Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

Streiten Sie gern? Oder helfen Sie lieber? Oder sind Sie eher der philosophische Typ, der über die Gesellschaft sinniert? Oder der aktive, der auf Missstände aufmerksam macht? Im Landkreis ist derzeit alles geboten. In Schopp wird über die künftige Zugehörigkeit der Gemeinde gestritten; das meine ich im positiven Sinn. Schließlich wird immer mal wieder mehr Streitkultur von den Deutschen gefordert. Meist von den Politikern. Doch dies heißt nicht, sich anzuschreien und dann beleidigt und wortlos den Rücken zuzukehren. Das wäre wohl kaum „Kultur“. Beim richtigen Streiten geht es darum, Argumente auszutauschen und seine Meinung mit allen – verbalen! – Mitteln zu verteidigen. Oder sich auch mal vom Gegenteil überzeugen zu lassen! In der Politik ist dies heute vielerorts verloren gegangen. Im Bundestag riskiert kaum einer mehr einen Ordnungsruf – wie sie Politiker vom Schlag eines Wehner und Strauß en masse provozierten. Da wird artig die wohlformulierte Rede vorgelesen. Das andere Extrem ist eine Unkultur, in der nicht mehr über die Sache gestritten, sondern der Andersdenkende persönlich diffamiert wird. Die Zukunft Schopps bietet die beste Voraussetzung fürs Debattieren. Streitpunkte und Argumente lassen sich unzählige austauschen; die Bürgerversammlung am Dienstag war ein hervorragendes – und bestens genutztes – Forum dafür. Schön, dass das Volk sich noch aufrafft und sich mit der Politik direkt auseinandersetzt. Dass es da immer mal zu schrille Töne gibt, muss in Kauf genommen werden, solange der Tenor nicht ins Aggressive umschlägt und die Sache im Vordergrund bleibt. Also: Wutbürger in Maßen. Streitkultur: Ja bitte! Weder wütend noch streitend geht es in Otterberg bei Ingo Dein zu. Gut, ein klein wenig wütend hat es den engagierten Bürger wohl schon gemacht, als er Hilfe für Asylbewerber suchte und nur gegen Bürokratiehürden stieß. Aber das hat schließlich dazu geführt, dass er nicht lange auf Unterstützung von oben wartete, als er die Idee hatte, den Ausländern deutsch beizubringen, sondern es einfach tat. Wie die Jungfrau zum Kinde kam der Verwaltungswirt im Ruhestand zu den jungen Asylsuchenden und damit zu seinem Job als juristischer Helfer und Deutschlehrer. Während die Verwaltung noch prüft, ob vielleicht ein Paragraf dagegen spricht, einen Raum in der Grundschule für solche Zwecke zur Verfügung zu stellen, und das Land sich den tatkräftigen Mann für seine Ehrenamtsaktion „Ich bin dabei“ als Vorzeigebürger an die Brust heften wollte, hat jener sich schnell von dannen gemacht und mit dem Unterricht losgelegt. Bevor er noch ein Antragsformular zur Anmeldung für ein Seminar zur Ausübung des Lehramts Deutsch als Fremdsprache vorgelegt bekommen konnte. Und die sechsmonatige Bearbeitungszeit bis zum Seminarbeginn mit der Beantragung eines Unterrichtsraumes mit der vorgeschriebenen Grundfläche pro Person verbringen musste. Oder das Sitzmobiliars auf die nach EU-Richtlinien vorgegebene Ergometrie zu prüfen hat. Dass es auch anders geht, hat Anne Feind vom Mehrgenerationenhaus bewiesen. Die Hausherrin hatte den Verve, einfach einen Raum aufzuschließen, Lehrer und Schüler reinzulassen – und der Unterricht begann. Unglaublich! Jetzt lernen Deins Schüler einfach so Deutsch. Tja, während manche noch prüfen, machen andere schon. Ich überlasse es dem Leser und der Leserin zu urteilen, ob es da einen Geschlechterunterschied gibt. Wer über diese Frage tiefer nachdenken möchte, sollte die Ausstellung „Männer leben Vielfalt“ in der Kreisverwaltung besuchen. Als Mann am besten in weiblicher Begleitung, dann können die Argumente direkt ausgetauscht werden. Wohl kaum eine Frage des Geschlechtes ist es, ob der Einzelhandel im Ort unterstützt wird oder nicht. Die Hochspeyerer Selbstständigen wollen den Bürgern vor Augen führen, wie es wäre, wenn alle Geschäfte leerstünden: In der kommenden Woche simulieren sie geschlossene Türen und verkleben die Fenster. Das wird sicher kein schönes Bild. Und wahrscheinlich auch etliche anregen, darüber und über ihr Kaufverhalten nachzudenken. Ob es sich allerdings aufs Verhalten auswirkt, ist dahingestellt. Viele sagen sich: Ich bin eh in der Stadt und erledige alles da. Tja, hoffentlich bleibt es nicht beim üblichen Bedauern des Einzelhandels- und Tante-Emma-Laden-Sterbens, während man im Mega-Store den Rieseneinkaufswagen wortlos und suchend durch die endlos langen Gänge schiebt.

x