RHEINPFALZ-Gartensprechstunde Wildtriebe abschneiden oder besser abreißen

Stockausschlag bei Feigen – Triebe am Stammboden – sollte sofort abgeschnitten, besser abgerissen werden.
Stockausschlag bei Feigen – Triebe am Stammboden – sollte sofort abgeschnitten, besser abgerissen werden.

RHEINPFALZ-Gartensprechstunde: Löcher in den Beeten, Probleme mit braunen Blättern, Wildtrieben an Feige und Rose, Wühlmäusen und Japanischem Knöterich, der schwer einzudämmen ist: Sabine Günther, Vorsitzende der Gartenbauvereine im Raum Kaiserslautern, weiß Rat.

Rund zehn Zentimeter große Löcher im Blumen- und im Kräuterbeet geben Elke Decker aus Waldmohr Rätsel auf. Sie habe die Löcher vor 14 Tagen das erste Mal bemerkt. „Was für ein Tier könnte das sein und was kann man dagegen machen?“, fragt sie. Der recht große Durchmesser der Löcher deute auf Nagetiere wie Wanderratten, Siebenschläfer oder Hermeline hin, so die Gartenexpertin Sabine Günther. Wanderratten verschwänden von alleine wieder. Sie rät, zu versuchen, die Tiere zu vergraulen. „Man kann einfach mal den Gartenschlauch in das Loch halten und Wasser reinlassen oder immer wieder Erde in die Löcher reinfüllen, um die Tiere zu vertreiben.“

„Komplett braun“ sei eine ihrer beiden Hochstamm-Glanzmispeln, die sie 2016 gesetzt habe, bedauert Stephanie Karch aus Steinbach am Glan. Den stützenden Pfahl, den sie bei der Anpflanzung eingesetzt hätten, habe sie entfernt. Das Hochstämmchen mit den braunen Blättern schwanke jetzt. „Besteht die Chance, dass sich die Glanzmispel noch einmal erholt?“, will die Gartenfreundin wissen. Günther kann sie beruhigen: „Ich würde das Frühjahr abwarten und dann Pflanzenteile, die erkennbar braun sind, abschneiden.“ Zuvor sollte Karch eine Nagelprobe machen. „Man kratzt mit dem Fingernagel am Geäst und schaut, ob unter der Rinde noch Grün ist“, erklärt die Fachfrau das Vorgehen. Vermutlich zeigten sich an dem Bäumchen jetzt die Trockenschäden, die vor zwei, drei Jahren entstanden seien. Die Wurzeln könnten beim Einsetzen der Pflanze Schaden genommen haben oder von Wühlmäusen angefressen worden sein. Sie empfiehlt, den Baum wieder durch einen Pfahl zu stabilisieren. „Wenn Sie die Krone des Hochstämmchens wieder in Form bringen wollen, machen Sie das im Sommer, weil die Spitzen dann austrocknen können“, gibt Günther einen weiteren Tipp. Feuchte Schnittstellen seien Einfallstore für Pilze und andere Krankheiten, weswegen die Expertin empfiehlt, Schneidearbeiten bei trockenem Wetter zu erledigen.

Nagelprobe und Zurückschneiden

Zur Nagelprobe und zum Zurückschneiden rät die Expertin auch Annemarie Woll aus Brücken, die sich wegen ihrer Buchskugeln und einem Japanischen Spindelstrauch beim Gartentelefon gemeldet hat. „Die Pflanzen sind braun, auch der Bodendecker drumherum, was könnte das sein?“ „Trocken- oder Kälteschäden oder die Wühlmaus“, so Günther, die erklärt, dass die Pflanzen jetzt im Frühjahr „im Saft stehen müssen“. Beim Bodendecker rät sie, noch abzuwarten. „Es ist ja noch sehr früh im Jahr. Ich denke, dass er noch austreibt. Achten Sie mal auf die Blattachseln.“ Mögliche Schädliche könne man erkennen, wenn man ein weißes Blatt unter die Pflanze lege und diese etwas schüttele. Wichtig sei auch das richtige Gießen. „Immer von unten, dort wo es gebraucht wird, an die Wurzeln. Bitte keine Dusche von oben. Das sind ja keine Dschungelpflanzen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit brauchen.“

Probleme mit seinem Lavendel, den er vor fünf Jahren in Florwallsteine gepflanzt hat, hat Hans Müller aus Hirschhorn. „Obwohl ich sie geschnitten habe, sehen die Pflanzen total vertrocknet aus. Wird das noch was?“ Lavendel sei eine sehr robuste Kräuterpflanze, beruhigt Günther. „Bis Lavendel vertrocknet, muss viel passieren.“ Sie empfiehlt, die Pflanze bis auf fünf bis zehn Zentimeter runterzuschneiden. Ein Problem könne allerdings der begrenzte Platz in den Florwallsteinen sein, da die Wurzeln dort vermutlich inzwischen nicht mehr genug Platz und Nahrung fänden. „Versuchen Sie doch mal, in die Pflanzsteine noch etwas frische Blumenerde reinzugeben, damit der Lavendel etwas Substrat kriegt.“ Ob es in Ordnung sei, dass er die Pflanzen immer mit kalten Wasser gieße, will Müller daneben noch wissen. „Füllen Sie die Gießkanne und lassen Sie sie danach einige Zeit im Garten stehen“, verneint Günther die Frage. Weil durch kaltes Wasser ein Film auf dem Blatt entstehe, der wie ein Brennglas wirke, würden die Blätter durch die Sonneneinstrahlung verbrannt.

„Schneiden, schneiden, schneiden“

„Schneiden, schneiden, schneiden“: Diesen Tipp gibt die Gartenexpertin Hermann Koch aus Gerbach bei Rockenhausen, der sich bereits seit vielen Jahren mit seinem Japanischen Knöterich herumärgert. Er habe mittlerweile schon fast alles versucht, die betroffenen Areale mit Gummimatten abgedeckt, aber nichts helfe. „Ich habe es mittlerweile schon fast aufgegeben. Die Pflanze vermehrt sich ja auch über ihre Blüte“, weiß der Gerbacher. Daher sei es so wichtig, die Pflanze vor ihrer Blüte abzuschneiden, bis runter auf den Boden, rät die Expertin. Der Japanische Knöterich sei eine invasive Pflanze und verdränge heimische Pflanzen. Ähnlich wie Bambus sei er nicht in den Griff zu kriegen. Sie verbreite sich oft durch illegal abgelagertes Grüngut. „Den Knöterich einzudämmen, ist unheimlich viel Arbeit. Neben dem Schneiden hilft auch eine dicke Wurzelfolie, die in den Boden eingebracht wird“, so Günther.

Petra Wendel aus Hütschenhausen möchte wissen, was sie dagegen machen kann, dass ihr zehn Jahre alter Feigenbaum immer wieder unten am Boden austreibt. „Das ist Stockausschlag, den müssen Sie abschneiden, besser noch nach unten wegknicken und abreißen“, rät die Pflanzenexpertin. Es handele sich dabei um Triebe, die quasi fehlgeleitet seien. Diese müssten weggenommen werden, weil der Baumkrone ansonsten die Energie verloren gehe. „Machen Sie das gleich bei den jungen Trieben und lassen sie die Schnittstelle offen, damit sie abtrocknen kann.“ Ein ähnliches Problem habe sie auch an einem ihrer Strauchrosenstöcke, schildert Wendel. Dieser bekomme immer wieder unten Wildtriebe. Sie habe jetzt überlegt, einen Metallkranz um die Rose zu legen und diesen mit Erde aufzufüllen und die Triebe abzudecken. Dies verhindere das Wachstum nicht, sondern rege es im Gegenteil noch an, erklärt Günther, dass das keine gute Idee ist. Auch bei der Rose sollten die Wildtriebe abgeschnitten oder besser noch abgerissen werden. Für die Verwendung von duftenden Rosenblättern hat die Expertin auch noch einen Küchentipp parat: „Rosenblätter kann man in einem Gefrierbeutel einfrieren und damit dann später Sekt verfeinern. Das gibt ein feines Aroma ab.“

Ein Mandelbäumchen würde Wendel auch gern in ihrem Garten pflanzen. „Glauben Sie, dass das gut bei uns gedeihen würde?“ Günther empfiehlt, eine Krachmandel zu nehmen. „Das müsste in unserer Region gut klappen.“

„Boden aufhäckeln, wenig gießen“

„Reduziert gießen und den Boden ein bisschen aufhäckeln“, gibt Günther den Rat an Maria Mayer aus Kaiserslautern, die sich wegen ihrer Waldsteinie an das Gartentelefon gewandt hat. Die Pflanzen seien vor zwei Jahren auf ein Grab auf dem Kaiserslauterer Waldfriedhof gesetzt worden. Der Bodendecker sehe spärlich aus. „Muss man düngen?“, fragt Mayer. Der Standort im Wald sei besonders, so Günther. So könnten ein zu feuchter Boden oder auch Wühlmäuse das Problem sein. Notfalls müsse man nachpflanzen. Ansonsten müsse die Waldsteinie nicht gedüngt werde, nur wenn die Pflanze eindeutige Mangelerscheinungen habe. Helfen könne ein Bodenaktivator, den es im Gartencenter zu kaufen gebe. Daneben rät die Gartenexpertin dazu, einfach noch ein bisschen abzuwarten, wie sich die Pflanzen mit der zunehmenden Wärme entwickelten. „Wir haben ja erst März.“

„Die Wühlmäuse haben mir den Krieg erklärt“, berichtet Jakob Rilli aus Trippstadt. So hätten die kleinen Nager einen 100-jährigen Apfelbaum in seinem Garten zu Fall gebracht, indem sie dessen Wurzeln abgefressen hätten. Abhilfe können Drahtkörbe schaffen, in die die Pflanzen vorm Einsetzen in die Erde gesteckt werden, erklärt Günther. „Und auch Katzen im Garten helfen, das Problem einzudämmen.“

Lavendel kann man bis auf fünf bis zehn Zentimeter herunterschneiden, sagt Gartenexpertin Sabine Günther.
Lavendel kann man bis auf fünf bis zehn Zentimeter herunterschneiden, sagt Gartenexpertin Sabine Günther.
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