Kreis Kaiserslautern Frisch „geschmeert“ läuft’s besser

Jetzt dürfte wieder alles rund laufen: Nach rund einstündiger Wanderung wurde am Samstag die Weltachs’ bei Waldleiningen zum 50. Jubiläum mit Wein gewartet. Anschließend wurde zu Leberknödel, Bratwurst oder Kuchen in die Paul-Münch-Scheune in der Ortsmitte geladen.

Um 10 Uhr morgens begann dort für die Wander- und Traditionsinteressierten die Jubiläumsfeier. Begrüßt wurden die etwa 30 Gäste von Klaus Becker, dem zweiten Vorsitzenden der Waldleiniger Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins und „Weltachsschmeerer“, sowie von Ortsbürgermeister Michael Gasiorek. Ein passendes Ambiente, da dort nicht nur eine verkleinerte Ausgabe des Denkmals auf dem Kleinen Rossrück zu sehen ist, sondern das unter anderem als Standesamt genutzte Gebäude in seinem Namen den Heimat- und Mundartdichter Paul Münch verewigt. Auf dessen Werk „Mir Pälzer un die Weltachs’“ gründet sich die Errichtung des Kleindenkmals durch Hans und Ludwig Ponader und damit die inzwischen 50-jährige Tradition des Weltachs-Schmierens (die RHEINPFALZ berichtete am vergangenen Freitag). Mitten im idyllischen Pfälzerwald führte die etwa vier Kilometer lange Strecke am Seewoog vorbei über Forststraßen und kleine Pfade. Diese werden vom Pfälzerwald-Verein freigehalten, welcher seit 1995 die Patenschaft für die Weltachs’ hat, aber auf Wunsch der zahlreichen Mountainbiker nicht ausgebessert wird. Den teils knorrigen Waldwegen und dem unaufhörlichen Nieselregen zum Trotz war die Wandergruppe guter Dinge. Allen voraus lief Otto Kindelberger, der nach seiner Försterausbildung in Waldleiningen mit Gelände und Geschichte vertraut ist, jedoch aus Mölschbach kommt. Auch die übrigen Teilnehmer waren zu einem großen Teil eigens für diesen Tag angereist. So Sieglinde Mock-Lehmann, die als Gemeinderatsmitglied in Hochspeyer mit Michael Gasiorek bekannt ist und sich für lokale Traditionen interessiert. Diese lockten auch Helmut Harth. Aus Hütschenhausen stammend hatte er durch den RHEINPFALZ-Artikel am vergangenen Freitag von der Schmierung erfahren und wurde darüber hinaus von der Aussicht auf das kulinarische Angebot im Anschluss angezogen. Auf dem Kleinen Rossrück angekommen führten Klaus Becker und Michael Gasiorek die Zeremonie durch. Im Anzug, angetan mit Zylinder und Schärpe, als Anlehnung an die Kleidung von Adjutanten des 19. Jahrhunderts, trug Klaus Becker „Mir Pälzer un die Weltachs’“ vor, wobei die entscheidenden Verse von den beiden Weltachsschmierern gemeinsam erklangen. „Do werd die Weltachs’ ingeschmeert unn uffgebasst, dass nix passeert.“ Dieses Zitat ziert auch das Denkmal, welches am 28. Juni 1964, auf den Tag genau 50 Jahre vor der diesjährigen Schmierung, eingeweiht wurde. Damit auch in Zukunft keine „Steerung in den Weltelaaf“ kommt, wurde die im Denkmal durch eine Steinsäule kenntliche Weltachse aus gleich zwei Ölkännchen mit „Pfälzer Wasser“ (Rosé-Wein) geschmiert, so dass im Publikum schon Stimmen laut wurden, die nach einem Eimer zum Auffangen des begehrten Schmiermittels verlangten. Zu ihrem Glück hatten die Gäste bereits bei der Begrüßung Jubiläumsgläser erstehen können, welche nun unentgeltlich zum Schmieren der eigenen Kehle gefüllt wurden. In der Zwischenzeit erzählte Klaus Becker Geschichte und Tradition der Weltachse. Errichtet wurde das jetzige Denkmal an der Stelle eines 200 Jahre alten Vermessungspunktes. Der ehemalige Stein war 1951 bei Forstarbeiten einer umstürzenden Buche zum Opfer gefallen und wurde ursprünglich genutzt, um die Höhe des Kleinen Rossrücks zu bestimmen. Die dafür ausgewählte Lage ermöglicht auch heute noch bei schönem Wetter einen weiten Blick auf den Donnersberg, Kaiserslautern und seine Umgebung bis hin zum Eulenkopf. Den Abstieg auf anderer, nicht minder schönen Strecke begleitete, wie auch schon den Hinweg und die Zeremonie, ein vierköpfiges Fernsehteam des SWR. Es drehte für eine 45-minütige Sendung über den Pfälzerwald-Verein, welche am 10. August um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Nachdem zum Ende der Zeremonie bereits ein Jagdsignal zum Essen rief, wurden zurück in Waldleiningen in der Paul-Münch-Scheune „Weck, Worscht un Woi“ sowie Leberknödel und Kuchen in geselliger Atmosphäre geboten. Diese nutzten auch die Kinder der Traditionsbegründer. Mit Brigitte Rothmund, geborene Ponader, aus Ingolstadt, und Wolfgang Ponader aus St. Gallen/Schweiz waren sie zum Teil über weite Strecken angereist und nutzten die 50. Jährung der Denkmalserrichtung für ein selten gewordenes Familientreffen der vier Geschwister und ihrer beiden Cousinen, den Töchtern von Hans Ponader. Eigens für Familien und Ältere, welche nicht die Möglichkeit hatten, an der morgendlichen Wanderung teilzunehmen, wurde am späteren Nachmittag noch einmal die Weltachsölung begangen, diesmal jedoch an der kleineren Version in der Ortsmitte.

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