Kreis Kaiserslautern „Die großen Veränderungen sind nicht nötig“

Der CVJM Pfalz will Förderschüler besser auf die Arbeitswelt vorbereiten. Mit einem gezielten praktischen Training sollen Werte wie Sozialkompetenz oder Durchhaltevermögen vermittelt werden. Am Montag hat in Otterberg das Pilotprojekt „Erlebnis. Beruf. Abenteuer.“ begonnen.

„In manchem Förderschüler steckt eine Fachkraft“, ist sich Margit Obländer-Zech sicher, dass mit der richtigen Unterstützung viel erreicht werden kann. Dabei sind laut ihrer Erfahrung gar nicht die großen Veränderungen, die großen Lernschritte nötig, um die jungen Menschen fitter für den Arbeitsmarkt zu machen und ihre Chancen zu verbessern. „Was ihnen fehlt, sind für uns Selbstverständlichkeiten“, bringt es Obländer-Zech auf den Punkt: Viele wüssten gar nicht, wie sie sich außerhalb des bekannten Radius’, der meist nicht über das Zuhause und die Schule hinaus geht, zu benehmen haben. Wie verhalte ich mich bei gemeinsamen Mahlzeiten? Wie esse ich ein Gericht, das mir bislang unbekannt war? Plötzlich muss mit lauter fremden Menschen im Team zusammengearbeitet werden. Mein Chef stellt mir eine Aufgabe und ich verstehe ihn nicht: Wie reagieren? Meist folgt Frust und Verweigerung, meint Obländer-Zech, weil die Schüler nicht gelernt haben, damit umzugehen. „Für uns sind das Selbstverständlichkeiten“, fasst es die CVJM-Vorsitzende zusammen. Für die Förderschüler sind es dagegen zum Teil ernsthafte Konfliktsituationen am Arbeitsplatz. Wer da schon Probleme zeigt, hat vermutlich wenig Chancen, die Probezeit zu überstehen. In diesem Wissen hat Margit Obländer-Zech das Projekt „Erlebnis. Beruf. Abenteuer.“ ins Leben gerufen und gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Förderschullehrer entwickelt. Herausgekommen sind drei jeweils dreitägige Module, die von den Schülern der Abschlussklasse im Laufe eines Jahres durchlaufen werden. Im ersten Modul, das am Montag mit zwei Übernachtungen auf der Johannishöhe begann, geht es um das Verlassen der gewohnten Umgebung, um Selbstvertrauen und Grenzerfahrungen – zum Beispiel im Hochseilgarten –, Vertrauen zu anderen aufbauen und um Schulung der Kommunikationsfähigkeit. Im zweiten Modul sollen handlungsorientierte Erfahrungen im Lebensraum Wald, Arbeitsplanung, der Umgang mit Werkzeugen, das Durchhaltevermögen und handwerkliche Fertigkeiten vermittelt und geschult werden. Im letzten Modul, das kurz vor dem Schulabgang ansteht, liegen die Schwerpunkte auf Sozialkompetenztraining. Sprach-, Kontakt- und Teamfähigkeit sowie Problemlösestrategien und Organisation werden geschult. Zudem werden dann hauswirtschaftliche und „grüne“ Berufe in Kooperationen mit Unternehmen vorgestellt. „Wir wissen, unser Projekt ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, ist Obländer-Zech realistisch. Aber jede Möglichkeit, den Förderschülern praktisches Erleben zu ermöglichen, bringe sie einen Schritt weiter. Ein Teil der Projektkosten wird über die Bildungskampagne „1setzen!“ des Deutschen Kinderhilfswerkes übernommen. Weitere Sponsoren konnte das CVJM bislang noch nicht finden und wird deshalb beim Pilotprojekt, das am Montag mit einer Gruppe von 15 Schülern der Fritz-Walter-Schule (Kaiserslautern), der Hans-Zulliger-Schule (Enkenbach) und der Jakob-Muth-Schule (Kusel) begann, die restlichen Kosten übernehmen. (thea)

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