Kreis Kaiserslautern Im Slalom um den Bagger

Seit drei Wochen ist die Ortsdurchfahrt Frankenstein für alle Fahrzeuge gesperrt. Vielen Autofahrern ist das jedoch egal. Frankensteins Ortsbürgermeister Eckhard Vogel (FWG) spricht von chaotischen Verkehrsverhältnissen und viel Ärger im Ort. Er fordert mehr Kontrollen. Die würden dann aber auch Ortsansässige treffen, kontert die Polizei.

„Die fahren Slalom um die Schächte und die Bagger herum. Über die Bürgersteige, ganz unglaublich. Sogar Kleintransporter kommen mitten durch“, ärgert sich Ortsbürgermeister Vogel über Autofahrer, denen der große Umweg über die Autobahn offenbar zu lang ist, seit mit der B37 und B39 die Hauptverkehrsader durchs Neustadter Tal in dem knapp 1000 Einwohner zählenden Dorf unterbrochen wird. Die Ignoranz sorge für Unmut im Dorf, denn die Frankensteiner Anlieger würden Ausweichparkplätze in Diemerstein nutzen und nur nach Absprache mit der Baufirma ab und an ihre Häuser anfahren, um beispielsweise den Wocheneinkauf und die Getränkekisten zu transportieren. Auch Vogel selbst ist sauer. „Als Weidenthal gesperrt war, bin ich selbst den gewaltigen Umweg zur Arbeit nach Neustadt gefahren“, sagt er. „Das ist doch selbstverständlich.“ Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Kaiserslautern bestätigt, dass die Sperrung ignoriert werde. Abhilfe könne wohl nur eine feste Betonbarriere schaffen, sagt Sachbearbeiter Sebastian Staab. „So etwas können wir aber nicht aufbauen, denn Rettungsfahrzeuge müssen im Notfall schnell in den Ort hinein können. “ 1,2 Kilometer lang ist die Ortsdurchfahrt, in der bis voraussichtlich 4. September Fahrbahn und Kanäle saniert werden. Die Gehwege sind nicht betroffen. Dringend geboten gewesen sei die Sanierung, erläutert Vogel: „Durch den enormen Schwerlastverkehr im Ort haben sich die Kanaldeckel gesenkt. Auch der Abrieb war enorm. Beides hat die Geräuschkulisse bei uns nicht geringer gemacht.“ Der Schwerlastverkehr im Neustadter Tal ist seit langem ein eigenes Ärgernis. Die Strecke ist für über 7,5 Tonnen schwere Fahrzeuge gesperrt. Doch Anliegerverkehr ist ausgenommen – und als Anlieger verstehen sich offenbar auch viele Mautflüchtlinge und Fahrer auf der Suche nach kürzeren Fahrtstrecken. „Im Moment herrscht ja himmlische Ruhe. Aber normalerweise werden wir in Frankenstein morgens um fünf vom Lkw geweckt. Wir müssen viel ertragen“, sagt Klaus Reiser, ohne den Satz auch nur ansatzweise als Scherz zu meinen. Reiser ist Sprecher des im Zuge der Dorfmoderation gebildeten Arbeitskreises Verkehr. Vogel und Reiser fordern als Sofortmaßnahme mehr Polizeikontrollen. Vier sind nach Angaben des Polizeipräsidiums Westpfalz mit Stand Donnerstag bisher erfolgt: am Dienstag, 28. Juli, zwischen zehn und zwölf sowie zwischen 14 und 16 Uhr, einen Tag später von 10.30 bis 11.30 Uhr, am Samstag, 1. August, zwischen 18.15 und 19.15 Uhr sowie am Dienstag, 4. August, zwischen 10 und 11 Uhr. Die ersten von insgesamt 24 Verwarnungen sprachen die Beamten am 29. Juli aus. Am 4. August erwischten sie dann erstmals vier Frankensteiner. „Uns ist von einer offiziellen Ausnahmeregelung für die Anlieger nichts bekannt“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Denzer. „Die Kontrollen wurden nicht intensiver durchgeführt, um nicht auch Anwohner zu treffen.“ Zudem sei „an die zuständige Dienststelle nicht herangetragen worden, dass es zu Gefahrensituationen kommt“. Der Arbeitskreis Verkehr hat den Blick längst auf die Zeit nach der Sperrung gerichtet. Nach dem Vorbild des Modellversuchs Kandel, wo auf der B427 zwischen 22 und sechs Uhr Tempo 30 gilt, hofft Klaus Reiser, auch für Frankenstein das Tempolimit wegen zu hohen Lärms erreichen zu können. „Die Geschwindigkeitsreduzierung und die effektive Sperrung für den Schwerlastverkehr müssen kommen, damit wir etwas mehr Ruhe bekommen.“ Die Hoffnung ruht auf den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes. Dessen Lärmgrenzwerte sind deutlich niedriger als die der Straßenverkehrsordnung. (kgi)

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