Kreis Kaiserslautern Reflektierte Ruhe statt Rabaukentum

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Der Eindruck, den Albert Rübel beim Besucher hinterlässt, passt so gar nicht zum Klischee des polternd grölenden Rüpels, wie er auch neun Jahre nach dem Zusammenschluss von WASG und PDS zur Linkspartei vorherrscht. Der promovierte Mediziner aus Katzweiler ist ein nachdenklicher, reflektierter Intellektueller, der seine Ansichten so dezidiert wie fundiert in Worte fasst.

Er spricht mit ruhiger Stimme, blickt dem Gegenüber fest in die Augen. So benimmt sich nur einer, der seiner Sache sicher ist. „Ich stehe zu meinen Wurzeln, auch wenn sie heute radikal erscheinen“, sagt er. „Aber ich war nie gewalttätig, sondern immer Pazifist.“ Dieses Eintreten gegen Wiederbewaffnung und für soziale Gerechtigkeit habe ihn zum politischen Menschen gemacht. Vor 62 Jahren in kleinbürgerlichen Verhältnissen geboren, wuchs Albert Rübel in Kottweiler-Schwanden auf. Seine pazifistische Grundhaltung veranlasste ihn 1972, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern. „Das wurde zweimal abgelehnt und erst vom Verfassungsgericht anerkannt, aber ich bin dennoch vorübergehend zur Bundeswehr gezogen worden“, berichtet er rückblickend. Als er sich der Annahme eines Gewehrs widersetzte, „ging’s erst mal in die Arrestzelle“. Den endlich durchgesetzten Zivildienst leistete er beim Arbeiter-Samariterbund ab – seine „Begegnung mit den sozial Benachteiligten, den Obdachlosen und kriminellen Jugendlichen“, wie er heute sagt. Er wurde Sozialarbeiter, ehe ihn seine Erfahrungen im Rettungsdienst zum Medizinstudium veranlassten. Zugleich schloss er sich der Friedensbewegung an, trat der Deutschen Friedensgesellschaft bei. Seine Zeit im Studentenbund „Spartakus“ – der universitären Organisation der damaligen DKP – sieht er heute durchaus kritisch: „Mich hat damals vor allem der Protest gegen den Vietnamkrieg und gegen faschistisches Gedankengut geleitet. Aber selbstverständlich ist unsere Demokratie das richtige System. Ich stehe mit beiden Füßen auf dem Boden des Grundgesetzes.“ Nach der ersten Heirat, der Geburt dreier Kinder und der Eröffnung einer eigenen Praxis als Allgemeinarzt war erst mal Pause mit dem politischen Engagement. Neu befeuert wurde es, als er sich 2007 der Linkspartei anschloss. „Hier habe ich am ehesten das gefunden, was mir wichtig ist“, sagt Albert Rübel, „nämlich die konsequente Ablehnung von Militäreinsätzen und Waffenexporten“. Er teile „das kompromisslose Eintreten für Frieden und soziale Gerechtigkeit“. Überdies finde er in seiner Tätigkeit als Psychotherapeut „einen anderen Zugang zu den Menschen, ihre Not und soziale Bedrängnis“. „Ich bin ganz nah bei den Problemen der Menschen“, sagt er. Dass er gemeinsam mit der zweiten Frau seine 96 Jahre alte Mutter zu sich holte, sei für ihn selbstverständlich. Die medizinische Versorgung ländlicher Gebiete liegt ihm am Herzen, ein „gerechtes und effektives Gesundheitswesen“ sowieso. Die vielzitierte „Schere zwischen Arm und Reich“ müsse wieder geschlossen werden – auch durch eine internationale Friedenspolitik. Dennoch will Albert Rübel keine illusionäre oder unrealistische Politik betreiben. „Natürlich werden die Militärbasen Ramstein und Büchel vorerst fortbestehen“, räumt er ein. „Aber es darf nicht sein, dass von Rheinland-Pfalz aus Drohnen gelenkt und Atomwaffen transportiert werden.“ Dass unsere Region wirtschaftlich vom Militär abhänge, mag er nicht gelten lassen: „Es gibt ja schließlich Konversionsprogramme.“

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