Neuburg Sumpfschildkröte Nummer 400 in Freiheit

Umweltministerin Katrin Eder entlässt die 400. Sumpfschildkröte in die Freiheit.
Umweltministerin Katrin Eder entlässt die 400. Sumpfschildkröte in die Freiheit.

Am Mittwoch hat Umweltministerin Katrin Eder zusammen mit Schülern vier Sumpfschildkröten am Altrhein ausgesetzt. Für alle Beteiligte ist das grenzüberschreitende Projekt ein Erfolg.

Im Altrheinarm am Mittelgrundweg wurde am Mittwoch die 400. Sumpfschildkröte in die Freiheit entlassen. Nicht ganz alleine zwar, denn weitere drei Exemplare dieses Tieres, das vor Jahren noch vom Aussterben bedroht war, durften sie ins kühle Nass des Altrheines begleiten. Für alle Beteiligten an diesem Wiederansiedlungsprojekt des NABU (Naturschutzbund) war dies Grund genug, von einem großen Erfolg der Aktion zu sprechen. Das sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne), die aus diesem Anlass nach Neuburg gekommen war.

Katrin Eder dankte dabei nicht nur dem NABU für sein Engagement, sondern vor allem auch dem Landkreis Germersheim und der Ortsgemeinde Neuburg für die Unterstützung. Biodiversität genieße hier in der Region eine große Bedeutung, meinte die Ministerin, die auf die Bedeutung gesundere Ökosysteme auch für die Gewinnung des Trinkwassers verwies. Toll sei vor allem auch, dass der Naturschutz keine Grenzen kenne und man von Anfang an auch mit den französischen Nachbarn jenseits der Lauter sehr gut zusammen gearbeitet habe.

Nähe zu Frankreich wichtig

An den Beginn des Interreg-Projektes „Sumpfschildkröte ohne Grenze“ ab 2009 erinnerte auch Landrat Fritz Brechtel (CDU), der ebenfalls die gute Zusammenarbeit mit den Naturschutzeinrichtungen im Elsass hervorhob. Cosima Lindemann, Landesvorsitzende des NABU Rheinland-Pfalz, berichtete, dass man am Standort Bobenheim-Roxheim seit Projektbeginn im Jahre 2008 bereits 250 Sumpfschildkröten ausgesetzt habe, in Neuburg seien nun insgesamt 150 Tiere in die Freiheit entlassen worden. Der Altrhein bei Neuburg sei für das Projekt wegen der hervorragenden Bedingungen ausgewählt worden, auch wegen dessen Nähe zu Frankreich. Dem Senckenberg-Institut der Landauer Universität sei man dankbar für deren wissenschaftliche Begleitung („Emys-R“), dem Sea Life in Speyer als ältestem Partner des Projektes für die Betreuung der Tiere vor ihrer Auswilderung.

Nummer 400 wird für die Freiheit vorbereitet.
Nummer 400 wird für die Freiheit vorbereitet.

Sea-Life-Kurator Arndt Hadamek berichtete über die bisherigen Bemühungen um Züchtung und Aufzucht der Tiere, die eine bestimmte Größe erreicht haben müssen, ehe sie ausgewildert werden können. Eigens dazu eröffnete das Sea Life Speyer schon 2015 einen 180 Quadratmeter großen Außenbereich. Zusammen mit weiteren Mitarbeitern war er nach Neuburg gereist: im Gepäckraum eine Box mit vier Sumpfschildkröten. Eine davon war bereits mit der Ziffer 400 gekennzeichnet. Alle vier Exemplare durften aber nicht gerade so davon schwimmen. Zuvor wurden sie noch einmal gewogen und vermessen. Und jede erhielt einen Chip mit Kenndaten, damit man ihren Weg in den nächsten Jahren auch verfolgen kann.

Schüler interessiert und begeistert

Den vier Tieren war deutlich anzumerken, dass sie den Weg in das nasse Element suchten. Zuvor aber wurden sie bestaunt. Von den geladenen Gästen der Veranstaltung, zu der Ortsbürgermeister Hermann Knauß eingangs begrüßen konnte, vor allem aber auch von den Schülern der zweiten Grundschulklasse aus Neuburg mit ihrer Lehrerin Steffie Westermann. Sie kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, alle wollten die Sumpfschildkröten einmal in der Hand halten und aus der Nähe betrachten. Und auf die Frage von Landrat Fritz Brechtel, wer denn eine Sumpfschildkröte ins Wasser lassen möchte, gingen spontan alle Hände hoch. Doch so viele Tiere hatte das Sea-Life-Team gar nicht dabei. Da hätten die Schüler vor kurzem kommen müssen, als weitere 47 Tiere in den Altrheinarm entlassen wurden.

Dafür erklärten die Mitarbeiter den Mädchen und Jungen aber einiges über das Aussehen und die Lebensweise der Tiere und beantworteten viele Fragen. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass die Sumpfschildkröte die einzige in Deutschland vorkommende wilde Schildkrötenart sei. Sie lebt in stillen und langsam fließenden Gewässern und halte sich im Uferbereich großer Seen und Feuchtgebiete auf. Früher war sie charakteristisch für die Auengebiete am Oberrhein. Vor allem im Mittelalter wurden sie massenhaft gefangen und als Fastenspeise oder Delikatesse verkauft. Gerade der Markt in Speyer war ein großer Umschlagplatz für den Verkauf über die Region hinaus. Weitere Gründe für das Aussterben sei die Zerstörung der Lebensräume durch die Flussbegradigung und die Grundwasserabsenkung gewesen. Im Zuge der landwirtschaftlichen Intensivierung wurden auch die Eiablageplätze zerstört. Beim Wiederansiedlungsprojekt des NABU würden ausschließlich Tiere ausgewildert, die der ehemals heimischen Europäischen Sumpfschildkröte genetisch nahe stehen und so am besten an die vorhandenen klimatischen Lebensbedingungen angepasst seien.

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