Kreis Kaiserslautern Letzte Fest-Fetzen fast schon weggefegt

Der große grobe Rechen ist – fast unbemerkt von den vielen, die noch feierten, bereits am Sonntagabend mal durchgeschwungen worden. Gestern Nachmittag hatten fleißige Hände schon feiner gefegt, herrschte vielerorts klar Schiff. Und heute Abend soll Ramstein blitzsauber in der Sommersonne glänzen. Die kleine Stadt, in der sich übers Wochenende so Großartiges abgespielt hat, kehrt zur Normalität zurück.

„Wie geleckt wird’s aussehen“, versprach gestern Nachmittag ein Verantwortlicher, der heute Abend aufs Neue – jedoch zum allerletzten Mal – eine Schar freiwilliger Helfer zum Arbeitseinsatz um sich scharen möchte. Erster Verbandsgemeinde-Beigeordneter Ralf Hechler (CDU) hat für 18 Uhr zum Stelldichein gebeten. Letzte Papierfetzen aufsammeln, Banner abhängen, dies und jenes noch beseitigen: Nichts soll mehr – rein optisch – daran erinnern an den größten Sturm, dem Ramstein in seinen 800 dokumentierten Jahren Ortsgeschichte so großartig getrotzt hat. Vom Rheinland-Pfalz-Tag soll nichts bleiben außer unvergesslichen Erinnerungen. In der Arena „Rote Erde“ zwischen dem Rasen des Reichswaldstadions und der Spielwiese ist das Großreinemachen bereits abgeschlossen. Oberstabsfeldwebel Harald Sieg und seine muntere kleine Truppe sind schnell. Jeder Handgriff sitzt. Dabei schrauben die neun Mann gerade ein Flugzeug auseinander. So, dass es in einem Containerfahrzeug Platz findet. Der Auftrag Ramstein ist erledigt, die neue Herausforderung wartet in der Bundeshauptstadt. Berlin wird nächster Schauplatz sein, an dem große und kleine Schaulustige im Cockpit eines Kampfflugzeugs Platz nehmen dürfen. Ramstein? Unvergesslich auch für Sieg und seine Kameraden. „Was ich hier in der Pfalz erlebt habe, das werde ich überall weitererzählen“, versichert Sieg gestern, während seine Crew an den Flügeln schraubt, ein Kran bereitsteht die Tragflächen herunterzuhieven. Rheinland-Pfalz-Tag, das war Großkampftag für die Bundeswehr. „Wir hatten hier einen Durchsatz, das war ja schon Wahnsinn“, sagt der Mann vom Luftwaffen-Trainingscenter im bayerischen Kaufbeuren über die vergangenen Tage. „Ich bin in der Welt herumgekommen. Eine solche Herzlichkeit aber habe ich noch nicht erlebt. Und das sage ich jetzt nicht nur so daher.“ Bleibende Eindrücke also auch bei Leuten, die eigentlich zum Arbeiten da waren, für die der Rheinland-Pfalz-Tag nicht unbedingt Vergnügen verhieß. „Hat einfach alles gestimmt. Im Panorama-Hotel in Eulenbis ging das schon los. Und dann diese Menschen hier: Da sind Freundschaften entstanden“, gerät Sieg ins Schwärmen. Dann aber packt auch er wieder an. Gut sechs Stunden – länger braucht die eingespielte Mannschaft nicht, ihr Gerät abzubauen und zu verstauen. Der Abbau geht zügig voran auf dem „Platz der Streitkräfte“. Ein paar Meter weiter steht auch nur noch die Hälfte des Riesenrads. Auch dort werkeln Männer sichtlich geübt an der Konstruktion, auch dort ist ein Kran – weit größer noch als der bei der Bundeswehr – im Einsatz. Fast leer ist zur Mittagsstunde schon der Sportplatz. Der Schulalltag kann nun für die verbleibenden Tage bis zu den Ferien wieder Einzug halten. An den Ausnahmezustand erinnert indes in Ramsteins Innenstadt noch so einiges. Geschäftiges Treiben an den Bühnen. Wo tags zuvor noch die Ehrengäste fleißig klatschten und der Fernseh-Live-Übertragung wegen auch bei Hitze stets lächelnde Mienen zur Schau trugen, herrscht gähnende Leere. Die blauen Sitzschalen sind noch komplett. An der Bühne auf dem Prometheus-Platz wird geschraubt, zwei Männer auf einer Hebebühne montieren Scheinwerfer in einigen Metern Höhe ab. Noch immer sind Security-Kräfte da, die den Platz sichern. Weiterhin gilt verstärktes Augenmerk der Sicherheit: Soll ja kein Passant von möglicherweise herabstürzenden Stahlrohren erschlagen werden. Nur wenige Meter entfernt hätte man am Sonntagabend ein Poltern erahnen können – waren doch dort von gleich mehreren Verantwortlichen schwere Lasten abgefallen. Die gewaltige Anspannung hatte sich gelöst, purer Erleichterung und gar unbändiger Freude Platz gemacht. Manche gönnten sich in froher Runde zwei, drei Bierchen. Geselligkeit am Getränkestand , die dem Vernehmen nach in Seligkeit beim Absacker im nahen „Paradox“ mündete. Bis halb fünf gestern früh. An so einigen Landesfest-„Brennpunkten“ haben Normalität und Ruhe vollständig wieder die Oberhand. Ruhe ist auch im Hotel-Restaurant „Ramsteiner Hof“ eingekehrt, wo just zum Festauftakt noch gewaltige Unruhe Einzug gehalten hatte. Stefan Hechler sprach gar von einem Gefühl inneren Friedens. „Eine Meisterleistung meiner Mannschaft“, zollt der Hotelier seinen Mitarbeitern dickstes Lob. 15 Kerzen hatten die Räume erleuchtet. „Hatte was von Romantik“, witzelt Hechler. Dabei war ihm so nicht zum Lachen. Das Kabinett hatte sich angesagt, wollte festlich tafeln im Ramsteiner Hof. Aber ohne Strom drohte die vorzüglichste Küche kalt zu bleiben. Der Zusammenbruch einer Trafostation hätte schlimm enden können. Der Hotelier hatte noch geholfen, den Stadtwerke-Mitarbeiter zu versorgen. Erleichterung, als sich die Verletzungen als nicht arg erwiesen hatten. Entwarnung aber verhieß das noch nicht: Der Stromausfall hätte das Festbankett am Freitag fast zum Platzen gebracht. Die Ministerriege samt Begleitung wollte aber nicht ausweichen, kam erwartungsfroh und mit der Versicherung, großes Verständnis im Gepäck zu haben ob der widrigen Bedingungen. Derweil zauberte die Küchencrew bei Kerzenschein am Gas-Herd. Romantisch – und stressig. Kerzen leuchteten auch im Raume mit der großen Tafel. „Dann ist das Licht an-, und mir sind die Ausreden ausgegangen“, schildert Stefan Hechler den Moment, als der Strom wieder floss. „Es gab lauten Applaus.“ Und gemundet habe es den honorigen Gästen auch. Davon zeugte gestern eine E-Mail aus Mainz. Darin dankte die Chefin des Protokolls im Namen der Landesregierung nochmals ganz herzlich. Und Malu Dreyer, die im Ramsteiner Hof gewohnt hatte, ließ noch einmal freundliche Grüße ausrichten, samt eines dicken Dankeschöns.

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