bürger zu hurtig. Viele hatten sich in der Zwischenzeit zum Thema Windkraft schlau gemacht und stellten sehr konkrete Fragen: Wie hoch ist der Flächenverbrauch für die Standorte? Rund drei Hektar, dazu der Ausbau einiger Zufahrtswege. Gibt es Ausgleichsmaßnahmen für gerodetes Grün? Ja, nach einem genau festgelegten Berechnungssatz. Und wie steht es um den Roten Milan, der in der Gegend brütet? Vogelflug und Fledermaus-Populationen sind erfasst und werden beim Betrieb berücksichtigt. Und wie kommt der gewonnene Strom ins Netz? Durch Erdleitungen am Rand der Zufahrtswege. Doch die Fakten sind das eine, die Ängste etwas anderes: Immer wieder forderten Bürger eine realistische Computer-Simulation der Anlagen, damit sie sich ihre Größe und die Betriebsgeräusche vorstellen können. Erst als ein Teilnehmer fragte, welche finanziellen Vorteile denn die Gemeinde habe, war wieder die Expertise des Ortsbürgermeisters gefragt: „Der Gestattungsvertrag bringt uns in den ersten Jahren eine jährliche Pacht von 40.000 Euro pro Anlage, später werden es 50.000 Euro,“ erläuterte er. „Das sind Summen, mit denen wir in der Gemeinde einiges bewegen können, zumal wir davon nichts in den kommunalen Finanzausgleich abgeben müssen. Geld, das den Bürgern zugute kommt.“ Ein Argument, das sichtbar Wirkung zeigte. Nur nicht bei den ausgesperrten Nachbarn, die auch zum Ende der Versammlung noch vor der Halle ausharrten. Ihre Wut war inzwischen fast der Enttäuschung gewichen: „Es ist schade, dass die Mehlbacher uns kein Gehör schenken wollen“, sagte ein Mann aus Schneckenhausen. Genau das soll aber noch getan werden, wie Braun gestern mitteilte. In absehbarer Zeit werde es auch Informationsveranstaltungen für Auswärtige in Mehlbach geben. (mibo)

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