Kreis Kaiserslautern „Eine ,halbe Weltreise’ ist mal zumutbar“

Den Geschäftsmann treibt die Sorge um wohl unstrittige Umsatzeinbußen um, die Arbeitnehmerin die Angst, sie könne samstags früh nicht zur Arbeit und am Nachmittag nicht mehr heim. „Und wie kommen unsere Kinder ans Haus?“, fragt ein älteres Ehepaar. Ludwig Linsmayer gibt sich alle Mühe, Bedenken zu zerstreuen. Das gelingt nicht immer. Doch die Ramsteiner ziehen offenbar mit in puncto Rheinland-Pfalz-Tag. So zumindest der Eindruck, der sich bei einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend gewinnen ließ.

Information soll ganz, ganz groß geschrieben werden. Und so tagt denn heute Nachmittag schon wieder eine große Gruppe Ramsteiner im Haus des Bürgers. Alle freiwilligen Helfer sind diesmal aufgerufen, sich auf den neuesten Kenntnisstand bringen zu lassen. Am Donnerstagabend erst waren alle Einheimischen geladen, bei einer Bürgerversammlung aktuellste Infos mitzunehmen – und gerne auch eigene Anliegen zu formulieren. In Ramstein strahlt nämlich nicht nur die Sonne bis Ende kommenden Monats. Eitel Sonnenschein ob der großen Chance, die Stadt zum 800. Jubiläum landesweit in den Fokus rücken zu dürfen, wird auch hier und da durch Kleinigkeiten getrübt. Man sei sich durchaus bewusst, dass man den Stadtbewohnern so einiges abverlange, räumte denn am Donnerstag die Verwaltungs- und Organisationsspitze auch unumwunden ein. Aber: „Wir werden so etwas nicht noch einmal erleben“, sagte Joachim Felka. „Positiv gestimmt“ solle man die Aufgabe gemeinsam anpacken. Bürgermeister Klaus Layes, Erster VG-Beigeordneter Ralf Hechler, Organisations-Leiter Felka, auch der für die Ordnungsbehörde verantwortliche VG-Abteilungsleiter Mathias Wittemann: Sie alle schworen die Bürger regelrecht ein auf Ramsteins historische Chance. Es wird auch haken. Daran ließen jene keinen Zweifel, die Zeit und Kraft darauf verwenden, behördliche Hürden zu meistern und Planspiele zu betreiben, sich Köpfe zerbrechen. Ihr Augenmerk gilt der Aufgabe, die erwartete Menschenmasse zu kanalisieren, Besucherströme zu lenken, unweigerlich auftretende Verkehrsprobleme möglichst klein zu halten. Wie kommen die Kunden zum Geschäft? Gar nicht. Zumindest nicht mit dem Auto. Und da funktioniere auch nicht der Deal nach dem Motto: „Doch nur mal ganz kurz.“ Unmissverständlich bekamen die Anlieger der Innenstadt zu hören, dass Unannehmlichkeiten nicht zu vermeiden seien. Dazu zählt auch, dass Bewohnern bestimmter Straßen der öffentliche Parkraum beschnitten – und Autobesitzern geöffnet wird, die ganz woanders wohnen. Das ist Folge des Konzepts, das die Zufahrtsberechtigungen regelt. Während des Landesfests soll die City autofrei sein. Mit Ausnahmen. Die sind genau geregelt. Die Verkehrsfragen waren es, die bei der Bürgerversammlung im Mittelpunkt des Interesses standen. Hermann Hussong, Marco Metzner und Stadtbeigeordneter Ludwig Linsmayer haben das ausgetüftelt – und standen mit Rede und Antwort. Wenn Ramstein schon ab Mittwoch dicht ist, sieht Kaufmann Michael Jahke Umsatzeinbußen drohen. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm das nicht schmeckt. „Ich muss mir halt was überlegen, meine Werbung entsprechend umstellen“, meinte der Inhaber des E-Center. Ein älteres Ehepaar wollte wissen, wie es um die Zufahrtsgenehmigung für die eigenen Kinder bestellt sei, die zu Besuch kommen wollten. Eine Frau aus Miesenbach fürchtet, nicht zur Arbeit zu kommen. Durchfahren funktioniere nicht. Also müsse sie einen Umweg rund um Ramstein in Kauf nehmen. „Das ist ja eine halbe Weltreise“. Hussong, Linsmayer und Mitstreiter sind allerdings der Ansicht, dass „halbe Weltreisen“ dieser Größenordnung zumutbar seien. „Es dreht sich doch nur um ein paar wenige Tage.“

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