Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

Sein Bruder hat ihm ein Freudenfest ausgerichtet, nachdem Uwe Unnold am vergangenen Sonntag in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaiserslautern-Süd gewählt worden war. Die Freude gönnen wir den Geschwistern. Inzwischen dürften Schaumwein sowie alkoholhaltige und -freie Gärgetränke aufgezehrt sein. Es sei denn, man feiert nun das Fusionsgesetz, das gestern vorstellt wurde. Ja, für den wiedergewählten Herrn Bürgermeister ist es eine Woche der großen Auftritte. „Das ist schon eine tolle Nummer“, ließ sich Unnold am Wahlabend vernehmen. Das darf der FWG-Mann, denn 81,1 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen entfielen auf ihn. Allerdings lag die Wahlbeteiligung ja nur bei 40,7 Prozent. Da klingt der Hinweis des SPD-Gemeindeverbandsvorsitzenden Reinhold Meister, auch seine Partei habe zum Urnengang aufgerufen, fast ein bisschen kläglich. Meister führt die kümmerliche Beteiligung unter anderem auf das Zusammenfallen von Wahltag und Muttertag zurück. Und Meister wäre nicht Meister, klänge nicht auch leise Kritik an: „Die Leute wussten nicht, worüber sie abstimmten.“ Man kann halt nicht alles wissen, obwohl Meisters Partei schon im Vorfeld Aufklärungsarbeit über die Verbandsgemeinde-Fusion geleistet hatte − mit einem Faltblatt, in der sich der schöne Passus findet: „Jetzt wird’s kompliziert.“ Nicht minder komplex war wohl die Entscheidungsfindung der SPD, auf einen Gegenkandidaten für Unnold zu verzichten. Dabei gab es mindestens einen Genossen, der durchaus zur Kandidatur bereit gewesen wäre. Er kommt sogar aus Stelzenberg, wo übrigens dem Vernehmen nach der amtierende Ortsbürgermeister von seinem Vorgänger Meister allzeit gute bis sehr gute Ratschläge erhalten soll. Ein Namensvetter des wackeren, dem Komplizierten aufgeschlossenen und um Abstimmungsinhalte stets Bescheid wissenden Herrn Meister hat vor 200 Jahren einen Lehrbrief erhalten, der auch heute noch beherzigenswert erscheint. Im „Wilhelm Meister“ gibt Goethe seinem Titelhelden auf den Weg: „Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig. Handeln ist leicht, Denken schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem.“ Und weiter: „Das Beste wird nicht deutlich durch Worte. Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste.“ Kompliziert? Nein. Schon gar nicht, wenn man Meister ist. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau, Werner Holz, fährt an diesem Wochenende nach Kroatien. Das sollten Sie und ich eigentlich nicht wissen, weil’s eine private Tour ist, mithin Sie und mich nix angeht. Aber ein takt-, ruch-, ehr- , gewissen-, womöglich charakter-, jedenfalls diskretionsloser CDU-Politiker hat die streng nicht öffentliche Unternehmung des SPD-Bürgermeisters an die Öffentlichkeit gezerrt, auf dass sich diese das spitzbübische Maul darüber zerreiße. Zu erwarten ist ferner, dass Werner Holz just mit eben jenem mitteilungsfreudigen Klaus Backes in Gradac an den Gestaden der Adria zusammentreffen wird. Rein privat, wie das bei Privatmännern auf Privatreise so ist. Nun weiß ja jeder Sprachkundige, dass das lateinische das Eigene, Persönliche bedeutet. Privates gehört nicht der Allgemeinheit, sondern nur einer einzelnen Person oder einer eingegrenzten Gruppe von Menschen, die untereinander in einem vertrauten oder intimen Verhältnis stehen. Aber wer könnte in der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau im Moment an Intimität zwischen SPD und CDU nur denken? Man beharkt sich derzeit heftig wegen der auch hier verfügten Fusion mit anderen Gebietskörperschaften. Der oberste Kommunal- und Verwaltungsreformer Martin Junkernheinrich hat vorgeschlagen, die VG Bruchmühlbach-Miesau mit den VGen Schönenberg-Kübelberg und Waldmohr zusammenzulegen. Die gehören beide zum Kreis Kusel, aber nach Vorstellung von Junkernheinrich und der Mainzer Landesregierung sollen nach 2019 „die Strukturen der Landkreise“ ohnehin „optimiert“ werden. Holz und seine SPD ziehen sich das von Junkernheinrich gestrickte, von der Landesregierung angepriesene Mäntelchen wohl oder übel an. Dagegen macht die CDU vehement Stimmung. Dem Bürgermeister wirft sie vor, er habe den Ratsmitgliedern wichtige Informationen vorenthalten und sei zudem ein Wendehals. In einem derzeit stattfindenden Bürgerbegehren sammelt sie „Nein“-Stimmen gegen den kreisübergreifenden Dreier. Den will sie nicht. Was aber will sie? Den Schulterschluss mit dem CDU-dominierten Ramstein-Miesenbach? Weil der jetzt antretende CDU-Bürgermeisterkandidat in Bruchmühlbach-Miesau für den Fall seiner Wahl und den Fall dieser Fusion hauptamtlicher Beigeordneter werden würde? Aber kann die Union dann der SPD ernsthaft „macht- und parteipolitisches Kalkül“ vorwerfen? Spielt Holz wirklich mit gezinkten Karten, indem er wichtige Informationen gar nicht oder nur tröpfchenweise rauslässt? Weiß er und weiß die CDU, dass der amerikanische Psychotherapeut Brad Blanton in seinem Konzept der „Radikalen Ehrlichkeit“ auch „Informationszurückhaltung“ als „Form der Lüge“ bezeichnet? Wie kann unsere Landesregierung weiterhin einvernehmliche Fusionen auf freiwilliger Basis propagieren, derweil sich die Basisdemokraten schwarz ärgern und blutig rot die Köpfe einschlagen? Werden die Herren Backes und Holz darüber sprechen, wenn sie sich heute auf neutralem kroatischen Boden zum Privatgespräch begegnen? Eine Welt voller Fragen. Wer möchte da keine Faltblätter mit dem Hinweis „Jetzt wird’s kompliziert“ in Umlauf bringen?

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