Kreis Kaiserslautern Der Eisenbahner als Chronist

Er veröffentlichte über hundert Beiträge über Land und Leute der Westpfalz. Robert Müller, vom Beruf her ein verdienter Eisenbahner, sammelte in seiner Freizeit unermüdlich Material über geschichtliche Ereignisse und hiesige Begebenheiten. Die Ergebnisse seines Forschens teilte er in Artikeln und Vorträgen, Anekdoten und Erzählungen mit.

Robert Müller, am 8. Oktober 1905 in Landstuhl geboren, besuchte nach der Volks- und Lateinschule das Gymnasium in Kaiserslautern. Er absolvierte eine Ausbildung zum Ingenieur und war zunächst bei Unternehmen des Hoch- und Tiefbaus tätig. 1929 trat er in den Dienst der Reichsbahn. Er arbeitete bei verschiedenen Bahnmeistereien der Direktionen Ludwigshafen, Saarbrücken und Mainz. Seine schwersten Jahre erlebte er in Pirmasens-Nord, als gegen Kriegsende Bahnhof und Gleisanlagen durch ständige Fliegerangriffe zerstört wurden. 1945 beauftragte ihn die Militärverwaltung, die Gleise, Tunnel und Brücken wieder herzustellen. Der engagierte Eisenbahner verfasste über diese Zeit eine illustrierte Dokumentation, in die er die menschlichen Schicksale einbezog. In den beiden letzten Jahrzehnten seines beruflichen Lebens wirkte er als Betriebsingenieur und ständiger Vertreter des Amtsleiters beim Bahnbetriebsamt in Kaiserslautern. Nach 43 Dienstjahren trat er im Jahre 1970 in den Ruhestand. Müller, der mit seiner Familie in der Landstuhler Schulstraße wohnte, musizierte fortan mit Freunden, wobei er sich als Cellist einbrachte, und ging seinen historischen Interessen nach. Der Heimatforscher stöberte in Gemeindearchiven wie in Kirchenbüchern, in Notariatsakten und Protokollen der früheren französischen Präfektur. Er befasste sich mit dem Inhalt verstaubter Truhen auf Dachböden und unterhielt sich mit älteren Leuten, die ihm die Menschen und Verhältnisse von anno dazumal schilderten. Nachdem Müller schon wiederholt Vorträge in Vereinen, Gemeinden und der Volkshochschule gehalten hatte, wertete er nun seine Aufzeichnungen und Notizen aus und brachte sie in zahlreichen Veröffentlichungen anderen Menschen näher. Seine Publikationen erschienen in Zeitungen und Zeitschriften, im Heimatjahrbuch des Landkreises und im Westricher Anzeiger. In den Serien „Aus der westpfälzer Chronik“ und „Im Landstuhler Anekdotenbüchlein geblättert“ berichtete er, wie der letzte Graf von Sickingen seine Herrschaft wiedergewann und sie bald darauf noch einmal verlor, oder warum die Alte Kapelle in Landstuhl außerhalb der einstigen Stadtmauer steht. Er schilderte Glanz und Not im Landstuhl des 18. und 19. Jahrhunderts, schrieb über Kindsbach in Napoleonischer Zeit und die ehemalige jüdische Gemeinde der Sickingenstadt. Müllers Tod hat sich gestern gejährt. Er starb am 1. Januar 1990 in seiner Heimatstadt. |Repro: Hamm

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