Kreis Germersheim Politiker auf Stimmenfang bei Waldarbeitern

Hatzenbühl. Der Wald hat viele Funktionen, denn er ist ein Erholungs- und Lebensraum, Holzlieferant und dadurch eine wirtschaftliche Ressource. Über 42 Prozent der Landesfläche, rund 840.000 Hektar, sind in Rheinland-Pfalz mit Wald bedeckt. Er ist aber auch ein Arbeitsplatz und die Stimmen der Waldarbeiter sind bei der anstehenden Wahlen gefragt.

Dementsprechend prominent war das Podium mit Andy Becht (FDP), Bernhard Braun (MdL/Grüne), Christine Schneider (MdL/CDU) und Marcel Hürter (MdL/SPD) besetzt, die über die Zukunft der Landesforsten (so nennt sich die Forstverwaltung des Landes) diskutierten. Generell zweifle man an der Einrichtung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald und dem Naturschutzgroßprojekt Bienwald nicht, wie Roland Scherrer von der Bezirksfachgruppe Forst der IG Bauen, Agrar, Umwelt (BAU), die zur Veranstaltung eingeladen hatte, im Vorfeld betonte. Aber über die Arbeitsbedingungen in der Forstwirtschaft und die behördlichen Strukturen bestehe Redebedarf. Denn das Personal habe stark abgenommen. „Im Jahr 1980 gab es 2500 Waldarbeiter in Rheinland-Pfalz, 2010 waren es noch rund 600“, informierte Moderator Jörg Senftleben (IG BAU). Das Durchschnittsalter bei den Waldarbeitern liege derzeit bei 54 Jahren und jährlich würden gerade einmal 35,5 Stellen nachbesetzt. Landesforsten Rheinland-Pfalz ist in einem dreistufigen System – Forstämter, Zentralstelle der Forstverwaltung und Ministerium – aufgebaut. „Diese Dreistufigkeit hat sich bewährt“, sagte Hürter. Allerdings müsse die Durchgängigkeit zwischen den Beschäftigungsgruppen besser werden. Auch Braun bescheinigte eine „gute Struktur und Ausgangsposition in Rheinland-Pfalz“. Dass sich die gesellschaftliche Einstellung zur Natur und dem Wald in den letzten Jahren stark gewandelt habe, stellte Schneider heraus. „Dahingehend lässt die Informationspolitik zu wünschen übrig“, so die Politikerin. „Der Master ist genauso viel Wert wie der Meister“, meinte Andy Becht, auf die Aufstiegschancen der Waldarbeiter angesprochen. Denn es mangele an Nachwuchs, die Bezahlung grade im Einstiegsbereich sei schlecht und Landesforsten überaltert. Alle Diskutanten sprachen sich dafür aus, ein Augenmerk auf die Ausbildung und die Aufstiegschancen zu legen. „Das Gehalt ist zu niedrig“, fasste es Hürter zusammen. Vor allem im „unteren Bereich“ werde viel Arbeit geleistet und dort müsse man zulegen, ergänzte Braun. Von „Wahlgeschenken“ wollte aber niemand sprechen. Auch, dass zusätzliche Aufgaben beispielsweise im Bereich der Umweltbildung nur mit entsprechenden finanziellen Mitteln zu stemmen seien, war den Politikern klar. Man wolle die einzelnen Interessen – den Naturschutz gegen die Wirtschaftlichkeit des Waldes – nicht gegeneinander ausspielen, war sich das Podium einig. (bja)

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