Kreis Kaiserslautern Bohren und Bauen statt Kuchen und Knödel

Die Landfrauen stürmten den Toom Baumarkt in Landstuhl, um ihre handwerklichen Fähigkeiten zu erweitern.
Die Landfrauen stürmten den Toom Baumarkt in Landstuhl, um ihre handwerklichen Fähigkeiten zu erweitern.

Das die holde Weiblichkeit hervorragend Handwerken kann, bewiesen über 50 Landfrauen bei der „Ladies Night“ beim Handwerkskurs im Baumarkt. Sie wollen nicht nur, sie können bohren, schleifen, sägen. Der Kurs, vom Kreislandfrauenverband ausgerichtet, war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.

Freitag, später Nachmittag. Der Frauenanteil im Landstuhler Baumarkt Toom steigt schlagartig. Am Eingang versammeln sich ganze Trauben gut gelaunter Damen mit der festen Absicht „Ich will bohren!“. Argwöhnische Männer beäugen auf dem Weg ins Innere „ihres“ Baumarktes das Geschehen. Das stört die Frauen nicht. Sie sind hier und werden erst wieder gehen, wenn sie den Umgang mit Bohrmaschine und Co. gelernt und ein Zertifikat, einen Maschinenführerschein, in der Tasche haben. Nicole Weis vom Vorstandsteam der Kreislandfrauen hatte die Idee, einen solchen Workshop ins Landfrauenprogramm aufzunehmen. „Eine tolle Sache“, war Kreisvorsitzende Ingrid Stach sofort dabei. Weis, die beim Workshop selbst mit an die Maschinen ging, hat einen echten Nerv getroffen. Kaum im Angebot, war der Kurs schon ausgebucht. Es mussten sogar Absagen erteilt werden. „Mit dem Baumarkt Toom haben wir einen tollen Ausrichter gefunden“, sagt Stach voll des Lobes für die Organisation von Marktleiter Michael Trojanowski. Den Teilnehmerinnen steht nicht nur reichlich kostenloses Baumaterial einschließlich eines Imbisses zur Verfügung. Es sind auch Fachleute vor Ort, die erklären: Was hat es mit dem handlichen Akkuschrauber auf sich? Was kann ein gar nicht mal so großer Bohrhammer alles? Wie wird geschliffen, gesägt und richtig geklebt und wie die richtige Farbe verstrichen? Die Theorie kommt an, die Praxis an den Maschinen, lässt Spaß und Stimmung wachsen. Fünf Stunden später: Die Landfrauen sind ein bisschen müde, aber immer noch allerbester Dinge. Jede hält das Zertifikat und ein großrahmiges Vogelhaus in Händen. Keins von der Stange. Eins, das sie „fachfrauisch“ gebaut und gleich noch wetterfest angestrichen haben. Für die Frauen ein Erfolg auf ganzer Linie. „Unabhängig von den Männern sein“, hatte eingangs etwa Ingrid Bessai von der Landfrauen Ortsgruppe Wörsbach ihre Motivation umschrieben und gesagt, autark zu sein, dass sei gut, gerade auch, wenn es um das Handwerkliche am und im Haus gehe. „Ist doch unpraktisch, wenn ich immer auf den Mann warten muss, nur weil ein Dübel in die Wand soll.“ Sie und eine Reihe weiterer Wörsbacher tragen bei der Arbeit stolz ihr lila T-Shirt „Make Landfrauen great again“. Constanze Sturm und Ursula Bartelmeß von den Ramsteiner Landfrauen sehen den Umgang mit den Handwerksmaschinen ganz unabhängig von den Männern. „Was man kann, das kann man!“ Die Lust am Handwerken hat Else Albrecht, Stellvertretende Vorsitzende im Kreislandfrauenverband, längst für sich entdeckt. „Ich habe eine Bohrmaschine und kann auch damit umgehen. Ich bin aber neugierig, was ich Neues lernen kann“, ist auch sie voller Elan im Baumarkt am Werkeln und vor allem am Zuhören, was die Fachleute zu sagen haben. Landauf, landab ist bekannt: Die Kuchen der Landfrauen sind legendär, die Bratensoßen zum Niederknien und die Knödel ein himmlischer Genuss. Nun unternehmen sie also auch noch einen breiten Vorstoß in eine vermeintliche Männerdomäne. Dass Landfrauen wohl vielfältiger als ihr Image sind, ist auch eine Erkenntnis, ein Erfolg aus dem Workshop. Und noch einen Erfolg gibt es: Bei der Veranstaltung im Baumarkt waren viele Frauen da, die sich sonst bei Landfrauenveranstaltungen nicht unbedingt sehen lassen. „Sehr gut“, sagt dazu die Kreisvorsitzende Ingrid Stach.

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