Kreis Kaiserslautern Mit der richtigen Atmung entspannt durch den Stau

Es ist Sonntag, der Zeiger der Uhr springt auf die 11. Das Dorfgemeinschaftshaus in Fischbach wird bis 13 Uhr nun Teil des Welt-Yoga-Tages sein. Wie hier oder auch in Landstuhl finden weltumspannend in allen Zeitzonen von 11 bis 13 Uhr kostenlose Yoga-Stunden statt. So soll für 24 Stunden rund um den Globus menschliche Energie schwingen.

In Fischbach schwingt erst einmal gar nichts. Fast 20 Frauen und ein Mann sind dem Aufruf der Kreisvolkshochschule gefolgt und sitzen kerzengrade auf ihren Matten. Einige haben sich kleine Kissen mitgebracht. Kenner der Yoga-Szene ruhen auf einem übergroßen Radiergummi. Eine Dame hat sich einen kleinen Holzhocker untergeschoben. „Orientieren Sie sich nach innen und nach außen. Genießen Sie und kommen Sie bewusst zur Ruhe“, fordert Yoga-Lehrerin Sabine Thomas die Teilnehmer auf. Den Körper ohne Wertung anzunehmen, so wie er ist, ist erst einmal das Ziel. Thomas, die sich in dreieinhalb Jahren zur Yoga-Lehrerin ausbilden ließ, gibt regelmäßig bei der Kreisvolkshochschule Kurse. Am Welt-Yoga-Tag bietet sie bewusst ein „sanftes“ Yoga an. Schließlich sollen alle, also auch Anfänger, etwas davon haben“. Für Thomas ist Yoga ohnehin viel mehr als „nur“ das Ausführen von Übungen. Im Alltag gebe es viele Möglichkeiten zur bewussten Atmung und um ganz gezielt in sich zu gehen. „Wer im Stau steht und sich auf seine Atmung konzentriert, kommt wunderbar runter“, nennt sie eine Möglichkeit. In Indien ist man sich der Vorteile der traditionellen Meditations- und Bewegungslehre schon lange bewusst. Seit Jahrtausenden geben sich die Inder den eher langsamen und bewussten Yoga-Bewegungen hin. Seit 2014 hat Indien sogar ein eigenes Yoga-Ministerium. Das gibt es im Landkreis bekanntlich nicht. Dafür bietet die Kreisvolkshochschule immer mehr Yoga-Kurse an. „Bei uns brummen die Yoga-Kurse“, bestätigen Hans-Joachim Frank, Leiter der Kreisvolkshochschule, und die Leiterin der Außenstelle Herta Hahn. Beide freuen sich, in Fischbach auch neue Gesichter zu sehen. Schließlich gehört es mit zum Anliegen des WeltYoga-Tages, auf das Angebot aufmerksam zu machen. In erster Linie soll die weltweite Yoga-Session, die seit neun Jahren einmal jährlich durchgeführt wird, aber ein Zeichen für Menschenrechte und friedliches Miteinander setzen. In diesem Jahr, so erklärt Sabine Thomas, steht ein Schulbildungsprojekt in Kenia, das Mädchen in die Schule bringen soll, im Fokus der weltweiten „Schwingungen“. Yoga schwingt sanft, ist in der Ausführung aber ohne Kraft und Koordination nicht vollendet. Das kommt natürlich erst nach und nach. In Fischbach bleibt es erst mal bei der Sanftheit. Es soll ja ein Anfang sein. Wer sich dauerhaft Yoga zuwendet, kann damit Depressionen lindern, sein Gehirn jung halten, gegen zu hohen Blutdruck angehen und dem Cholesterin den rechten Spiegel vorhalten. Das sagen jedenfalls Studien. Forscher an der Uni Rotterdam haben Yoga unter die Lupe genommen und dem klassischen Ausdauertraining wie Joggen oder anderen bewegungsintensiven Sportarten gegenübergestellt. Das Ergebnis wird Joggingfaule freuen: Yoga kann sehr gut die Risikofaktoren für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen, besagt die Studie. Nun, es braucht wohl keine Studie, um zu erkennen, Bewegen ist immer gut. Auch die gezielte langsame Bewegung. Auf den Matten im Dorfgemeinschaftshaus zeigen sich langsam entspannte Gesichter. Mit gestreckten Wirbelsäulen – Hahn spricht von der zentralen Achse – lauschen die Teilnehmer in sich. Nach 90 Minuten, bei einer Tasse Tee und vertiefenden Gesprächen hat Yoga neue Anhänger gefunden. (thea)

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