Kreis Kaiserslautern Zu lang mit Gevatter Tod diskutiert

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Das schier endlose Regenwetter setzt auch den Schauspielern der Burgspiele Landstuhl ganz schön zu. Einige Durchlaufproben mussten deswegen schon ausfallen. Selbst bei der Hauptprobe am Montag regnete es in Strömen. Trotzdem hielten sie bei der Neuauflage des Schwanks „Suffnas un Sensemann“, der am Samstag, 25. Juni, um 20 Uhr Premiere feiert, tapfer durch. Landstuhler sind eben hartgesottene Leute.

Regisseur Rajko Schäfer hat das Stück, das auf der bayrischen Komödie „Der Brandner Kaspar“ von Kurt Wilhelm beruht und Eckhard Richter ins Pfälzische übertragen hat, überarbeitet, manche Szenen komplett gestrichen und Neues eingestrickt. Das Bühnenbild ist minimalistischer geworden, wodurch die eindrucksvolle Burg besser zur Geltung kommt. Viel Freiheit lässt Schäfer den Spielern, um ihre Rolle mit Leben zu füllen und das Spiel selbst mitzugestalten, wie er im RHEINPFALZ-Gespräch erklärt. Er regt sie an, sich nicht sklavisch an den Text zu halten, sondern auch zu improvisieren, wodurch das Spiel an Authentizität gewinnt. „Dadurch ist jede Menge Kreativität entstanden, die weiter verarbeitet werden konnte“, verrät er. Turbulent geht die Komödie schon los, als nach einer verunglückten Jagd der Hirsch, der für „de Ferscht“ erlegt werden soll, sich davon macht, dafür aber der Büchsenmacher Schorsch durch einen Streifschuss am Kopf verletzt wird. Die gerissenen Treiber (Emily Zimmer, Niklas Schäfer) lassen das Prachttier bewusst davon laufen, um dem Bürgermeister Kurt (Markus Perisello) eins auszuwischen. Man könnte den Hirsch ja auch für sich selbst erlegen, „denn der Wirt vom Geißberg zahlt nicht schlecht“, meint der pfiffige Florian (Philip Nicolai). Durch gute Personenführung ist es gelungen, den Charakter der Hauptperson zu zeichnen. Der Büchsenmacher Schorsch (hervorragend gespielt von Andreas Altherr) ist seinen Mitmenschen gegenüber ein schwieriger Fall. Er geht seine eigenen Wege. Recht und Gesetz nimmt er auch nicht so genau. Das Wildern ist sein größtes Hobby. Und eine Schnapsdrossel ist er obendrein. Als eines Tages der Sensenmann (Nina Hoffmann) bei ihm anklopft und ihm klar macht, dass die Zeit für ihn abgelaufen sei, gelingt es ihm, Gevatter Tod mit einer List zu übertölpeln. Er gießt dem Knochenmann von seinem „Flaschengeist“ ein und macht ihn dermaßen betrunken, dass er in Schorschs Bitte einwilligt und ihm noch 18 Jahre Aufschub zugesteht. Diesen Handel wird Schorsch später aber noch bitter bereuen. Allein dieser köstliche Dialog zwischen dem Tod und dem alten Quertreiber ist der Besuch der Komödie wert. Da werden die Bauchmuskeln vor Lachen richtig strapaziert, wenn der Sensenmann vom vielen Schnäpseln den Schluckauf bekommt, sich in Rage disputiert, sich windet und wendet und schließlich über Tisch und Stuhl torkelt. Drunter und drüber geht es auch im weiteren Verlauf des Stückes. Sowohl auf Erden als auch im Himmel. Denn in der „Ewigen Seligkeit“ ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Da streiten sich der Heilige Petrus (Frank Zimmer), der Erzengel Michael (Andreas Woll), der Erzengel Gabriel (Rajko Schäfer) sowie die Heiligen und Seligen und die Engel (Carolin Hanus-Müller, Angelika Hirsch, Theresa Mayer, Walter Brandl, Wolfgang Sutter, Sebastian Franz, Andreas Franz und Eva Altherr), dass es eine wahre Pracht ist. Und die Engelchen und Tratschweiber geben zu allem obendrein ihre Kommentare ab. Insgesamt 32 Aktive wirken auf der Bühne, der Jüngste ist gerade fünf, der Älteste 70 Jahre alt. Dazu sorgen fünf Techniker und 25 Helfer hinter den Kulissen für den reibungslosen Ablauf. Die Kostüme hat Eva Muschelknautz-Altherr zusammen mit Ensemblemitgliedern geschneidert. Souffleuse ist Heike Nicolai. Am Ende aber muss der „schnapsitulisierte Landstuhler Sturkopp“ eingestehen, dass es sich nicht gelohnt hat, „dass er sei Lääwe verlängert kriet hot“. Es wäre manches nicht so gekommen, wenn er damals gleich mit dem Sensenmann mitgegangen wäre, meint der Gevatter Tod. Info —Kartenvorverkauf: Buchhandlung Stützel, Am alten Markt 11, Landstuhl, Telefon 06371/2369. —Weitere Infos und Aufführungstermine: www.burgspiele-landstuhl.de.

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