Kreis Kaiserslautern Löcher in Straßen und Kassen

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Seit Ende September ist die Trippstadter Straße an der Einmündung zur Hauptstraße in Hochspeyer voll gesperrt. Ende Dezember sollten die Bauarbeiten am Regenrückhaltebecken eigentlich abgeschlossen sein. Nun verzögern sie sich um weitere zwei Monate (wir berichteten). Einige Gewerbetreibende fühlen sich vom Durchgangsverkehr, der eine Umleitung durchs Wohngebiet nehmen muss, abgehängt. Sie klagen über starke Umsatzeinbußen sowie Desinteresse bei Verwaltung und Bürgermeister.

„Wir fühlen uns in die Miesen getrieben“, schimpft Jürgen Cusminus-Schuster, Inhaber des Schreibwarenladens mit Lotto-Annahmestelle. Er ist Vorsitzender des Vereins der Selbstständigen. „Der Ort ist wie geteilt. Die Kundenfrequenz ist drastisch zurückgegangen“, klagt er. Von den Stammkunden allein könne er seinen Laden nicht betreiben: „Die Laufkundschaft, also der Durchgangsverkehr, ist fast völlig weggebrochen“. Er verzeichne einen Umsatzrückgang von fast 40 Prozent. Das Gehalt seiner beiden Beschäftigten fange er momentan aus seinen Rücklagen auf. „Die Beachtung für unsere Situation ist gleich null.“ Mit deutlichen Worten macht er seinem Unmut über das Zusammenwirken mit der Verwaltung und deren Gesprächsbereitschaft mit den Gewerbetreibenden Luft. Cusminus-Schuster reagiert mit großem Unverständnis auf die Aussage von Verbandsbürgermeister Andreas Alter (SPD), der im Oktober verkündete, dass die Vollsperrung der B48 im Dezember aufgehoben werde. Überhaupt sei die Baumaßnahme aus Sicht der Geschäftsleute schlecht geplant. Direkt im Anschluss ans Umsatzloch im Sommer hätten die Arbeiten am Regenrückhaltebecken begonnen. „Wir hätten uns gewünscht, bei der Planung einbezogen zu werden“, so Cusminus-Schuster. Bereits im Vorjahr hätten die Geschäfte durch die Schließung des Kreisels am Ortseingang aus Kaiserslautern Einbußen durch fehlende Kundschaft aus Fischbach und Frankenstein hinnehmen müssen. „Ein Ort verliert auch an Attraktivität, wenn Geschäfte schließen“, appelliert er an Ortsbürgermeister Hans-Norbert Anspach (SPD), vor den Problemen der Geschäftsleute nicht die Augen zu verschließen. Ulrike Zehfuß und Klaus Metz betreiben ein paar Häuser weiter einen Obst- und Gemüseladen. „Sie sehen ja, was hier los ist: Totenstille“, so Metz. Die Verwaltung habe die Schuld auf die Telekom geschoben, die „nicht beigekommen“ sei. Sie fühlten sich hingehalten. Vor einigen Jahren sei die Trippstadter Straße komplett saniert, alle Anschlüsse seien neu verlegt worden. „Warum hat man das nicht gleich mit den Arbeiten am Regenrückhaltebecken verbunden?“ Für die kommende Woche ist ein Wintereinbruch vorhergesagt: „Dann wird es Ostern, bis die fertig sind.“ Auch Metz rechnet derzeit mit einem Umsatzrückgang von „bestimmt 40 Prozent“. Matthias Woll, Inhaber der Johannis-Apotheke , klagt: „Wenn wir nicht die Stammkunden hätten, könnten wir Kurzarbeit anmelden.“ Er findet die Situation „sehr bedauerlich“. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit spüre er deutliche Umsatzeinbußen. Woll hofft, dass es keine weiteren Verzögerungen durchs Wetter gibt. Auch die Verkäuferin in der Wasgau-Bäckerei am Kirchplatz registriert deutlich weniger Kunden. Ebenso spürt Susanne Hammel, Verkäuferin in der Metzgereifiliale Herm & Wolk, deutlich das Fehlen des Durchgangsverkehrs aus Fischbach und Frankenstein. Augenzwinkernd schildert sie, dass sich einmal Leute aufgrund der Umleitung verfahren hätten und zufällig in ihrem Geschäft gelandet seien: „Wir wussten gar nicht, dass es in Hochspeyer eine so schöne Metzgerei gibt.“ Somit hofft Hammel durch den ärgerlichen Umstand doch noch wenigstens einen neuen Kunden gewonnen zu haben. Anita Frank von den Verbandsgemeindewerken Enkenbach-Alsenborn ist sich der Probleme für Anwohner und Gewerbetreibende durch die Baustelle Nur allzu bewusst:„Die Situation ist sehr belastend“, bringt sie Verständnis für die Klagen der Anlieger auf. Probleme mit dem Trennbauwerk in der Trippstadter Straße würden zu der zweimonatigen Verzögerung führen. „Dies war nicht planbar. Die Situation hat sich erst nach dem Öffnen der Baugrube dargestellt“, relativiert sie Alters Versprechen. Die Arbeiten am Regenrückhaltebecken direkt neben dem Verwaltungsgebäude lägen jedoch gut im Gesamtzeitplan. „Die Baufirma trifft keine Schuld“, nimmt sie der Gerüchteküche Wind aus den Segeln. Die Pause zwischen Weihnacht und Neujahr sei ein „geplanter Stillstand“. Laut Frank gehen Anfang Januar die Arbeiten zügig weiter. Auch Ortsbeigeordneter Hans Haberer versucht die Wogen zu glätten. Zwar sei die Gemeinde nicht zuständig und er wisse vom Stand der Arbeiten nicht mehr, als er in der RHEINPFALZ lese. Aber er will Anspach auf das Problem ansprechen und dann versuchen, „einen runden Tisch einzuberufen. um am dem Verwaltungsmitarbeiter im Gewerbetreibenden und der VG, also Herrn Alter oder Frau Frank.“ |gby

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