Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

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Am morgigen Sonntagabend gegen Mitternacht wird eine Gruppe Pfälzer Skifahrer im fernen Südtirol eine Flasche Edelschaumweins entkorken. 400 Meilen von zuhaus’ will die Freundesschar darauf anstoßen, dass einer der ihren sein Berufsleben abschließt und die Schwelle zum Rentnerdasein überschreitet: Werner Holz geht in Pension. Seine Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau begann am 18. Januar 1990 und endet mithin morgen um 23.59 Uhr. Wie es bei Verabschiedungen so üblich ist, wurde in den vergangenen Wochen bereits alles gesagt und geschrieben, was nach 26 Jahren hauptamtlicher Bürgermeistertätigkeit wesentlich erscheint. Eher unüblich war bestenfalls die harsche Schelte der CDU, die dem Abgang des SPD-Politikers einen säuerlich-bitteren Beigeschmack verlieh. Zumindest einer der Christdemokraten hat sich für seine Worte entschuldigt. Das ehrt ihn und zeugt von persönlicher Größe, lässt ein Gutteil seiner Partei aber keineswegs besser dastehen. Ihr Verhalten war ungehörig, ungezogen und unangemessen − so wie im Anti-Holz-Wahlkampf ihr Hinweis auf medizinische Versorgung und Autokennzeichen unangebracht war. So geht’s halt zu in der Politik. Aber schon Friedrich der Große wusste: „Es gibt nur ein sicheres und unfehlbares Mittel, sich einen guten Ruf in der Welt zu erhalten: nämlich das wirklich zu sein, was man vor der Welt scheinen möchte.“ Ohnehin hat Werner Holz mit dem 1,62 Meter großen Preußenkönig einiges gemein, vor allem das Verständnis von Tugend. Umfassende Fachkompetenz und bestmögliche Vorbereitung zeichnet den Potentaten wie den Bürgermeister aus, ferner der politische Weitblick, die Liebe zu erlesenem Essen − und nicht zuletzt beider Faible fürs Querflötenspiel. Die hat Werner Holz wiederentdeckt und nimmt sogar Unterricht. Vorerst allerdings stellt er das Blasinstrument in die Ecke. Denn nach der Rückkehr aus Südtirol geht’s fast nahtlos weiter auf Kreuzfahrt nach Südamerika. Pensionierter Bürgermeister müsste man sein! Neue Wege beschreitet unterdessen der Otterberger Stadtbürgermeister. Nachdem ihm ein Nierenstein einen kurzfristigen Klinikaufenthalt eingetragen hat, versucht sich der genesene Martin Müller jetzt als Karnevalist. Der Schritt vom bürgermeisterlichen Rednerpult zur närrischen Bütt ist ja ohnehin nicht groß. Zudem dürfte den Otterberger, der lange Jahre als Stimmungssänger zu Tanz und Unterhaltung aufspielte, die Narrenkappe ebenso schmücken wie die Amtskette. Und während seiner Tätigkeit im landeshauptstädtischen Umweltministerium hat er zudem ein Mädchen aus dem närrischen Mainz gefreit. Mit besagter Antje reitet Martin Müller jetzt in die Narhalla ein. Am kommenden Samstag gibt das Duo sein Debüt in der Prunksitzung in Katzweiler, wo sie als Ritter und Knappe auftreten. Eine Woche drauf ist der Verwaltungschef in der Otterberger Hexensitzung als Lord zu bewundern, am Fastnachtswochenende schließlich in Schneckenhausen als Pater. Allein schon der Wechsel vom Harnisch zum Mönchshabit deutet auf die karnevalistische Multibegabung des wallonischen Tausendsassas hin. Und schon ersteht vor dem geistigen Auge das Bild eines paragrafenbewanderten Kavaliers in Rüstung, der Scharen minniglicher Fräuleins und schnarrender Hexen dahinschmelzen lässt. Vielseitiger Bürgermeister müsste man sein! Ohne Bürgermeister, aber keineswegs ohne Führung steht derzeit die Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach da. Seit dem Tod von Klaus Layes führt sein Erster Beigeordneter und CDU-Parteikollege Ralf Hechler die Amtsgeschäfte. Dessen Trauer über den Verlust des Freunds, Förderers und Weggefährten ist aufrichtig und tief. Wie überhaupt dieser Tod eine Betroffenheit ausgelöst hat, deren echte und nachhaltige Erschütterung angesichts der Oberflächlichkeit der gemeinhin üblichen Beileidsbekundungen anrührt, ja bewegt. In den ersten Tagen nach der Todesnachricht war auch Hechler tatsächlich in Trauer erstarrt. Zwischenzeitlich hat ihn die CDU als Nachfolgekandidaten für Layes benannt. Die FWG schickt die Lehrerin Gabriele Schütz in die Wahl, die am 13. März stattfindet. Auch die SPD will einen Bewerber aufstellen, seinen Namen aber erst kommende Woche bekanntgeben. Auf die Geheimniskrämerei der Genossen ist fast immer Verlass. Alle Versuche, das sozialdemokratische Geheimnis vorab zu lüften, kamen einem Bissen auf SPD-Granit gleich. Klar ist lediglich, dass Max Bottin nicht mehr ins Rennen geht. Im Vorjahr errang er gegen Klaus Layes immerhin 40,1 Prozent der Stimmen. Inzwischen hat der junge Mann aus Steinwenden-Obermohr sein Studium der Holzwirtschaft abgeschlossen und „einen guten Job in der Oberpfalz“, wie seine Mutter wissen ließ. Zudem, so ließe sich ergänzen, ist das Bürgermeisteramt auch nicht unbedingt der Traumjob eines 26-jährigen Naturfreunds. Jung und Holzwirtschafter müsste man sein! Aber ich bin halt nur

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