Kreis Kaiserslautern „Wir waren schockiert“

Der Große frisst den Kleinen. So hat es die Natur in der Tierwelt vorgesehen. Hat der Große keinen Hunger, lässt er den Kleinen in Ruhe. Auch das ist tierische Natur. Der Mensch dagegen mutiert mitunter zum Unmenschen, greift in die Natur ein und ist dabei einfach nur grausam. So geschehen in Queidersbach wo eine Elster mit zusammengeklebten Beinen gefunden wurde.

„Wir waren wirklich sehr schockiert“, schildert Uta Wolf den ersten Eindruck beim Anblick des hilflosen Tieres. Ihr Sohn Patrick und André Raith hatten bei der Arbeit in Wolfs Firma Ewoton Musikverlag im Garten hinterm Gebäude die Elster am Boden liegen sehen und noch nicht geahnt, was sich ihnen bieten würde. „In den Gärten hier hinter der Firma und den angrenzenden Wohnhäusern lebt schon lange ein Elsternpaar, an dem wir uns immer wieder erfreuen“, erzählt Uta Wolf. Für sie war klar, dem Vogel muss sie helfen. „Das wäre mir ewig nachgegangen, wenn ich nichts unternommen hätte“, sagt sie. Als Uta Wolf aber sah, was Tierquäler hier angerichtet hatten, musste sie doch erst einmal schlucken und war entsetzt. Selbst als das Klebeband vorsichtig entfernt war, konnte die Elster sich nicht auf den Beinen halten. Es folgte der Anruf beim Tierheim und beim Tierarzt mit der Frage, was zu tun sei. Beide Seiten verwiesen auf Kurt Wilhelm und seine private, engagiert betriebene Vogelauffangstation. Denn das Tierheim selbst nimmt keine Vögel auf. Ein ausgepolsterter Karton diente der Elster als „Krankenlager“. Dann machte sich Wolf auf die Fahrt nach Erzhütten zu Kurt Wilhelm. „Mehrfach habe ich nachgeschaut, ob das Tier noch lebt. Bei der Ankunft konnte sich der Vogel wieder auf die Füße stellen“, war Uta Wolf erst mal guter Hoffnung. Sie schmiedete schon Pläne, die Elster nach ein paar Tagen wieder abzuholen und in den Queidersbacher Gärten zu entlassen, um so das Elsterpaar wieder zu vereinen. Es blieb bei der Hoffnung. Eine Nacht hat die Elster überlebt, dann war die Kraft wohl zu Ende. Sie lebt nicht mehr. „Womöglich haben die Tierquäler den Vogel ja auch noch traktiert und er hatte innere Verletzungen“, will Wilhelm weitere Grausamkeiten nicht ausschließen. Der Vogelschützer vermutet, dass sich in diesem Fall sogenannte „Vogelfreunde“ zum Rächer der Singvögel aufgeschwungen haben. Elstern räubern ja bekanntlich in Singvogelnestern und machen auch mal vor einem Jungvogel nicht halt. „Aber das ist das Gesetz der Natur“, sagt Wilhelm. Auch der Mensch sei nicht unschuldig am Tod vieler Vögel, wenn auch nicht unbedingt gewollt. Sei es durch große Fensterscheiben, durch Plexiglas umhüllte Balkone oder eben auch durch den Autoverkehr. Aber einem Vogel die Beine zu verkleben und ihm so einen langsamen Tod auszusetzen, dürfe keinesfalls akzeptiert werden, findet Vogelschützer Kurt Wilhelm.

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